Zu wenig Milch & Baby lässt mir keine Zeit zum Pumpen

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Zu wenig Milch & Baby lässt mir keine Zeit zum Pumpen

Liebe Stillberaterin! Mein Kind ist nun 4 Wochen alt. Zusammen mit meiner Nachsorgehebamme habe ich festgestellt, dass ich seither (noch) zu wenig Milch produziere. Wir probieren es mit allen möglichen Mitteln, die Milchproduktion anzukurbeln. Die wichtigste "Aufgabe" ist das Abpumpen der Milch. Meine Hebamme gab mir den Tipp, z.B. immer nach dem Stillen die Brüste leer zu pumpen. Oder aber Power Pumpen – eine Stunde lang pumpen (z.B. 10 min, dann Pause für 10 min, dann wieder 10 min pumpen u.s.w.). Vor allem nachts oder vormittags soll ich pumpen, so lange dies mir ohne Stress möglich ist. Nun das Dilemma. Mein Junge schreit, wenn er nicht nah an meinem Körper ist. Nachts sowie tagsüber. Er schläft nachts nur mit mir neben sich, den Tag verbringt er im Tragetuch an meinem Körper. Nur so ist mein Oberkörper ständig ausgebucht und ich kann nicht pumpen. Weitere Dinge, die ich für mehr Milch mache: Tagsüber Bockhornkleetee und abends 1 alkoholfreies Bier trinken. Stress vermeiden, den Tag möglichst genießen. Verschiedene Stillpositionen, vor allem das Kind von der Seite anlegen. Dabei immer zusehen, dass der Mund möglichst weit offen ist und der Unterkiefer möglichst weit von der Warze entfernt. Haben Sie einen Tipp, was ich noch tun kann? Viele Grüße, Ines

von Ines_S am 27.08.2014, 18:57



Antwort auf: Zu wenig Milch & Baby lässt mir keine Zeit zum Pumpen

Liebe Ines, zunächst würde ich einfach BEIM Stillen pumpen und zwar immer die Seite, die gerade nicht gebraucht wird. In Absprache mit dem Kinderarzt und in Zusammenarbeit mit einer Stillberaterin vor Ort, wäre es der erste Schritt, festzustellen, wodurch die geringe Gewichtszunahme verursacht wurde und ob es notwendig ist sofort zusätzliche Nahrung zu geben und dabei gleichzeitig daran zu arbeiten die Milchmenge der Mutter zu erhöhen oder ob zunächst noch abgewartet werden kann mit der zusätzlichen Nahrung und die Mutter mit geeigneten Maßnahmen ihre Milchproduktion ankurbeln kann. Aus der Distanz kann ich dir jetzt keines Falls sagen, was in deinem Fall erfolgen sollte. Am besten setzt Du dich mit einer Stillberaterin in deiner Nähe in Verbindung und sprichst nochmals mit dem Kinderarzt (oder holst die Meinung eines zweiten Kinderarztes ein), ob es möglich ist, zunächst zu versuchen, das Kind durch ausschließliches Stillen weiter zu ernähren oder ob sofort Handlungsbedarf also die zusätzliche Gabe von künstlicher Säuglingsnahrung besteht. Ist es notwendig zusätzliche Säuglingsnahrung zu geben, dann sollte diese Nahrung möglichst nicht mit der Flasche, sondern mit einer alternativen Fütterungsmethode nach dem Anlegen gegeben werden (z.B. Becher). Gleichzeitig sollte durch die im folgenden beschriebenen Maßnahmen versucht werden, die Milchmenge der Mutter zu erhöhen und das Kind zu häufigerem Trinken an der Brust anzuregen. Die Maßnahmen zur Steigerung der Milchmenge gelten auch dann, wenn keine Zusatznahrung erforderlich ist. Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Um das Interesse deines Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses „Wecken und Wechseln“ wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden Eventuell ist es sinnvoll zusätzlich zu pumpen. Wenn gepumpt wird, dann sollte eine möglichst effektive Pumpe verwendet werden, am besten eine vollautomatische, elektrische Kolbenpumpe mit Doppelpumpset. Zu wenig Milch ist eine medizinische Indikation für die Verordnung der Pumpe durch den Arzt (auf der Verordnung muss „mit Zubehör“ stehen, sonst musst Du das Zubehör selbst zahlen). Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung („schwemmt aus“) und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage“ einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Wenn möglich, sollte dein Kind keinen Schnuller und auch keine Flaschensauger bekommen, denn diese können dazu führen (bzw. schon dazu geführt haben), dass dein Baby nicht mehr weiß, wie es richtig an der Brust trinken soll. Die eventuell notwendige Zusatznahrung sollte mit einer alternativen Fütterungsmethode gegeben werden. Außerdem solltest Du Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die dich und dein Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass Du korrekt anlegst und dass dein Kind korrekt saugt. Es kann auch sein, dass dein Baby nicht richtig saugt oder eine Saugschwäche hat, was korrigiert werden müsste. Das kann ich nicht beurteilen, denn ich kann dich nicht sehen. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Ich würde dir zusätzlich noch empfehlen, ihm eine Kalorienbombe aus Muttermilchsahne zu geben, das gibt den Kleinen meist einen wirklich guten Zunahme- und Entwicklungskick. Schau, dass du Milch ausstreichst oder abpumpst, die du in 10 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln. Statt mit leeren Spritzen kannst du natürlich auch mit einer Tasse arbeiten, in die du die gewonnene Muttermilch gibst. Oben wird sich der fetthaltige Rahm absetzen, du kannst ihn mit einem Löffel abschöpfen und deinem Baby geben. Wenn du das 3-4 Tage lang machst (je mehr, desto besser), wird er ganz sicher einen Schub machen, und womöglich bessert sich dann auch sein Appetit!! Probier es mal aus! LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 27.08.2014



