Liebe Biggi,
Mein Sohn ist 10 Monate alt und ich stille ihn noch zum Einschlafen und nachts ungefähr drei Mal. Genau weiß ich das nicht weil ich kaum wach dabei werde, er schläft bei uns im Bett. Er isst sehr gut und auch richtig viel abends und trotzdem trinkt er noch mal(oft beide Brüste) zum Einschlafen. Ist er dann wirklich noch so hungrig? Nur nuckeln ist es nicht und Wasser trinkt er auch genug. Ich möchte gerne innerhalb des nächsten Monats abstillen und weiß gerade nicht wie da ich den Eindruck habe er braucht meine Milch um satt zu sein, obwohl er so viel isst. Täusche ich noch da? Er hat mittlerweile auch 6 Zähne was das Stillen nicht immer angenehm macht da er beim Einschlafen manchmal ausversehen leicht beißt. Ich bin gerade ratlos wie ich den Prozess Abstillen angehen soll, ich will ihn und auch noch damit nicht total überfordern sondern so sanft wie es nun möglich ist durchführen.
Danke für deinen Rat!!
Liebe Grüße
von
RosiLo
am 28.09.2022, 08:50
Antwort auf:
Wie am besten Abstillen
Liebe RosiLo!
Ich würde dir so gerne sagen, dass das Abstillen helfen wird, leider ist dem nicht so.
Der Wunsch von uns Großen, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. (Und sicher ja auch brauchen.)
Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit!
Du kannst jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht.
Kannst du deinem Baby noch etwas Zeit schenken, bis es etwas reifer ist?
Wichtig ist auch, dass du weißt, dass dies zwar eine lange Phase ist, aber sie WIRD vorbei gehen! Bis dahin ist es meist einfacher, das Drumherum zu ändern, als das Baby.
• Nimm ALLE Hilfe an, die du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während du in die Sauna gehst oder sonst etwas für Dich tust ...
• Vielleicht findest du auch einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit Deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun.
• Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss.
• Achte darauf, dass du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar.
Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter.
Liebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 28.09.2022