perlchen
Hallo zusammen, mir ist zu unserem großen 8 wunder, das schlimmste bei fast vollständig geöffneten Muttermund passiert, was ich mir je hätte vorstellen können bzgl einer Geburt! Die fruchtblase wurde geöffnet, da war noch alles ok, und dann passiert das Dilemma, die Hebamme hat das Köpfchen ein paarmal nach oben geschoben, um Fruchtwasser abzulassen und dann gab es einen Nabelschnurvorfall und es erfolgte, ohne das ich verstehen konnte, was passiert ein Notkaiserschnitt! Ich bekam nur mit, das was nicht stimmte, bekam etwas gespritzt das die wehentätigkeit bremste, ich fing an zu zittern und nur anhand von Dingen die ich sah, wusste ich die machen jetzt einen Kaiserschnitt, wieso weshalb warum, war mir nicht klar! Ein Kaiserschnitt war nie eine Option für mich, da ich davor Riesen Angst hatte/habe! Eine Dame im op hinter mir sagte ich solle unter der Maske, tief ein und ausatmen und das sie auf mich aufpassen würde, in der Zwischenzeit wurde hastig ein gummiertes Tuch auf meinen Bauch gelegt, der Bauch eingepinselt und dann sagte die die Stimme hinter mir, auf wen freuen wir uns denn??? Ich konnte auf all dies nicht reagieren, war wie gelähmt! Nach der OP war ich kurz wach muss meine Tochter und man gesehen haben und soll gesagt haben, das er sie verschenken könnte! Dazu habe ich keinerlei Erinnerungen! Ebenfalls fühlte ich mich total übergangen und überfahren, so das ich stundenlang mit keiner Menschenseele gesprochen habe, solange es um meine Person ging. Irgendwann am Abend habe ich unsere Tochter von meinem Mann bekommen, da sie schrie und er sie nicht beruhigen konnte. Ich vermisse es ihren ersten Schrei nicht gehört zu haben, sie nicht nackt, feucht und glitschig auf mir liegen gehabt zu haben, stattdessen hatte ich schmerzen des Todes, konnte nicht husten, mich nicht bewegen gar nichts! Brauchte für jeden furz Hilfe und so ging es weiter, konnte die kleine erst nach über zwei Wochen mal ein paar Meter alleine tragen, spazieren gehen war überhaupt nicht drin, da es ständig schmerzte, brannte oder sonst etwas! Der Husten den ich vorher nicht hatte, hielt sich hartnäckig und blieb lange, so das ich jedes Mal schmerzen hatte, wenn ich gehustet habe. Am nächsten Morgen, nachdem ich mit meinem Mann die Nacht geredet und geweint hatte, erfuhr ich dann, warum ein Notkaiserschnitt gemacht wurde! Die sieben Geburten vorher waren nichts dagegen, die waren einmal Zwiebel schälen und fertig. Für mich war und ist das keine Geburt gewesen, sondern aufschneiden, rausholen und fertig! Danach habe ich gesagt, ich bekomme kein Kind mehr, jetzt etwa drei Monate danach, beschäftigt mich das immer noch, ich suche immer noch denjenigen, der die Schuld daran hat, das es ein Notkaiserschnitt geworden ist! Und wenn ich meine Tochter nach jeder Stillmahlzeit so vor mir liegen sehe, beschleicht mich seit einigen Tagen, das Gefühl nicht komplett zu sein! Mein Kopf sagt nein, aber meine Seele schreit doch! Ist das der Ruf der Seele mit dem passierten ins reine zu kommen? Soll ich diesem nachgeben? Es ist als ob meine Seele eine letzte spontane Geburt benötigt um Frieden finden zu können! Die jüngste bin ich mit fast 43 nicht mehr, was aber auch nicht sagt, das es ausgeschlossen wäre, noch eins zu bekommen! Es sind soviele fragen! Soll ich meiner Seele den Frieden geben? Wie erkläre ich das meinem Mann? Was wenn es schief geht? Muss die Vernunft siegen, aber was passiert dann mit meiner Seele? Entschuldigen sie, das ich soweit ausgeholt habe, und es dadurch ein so langer Text geworden ist. Dankeschön Lg Perlchen
Liebe Perlchen, Da haben sie und Ihr 8. Wunder echt ganz schön was erlebt. Und vor allem haben Sie beide es überlebt! Nachdem ich nun lange über Ihre Fragen nachgedacht habe, glaube ich, dass Sie sich allein durch die sehr klare Wahl des Titels „Kinderwunsch als Verarbeitung des Notkaiserschnitts?