Sehr geehrter Herr Dr. Nohr,
ich hatte ihnen ja bereits letze Woche unser Problem mit dem Mama-, Papa-Rufen nachts geschildert. Wir sind daraufhin Ihrem Rat gefolgt und haben unseren Sohn nachts zu ins Zimmer geholt.
Nun haben wir schon drei Abende hintereinander den Kampf, dass unser Sohn (28 Monate) gar nicht mehr alleine einschläft. Sobald ich nach ein paar Streicheleinheiten den Raum verlasse, steht er im Bett und ruft, dass ich ihn erneut streicheln soll.
Wir haben ihn immer alleine Einschlafen lassen: dabei brummte er immer zur Beruhigung. Das hat immer gut geklappt.
Wenn ich wieder rein gehe un ihm zu erklären, dass er schlafen soll wird er richtig zornig und ängstlich zugleich. Er schreit/weint, ist pitsch nass am Kopf und bettelt, dass man ihn hoch nimmt. Er ist dann total in Rage und streckt die Arme nach mir aus und klammert sich an mich.Auch irgendwie ängstlich. Ich lege mich dann nach langen o.g. Versuchen auf eine Matratze zu ihm ins Zimmer. Dann schläft er sofort ein.
Mit einem Nachtlicht haben wir es auch schon versucht.
Ich weiß nicht, was mit ihm los ist...
Er steckt auch mitten in der Trotzphase: möchte alles alleine machen, selbst entscheiden und hat wegen Kleinigkeiten plötzlich schlechte Laune und weint und ist zornig, wenn man ihm etwas verneint. Hängt es evtl. damit zusammen?
Für eine erneute Antwort wäre ich sehr dankbar.
Mit freundlichen Grüßen Tina Jung
von
TinaJung
am 19.02.2019, 07:42
Antwort auf:
Sohn schläft nicht mehr alleine ein
Liebe Tina Jung,
was bisher klappte, muß in veränderten Situationen nicht weiter klappen. In diesen Phasen, die neben den Autonomiebedürfnissen oft mit größerer Ängstlichkeit verbunden sind, scheint das alleine einschlafen nicht mehr zu funktionieren. Wenn er alleine einschlafen soll passiert ja gerade das, was er vermeiden will, das alleine bleiben. Was ich mit meiner Antwort meinte war, dass es diese Phasen immer wieder gibt, in denen die Kinder den Kontakt/Anwesenheit brauchen, bis sie eingeschlafen sind. Wo das stattfindet ist eigentlich egal. Wenn in seinem Zimmer war die Idee, dass er bei wachwerden kommen kann. Aber es geht um die Einschlafphase, da braucht er Sie, bis er eingeschlafen ist . Und genau diese Erfahrung haben Sie gemacht. Sehen Sie es nicht als Rückschritt, sondern als temporäres Bedürfnis, was nach innerer Stabilisierung wieder vergeht.
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 19.02.2019
Antwort auf:
Sohn schläft nicht mehr alleine ein
Liebe Tina,
Unsere Erfahrungen:
Wir haben, als unser Sohn so alt war wie euer, auch jeden Abend lange „gekämpft“ bis er eingeschlafen war. Unsere Vorstellung dass er nach Geschichte vorlesen oder Lied vorsingen von allein einschläft, hat sich nie umsetzen lassen. Wir alle waren unzufrieden mit der Situation. Mein Sohn hat viel geweint, wir Eltern waren oft verzweifelt und wütend.
Nun ist er fast vier Jahre alt und sein jüngerer Bruder 8 Monate und wir begleiten beide in den Schlaf. Wir Eltern haben „einfach“ (das mal in Anführungszeichen gestellt, denn so einfach ist es nicht) unsere Einstellung und Vorstellung geändert und genießen jetzt diese besondere Zeit am Tagesende, die wir mit ihnen verbringen.
Mit dem Großen lesen wir Geschichten oder erzählen vom Tag (bei der Gelegenheit erfahren wir viel über seine Gedanken und Erlebnisse).
Der Kleine wird Einschlafgestillt und -gekuschelt. Die Abende sind nun ruhig und harmonisch.
Klar, wir verzichten nun eben auf lange Fernsehabende etc. und gehen meist selbst früh ins Bett. Aber das ist es uns wert. Wir genießen diese Momente mit unseren Kindern, denn sie werden so schnell groß und dann ... irgendwann wollen sie uns eh nicht mehr dabeihaben, beim einschlafen.
Früher habe ich gedacht der Tag möge bald kommen, jetzt denke ich genau das Gegenteil .
LG
von
lila055
am 19.02.2019, 20:59
Antwort auf:
Sohn schläft nicht mehr alleine ein
Hallo,
ich wollte es nicht so bewertend machen, aber wenn man diese Zeit des Einschlafens als eine Besondere ansieht, in der auch Besonderes miteinander passieren kann (zumindest Vetrauen und Freude schaffendes), ist man in einer anderen Haltung gelandet. Diese sucht nicht den schnellen "Erfolg", sondern die gemeinsame Erfahrung. Dann brauchen Veränderungen nicht zu stören, sondern sie schaffen neue Möglichkeiten.
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 20.02.2019