Antwort auf: Zu wenig Milch & Baby lässt mir keine Zeit zum Pumpen

Woran macht ihr fest, dass Du zu wenig Milch hast? Woran macht ihr fest, dass der kleine Schatz zu wenig Milch bekommt?

von Jendriks_Mama am 27.08.2014, 19:39



Antwort auf: Zu wenig Milch & Baby lässt mir keine Zeit zum Pumpen

Vielen Dank für die hilfreichen Tipps! Auf das gleichzeitige Stillen &Pumpen bin ich noch nicht gekommen. Hätte gedacht, dass ich erst das Kind beidseitig trinken lassen sollte und DANACH pumpe. Gut zu wissen! Jendriks: 1. zu geringe Gewichtszunahme, 2. Unzufriedenes Kind trotz Dauerstillens, mitunter frustriertes Verhalten an der Brust. Probleme hören auf, sobald es eine Zufütterung erhalten hat. Auch beim Pumpen kommt sehr wenig Milch.

von Ines_S am 28.08.2014, 13:42



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Pumpen gegen zu wenig Milch

Ich habe grade ein Pumpenrezept geholt, wie mache ich das am Besten um die Milch zu steigern? Welche Pumpe wäre gut? Nach der ersten Schwangerschaft und Stillzeit hatte man mir mit einer Radionjodtherapie gedroht, das ist glaube ich eine Unterfunktion, bisher gibt es noch kein aktuelles Blutbild. Ich würde gerne anrufen, unter welcher Nummer?...


Clustern oder zu wenig Milch?

Hallo Frau Welter, hier bin ich schon wieder mit einer Frage Mein Baby ist jetzt 6 Tage alt, hatte an Tag 4&5 sogar insgesamt 90g zugenommen, heute stagniert das Gewicht.. Uns fehlen noch 100g bis zum Geburtsgewicht. Gestartet mit 3370g, runter auf 3180g und jetzt sind wir den 2. Tag bei 3280g Bei meinem ersten Kind war der Milcheinschuss fu...


