Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wie gelingt mir wieder das volle Stillen?

Frage: Wie gelingt mir wieder das volle Stillen?

NadjaG

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Hallo, ich bin derzeit etwas verunsichert. Ich habe am 13.07.2016 meine Tochter entbunden (Geburtsgewicht 3000g) Von Anfang an habe ich sie gestillt, aber sie hat immer nur 10-15 Minuten an einer Brust getrunken und an der anderen gar nicht. Sie nahm dennoch schon im Krankenhaus zu und hatte nach 7 Tagen ihr Geburtsgewicht erreicht (3040g). Da sie eine Neugeborenengelbsucht entwickelte und immer beim Stillen an der Brust einschlief, riet mir meine Hebamme abzupumpen und sie mit dem Fläschchen zu füttern. Sie trinkt derzeit ca alle 2-3 Stunden ca 60ml. Ist das genug meine Hebamme meint sie müsse ca 100ml schon trinken, aber sie ist heute 2 Wochen alt. Ich pumpe anschließend ab (ca. 160ml beide Brüste, kann auch mehr sein, wenn ich mehr als 25 Minuten abpumpe). Meine Tochter wiegt jetzt 3300g. Jetzt darf ich wieder 2 mal am Tag stillen. Nun meine Frage: Meine Tochter saugt sehr gut (gut hörbar und sehbar) und 10 Minuten fast ununterbrochen an der Brust, dann schläft sie ein. Anschließend wickel ich sie und lege sie an der anderen Brust an, da trinkt sie ca 5 Minuten. Wird meine Tochter satt? Am Anfang kommt ja nur die durstlöschende Vormilch und anschließend erst die fettreichere. Aber das Angebot- Nachfrage- Spiel ist ja auf die Pumpe und nicht auf meine Tochter eingespielt. Ich habe sozusagen zuviel Milch. Bekommt sie auch die fettreiche Milch oder müsste sie dazu länger anliegen? Ist das Zusammenspiel jetzt gestört? Wie schaff ich es wieder voll zu stillen? Sollte ich nach dem Stillen abpumpen, da meine Brüste dann noch Milch haben oder soll ich dies lassen und erst abpumpen wenn meine Tochter dann bei der nächsten Mahlzeit ihr Fläschchen bekommt? Ich bin derzeit sehr verwirrt und hoffe, dass sie mir helfen können. Viele Grüße Nadja


Biggi Welter

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Liebe Nadja, ich kann dir nicht sagen, ob dein Kind vom Stille alleine satt wird, da ich nicht sehen kann, wie es an der Brust trinkt. Wichtig ist es jetzt, dass Du OFT anlegst, denn die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stilmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Die Maßnahmen zur Steigerung der Milchmenge gelten auch dann, wenn keine Zusatznahrung erforderlich ist. Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Um das Interesse deines Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses „Wecken und Wechseln“ wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung („schwemmt aus“) und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage“ einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Auch solltest Du dich wirklich an eine kompetente Kollegin vor Ort wenden, die viel gezielter helfen kann. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi


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