“ (mit einem Fragezeichen am Ende!) die Antwort bereits selbst gegeben haben: Sie wissen im Kopf, dass das nicht geht und es ist eben noch nicht im Herzen angekommen. Vielleicht ist es dafür auch noch zu früh. Im Moment scheinen Sie noch mit der Verarbeitung der Geburt beschäftigt zu sein. Ihr Schmerz klingt ganz stark durch. Nach Schuldigen zu suchen ist die Anstrengung, dem Schmerz einen vermeintlichen Ort zuzuteilen. Das passt zu dieser Verarbeitungsphase, in der Sie gerade sind. Die Suche nach dem Ort wird sich verändern. Das Ausfindigmachen des/der Schuldigen wird vermutlich nicht dazu führen, dass die totale Ruhe einkehrt. Die Geburtserfahrung, die Sie gemacht haben, wäre auch für andere sehr schwierig gewesen. Es ist nachvollziehbar, dass Sie nach Klärung und Aufarbeitung suchen. Als Psychologin kann ich Ihnen sagen, dass es immer wertvoll ist, eine solche Erfahrung aufzuarbeiten, damit Sie die Erfahrung in Ihr Leben integrieren können. Ich möchte Sie darin bestärken, sich Hilfe bei der Aufarbeitung ihrer traumatischen Geburt zu holen. Es gibt da verschiedene Angebote, einige finden sie beispielhaft hier: Hilfetelefon schwierige Geburt: https://hilfetelefon-schwierige-geburt.de Beratung: https://traumageburtev.de Manche Pro Familie Beratungsstellen: https://www.profamilia.de/angebote-vor-ort/hessen/beratungsstelle-bensheim/uebersicht-beratungsangebot/fehl-und-totgeburten#:~:text=Auch%20Geburtserlebnisse%20können%20traumatisierend%20sein,betragen%20pro%20Beratung%2050€. Wichtig ist aus meiner Perspektive, dass die Aufarbeitung ihrer Geburt bei Ihnen als erwachsene Frau und starke Mutter liegt. Nicht etwa bei einem potentiellen ungeborenen Kind, dass sie noch bekommen könnten in der Hoffnung auf eine natürliche Geburt. Versuchen Sie die Situation einmal aus den Augen des ungeborenen Kindes zu betrachten: es hätte schon bevor es auf der Welt ist, die anspruchsvolle Aufgabe ihnen eine schöne Schwangerschaft und unkomplizierte Geburt zu bescheren. Das heisst, es käme schon mit einem großen Paket auf die Welt. Ich möchte damit nicht sagen, dass sie nicht noch ein Kind bekommen können. Wenn Sie und Ihr Mann sich danach fühlen, dann steht ihnen auch dieser Weg offen. Allerdings denke ich, dass Sie diese Entscheidung treffen sollten, nachdem Sie sich mit ihrer Erfahrung und Ihren Gefühlen dazu auseinander gesetzt haben und nicht als Mittel, um es zu verarbeiten. Dazu kommt, dass das Risiko schwieriger Schwangerschaften/Geburten mit dem Alter steigt. Dies wiederum könnte eventuell eine Geburtserfahrung wieder „triggern“. Was, wenn es Komplikationen in der Schwangerschaft gibt oder es wieder ein Kaiserschnitt wird? Wäre das dann für Sie noch schwerer zu verarbeiten als beim letzen Mal, weil die Hoffnung so groß war? Und - unter der Annahme, dass man schlimme Geburtserfahrung durch weitere Geburtserfahrungen und weitere Kinder heilen könnte- …wie viele Zwiebelschälgeburten bräuchte es denn sinnvollerweise, um so eine Geburtserfahrung, die Sie beschrieben haben, in Vergessenheit geraten zu lassen? Würde da EINE Geburt überhaupt reichen? Vermutlich wären es eher 8 weitere oder noch mehr. Es würde trotzdem nicht ungeschehen machen, was Sie erlebt haben. Ich könnte mir vorstellen, dass Ihre Geburtserfahrungerfahrung von Ihnen im Herzen einen guten Ort zugewiesen braucht. Vielleicht kann sich irgendwann der stolze Blick auf 7 natürliche Geburten und 8 gesunde Kinder entwickeln. Eine Sache möchte ich Ihnen noch mitgeben: Sie haben neben Ihrer kleinen Tochter noch 7 weitere Kinder, die auf Sie als Mutter blicken. Sie tragen ganz viel Kraft in sich und können diese nutzen, um ihren Kindern einen gesunden Umgang mit Krisen zu zeigen. Sie werden als Familie noch viele Krisen erleben und wie schön wäre es, wenn Ihre Kinder von ihrer starken Mutter gelernt haben, wie man gesund mit Krisen im Leben umgeht, wie man sich wieder stabilisiert. In dem man sich z.B. Hilfe sucht, wenn es nötig ist und auch aktiv Entscheidungen trifft. Worauf wollen Sie (auch vor Ihren Kindern) den Fokus legen? Auf Heilung oder auf Aufarbeitung von Schuld? Welche anderen Gedanken und Gefühle haben Sie noch, wenn Sie Ihre Tochter nach einer Stillmahlzeit vor sich liegen sehen? Wofür können Sie in dieser schweren Geburt Dankbarkeit finden? Das bedeutet nicht, dass sie einfach vergessen sollen, dass es schlimm war. Ich möchte lediglich auch Ihren Blick darauf lenken, dass Sie ein gesundes Kind in Ihren Armen halten und dass Sie und ihr Körper diesem Kind auf die Welt geholfen haben. Sie beide waren stark genug, um jetzt Mutter und Tochter sein zu können! Herzlichst, Miriam Hartz
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