Zu wenig Milch, Zufüttern

Ich lese Ihre Antworten sehr gerne! Fürchte ich bin an eine „falsche“ Wochenbett-Hebamme geraten und habe nun extreme Stillprobleme. Da ich so viel geweint hab zwecks dem Dauerstillen, hat sie schnell gesagt „gib ihm Pre“. Um mir 2,3 Stunden Abstände zwischen den Mahlzeiten zu schaffen und für das Wohlbefinden der Muter (keinen Stress/Frust). Er br...


Stillen, Pumpen, Clusterfeeding

Hallo liebe Frau Welter, vielen Dank, dass wir Ihnen hier unsere Fragen stellen dürfen! Ich habe davon auch leider gleich mehrere… Unsere Tochter ist 5 Wochen alt. Sie musste nach ihrer Geburt wegen hgr Neugeborenengelbsucht 3 Tage stationär behandelt werden, und wegen der daraus resultierenden Saugschwäche hatte sie 10% ihres Gewichts verloren...


Zu wenig Milch vorhanden?

Hallöchen. Mein Baby ist nun 10 Wochen alt , kam per KS in der 39 Woche und musste danach direkt in die Kinder Klinik , sie hatte nur knapp 2500 Gramm. Sie bekam pre , trank gut. Das Stillen hat sich trotz nukkel und Flasche gut eingespielt. Leider musste ich von Anfang an immer abends die Flasche nach geben ,weil sie immer noch Hunger hatte. ...


Zu wenig Milch?

Guten Abend, Ich habe eine Frage zur Milchbildung. Meine Tochter (7 Monate) habe ich voll gestillt. Dennoch hab ich sehr früh und auch total regelmäßig meine Periode bekommen und auch meine Endometriose merke ich sehr deutlich. Zudem habe ich seit Beginn der Schwangerschaft eine Schilddrüsenunterfunktion, die aber gut eingestellt ist. Sowe...


Pumpen und stillen

Hallo, ich habe eine Frage.  Unser Sohn wurde am 22.01 geboren. Aufgrund einer Neugeborenen Gelbsucht hat er schlecht an der Brust gegessen. Deshalb habe ich vom Krankenhaus direkt eine elektrische Pumpe erhalten.    Ich stille und pumpe ab.  Rechts kommt echt ne Menge Milch- wenn ich abpumpe dann bestimmt 100 ml oder sogar mehr und das m...


Seltener pumpen, dafür jedes Mal mehr Milch pumpen?

Hallo Frsu Welter, ich habe mich nun zusammen mit einer Stillberaterin dazu entschieden, komplett auf die Flasche umzusteigen.  Ich pumpe vorerst und meine Stillberaterin empfiehlt, die Pumpanzahl pro Tag langsam zu reduzieren, da es nicht realistisch sei, monatelang im Alltag täglich komplett alles abzupumpen. Ich solle möglichst auf 2x tgl P...


Zu wenig Milch um satt zu werden?

Schönen guten Tag Frau Welter, mein Sohn ist heute genau 5 Wochen alt und ich stille ihn voll. Sein Geburtsgewicht war 3450g und gestern  (Dienstag) hatte er 4610g. (Hat in den letzten 6 Tagen ca 200g zugenommen) Meine Sorge ist momentan das stillen. Meine Hebamme sagt das alles gut ist und ich mir keine Sorgen machen müsste. Es geht um folgend...


Milch wird weniger trotz Pumpen

Mein Sohn (8 1/2) Monate hat RSV und trinkt seit dem nicht mehr, bzw. Wenn dann nur ein bisschen aus der Flasche. Da ich aber nicht abstillen möchte, habe ich jetzt abgepumpt. Ich bin allerdings selber sehr doll erkältet und trotz regelmäßigen Pumpen wird die Milch immer weniger, sodass jetzt fast nichts mehr da ist. Haben Sie vielleicht noch e...