Moin, meine Tochter ist jetzt 12 Wochen alt und schläft, bis auf wenige Ausnahmen, eigentlich immer nur an der Brust ein! Wenn ich versuche sie von der Brust zu lösen und abzulegen, wird sie meistens wach. Schläft sie jedoch weiter, dauert es nicht lange und sie sucht (unbewusst) die Brust! Findet sie sie nicht, wird sie wach (und weint bzw. ist unglücklich)! Gebe ich ihr die Möglichkeit an der Brust zu schlafen, schläft sie oft lange weiter, nuckelt dabei und trinkt sogar während sie schläft! Dann schläft sie in der Regel recht lang und ist danach natürlich sehr ausgeglichen.
Ich würde ihr das gerne abgewöhnen, dass sie einerseits immer nur mit der Brust einschläft und andererseits die Brust braucht um durchzuschlafen bzw. länger zu schlafen. Nachts stört mich das gar nicht, weil ich selber dabei schlafe und nicht mitbekomme, wie lange sie noch an der Brust ist. Aber tagsüber und abends zum Einschlafen muss sich etwas ändern, da ich sonst die ganze Zeit dabei sein muss.
Leider nimmt sie, trotz hohem Nuckelbedürfnis, keinen Schnuller. Auch andere Dinge, die ich gelesen habe, wie die Brust jedes Mal herausziehen und abwarten bzw. den Finger gegen die Unterlippe legen o.Ä. habe ich schon ausprobiert.
Leider finden wir keine Lösung und daher würde ich mich freuen, wenn Sie ein paar Tipps für mich haben!
Liebe Grüße und Danke!
von
RainbowWarrior
am 27.06.2022, 21:09
Antwort auf:
Wie schaffe ich es, dass mein Baby ohne Nuckeln an der Brust (weiter-) schläft?
Liebe RainbowWarrior,
erst einmal möchte ich dir sagen, dass ich es sehr gut nachvollziehen kann, dass du dir deine Gedanken rund um das Thema Stillen und Schlafverhalten machst und auch gerne unabhängiger wärst.
Aber wie du selbst bereits festgestellt hast, ist es in den meisten Fällen nicht der Hunger warum ein Kind länger am Stück schläft oder eben auch nicht.
In den aller aller meisten Fällen erwachen Babys aus anderen Gründen. Es liegt in ihrem natürlichen Verhalten sich immer und immer wieder der Nähe der Mutter zu vergewissern. Wie oft ein Baby diese Gewissheit braucht und über welchen Zeitraum ist individuell sehr unterschiedlich. Damit ein Kind länger am Stück schlafen kann braucht es eine gewisse Reife und diese wird genauso unterschiedlich erreicht, so wie jedes Kind auch unterschiedlich schnell Laufen, Sprechen, Fahrradfahren usw…erlernt.
Diesen Prozess auf irgendeine Weise von außen steuern zu können wäre zwar für viele Eltern eine Erleichterung, aber ist einfach nicht in der natürlichen Entwicklung eines Babys so vorgesehen.
Ein Säugling wäre lange lange Zeit ohne die Nähe seiner Mutter nicht überlebensfähig gewesen. So dient das häufige Erwachen dem Kind zur Wiederherstellung der Sicherheit, dass es nahe bei seiner Mutter ist und dabei ist eben das Stillen der natürlichste Vorgang um seinem Baby wieder das Gefühl von Nähe, Geborgenheit und Sicherheit zu schenken. Durch das Saugen findet deine Tochter wieder schnell zur Ruhe und kann entspannen.
Das Gehirn eines Säuglings ist noch auf dem gleichen Stand wie zu Urzeiten und dein Baby kann nicht wissen, welche Vorstellungen nun in unserer westlichen Gesellschaft herrschen und dass es nun in einem sicheren Bettchen immer geschützt bei seiner Mutter liegt.
Zudem kommt deine Tochter gerade in ein Alter, in dem sie beginnt ihre Umwelt bewusster wahrzunehmen, sich motorisch und kognitiv weiterentwickelt. All das wird vorwiegend im Schlaf verarbeitet und kann so ebenfalls zu unruhigeren Nächten führen. Später schieben dann die Zähne und die Verdauung muss sich auf die Beikost umstellen.
Es gibt also so viele verschiedene Gründe warum Kinder nachts häufig erwachen und in den wirklich seltensten Fällen ist es Hunger.
Indem du deine Tochter nach Bedarf stillst und auf ihre Bedürfnisse eingehst machst du alles richtig und musst dir wirklich keine Sorgen machen, dass bei deiner Tochter irgendetwas nicht „normal“ wäre.
Natürlich aber kann ich verstehen, dass du dich nach etwas Unabhängigkeit sehnst. Auch der wird wieder kommen. Das verspreche ich dir. Bis deine Tochter allerdings die Reife hierfür erlangt hat, ist es in den meisten Fällen einfacher die äußeren Umstände an die Situation anzupassen und nicht das Verhalten des Kindes verändern zu wollen.
Vielleicht ist es dir möglich den Haushalt auf ein Minimum zu
Evtl. können dich Oma, Opa, der Papa oder Freunde unterstützen und du kannst deine Tochter vielleicht für eine gewisse Zeit abgeben oder sie können dir im Haushalt helfen.
Schaffe dir Ruheinseln, bei denen du deinen Akku wieder etwas laden kannst und gehe weiterhin mit viel Liebe und Fürsorge auf die Bedürfnisse deiner Tochter ein.
Du machst alles richtig!
Die Tage sind einfacher, wenn das Baby am Alltag teilnehmen kann. Dazu ist ein Tragetuch das optimale Hilfsmittel. Ein Tragetuch ist fast ein Zaubermittel. Das Baby kann die Nähe der Mutter spüren, es wird sich an ihrem Körper beruhigen, Koliken verringern sich, es wird weniger weinen, vielleicht sogar recht gut schlafen und du hast mindestens eine Hand frei (und auch deinen Kopf, weil das Baby wieder ruhiger ist), um andere Dinge zu tun. Versuche es einmal. Eine Autorin nennt dies so schön „Perspektive teilen". Das Tragetuch ermöglicht es dem Kind, am Leben der Familie problemlos teilzunehmen und die Perspektive zu teilen.
Hör auf dein Herz und ihr werdet es gemeinsam durch diese anstrengende Phase schaffen. Es kommt sicher auch wieder eine entspanntere Phase!
Alles Liebe
Biggi
von
Biggi Welter
am 27.06.2022