Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Was trinkt mein Baby nach Beikosteinführung?

Frage: Was trinkt mein Baby nach Beikosteinführung?

Isarmami

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Liebes Stillberatungsteam, obwohl ich ein Stillbuch besitze und diverse Websites durchgeforstet habe, habe ich dennoch keine bzw. unterschiedliche Antworten auf meine Fragen gefunden. Toll, dass es dieses Forum gibt und ich hoffe, ihr könnt mir helfen. Meine Tochter ist jetzt 4 Monate alt und langsam mache ich mir Gedanken um die Beikosteinführung. Ich möchte sie noch bis zum 6. Monat weiterhin voll stillen. Danach lasse ich mir die Option weiterstillen oder nicht noch offen. - Wenn ich nach Beikosteinführung noch bis Ende des 1. Lebensjahres stille: stille ich dann nach oder vor der Breimahlzeit? Besteht dann nicht die Gefahr, dass sie kaum noch trinkt und meine Milchmenge zurückgeht? Gebe ich zusätzlich Wasser/Tee oder ist das unnötig? Auch hier habe ich Bedenken, dass sie ihren Durst über das Wasser stillt und meine Milchproduktion einschläft. - Wenn ich innerhalb der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres abstille: Muss ich zusätzlich zu Wasser/Tee noch eine Art Folgemilch geben oder kann man die weglassen? Irgendwo habe ich gelesen, dass man im 1. Lebensjahr keine Kuhmilch geben soll. Auf Pulvermilch (die ja, egal wie aufbereitet, trotzdem von der Kuh kommt) würde ich wenn möglich verzichten. Aber falls unerlässlich: Gibt man noch Premilch oder eine Folgemilch? Wie lange gibt man diese Milch? Auch noch im zweiten Lebensjahr? Gibt es kuhmilchfreie Alternativen zum Getreide-Milch-Brei, den man nach einer gewissen Zeit ja dann Abends füttern soll? - Momentan stille ich nach Bedarf. Heute wollte meine Maus z.B. den ganzen Abend nicht trinken und kam erst um 23h vor dem Bettgehen (ja, sie geht sehr spät ins Bett, dafür ist sie eine Langschläferin ;-) ). Das ist ja mitunter bei der Beikost schwierig so ganz ohne "Rhythmus". WENN sie dann Hunger hat, dann richtig, aber es dauert ja erstmal, den Brei zu erwärmen usw. Macht es Sinn, jetzt schon feste Stillmahlzeiten einzuführen und wenn ja: wie bekomme ich sie so weit? Tut mir leid, dass es so viele Fragen sind. Voll zu stillen ist so einfach und der Nahrungsbeginn macht mir etwas Kopfweh. LG Isarmami


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Isarmami, mach Dir keinen Stress wegen der Beikost, das Thema kannst Du ganz langsam angehen ohne Stress und große Regeln. Der Begriff BEI-Kost sollte wirklich wörtlich verstanden werden, es ist ergänzende Kost, die die Muttermilch nicht ersetzen, sondern ergänzen soll. Wird in Zusammenhang mit der Beikostmahlzeit gestillt, kann das Kind außerdem einige Nährstoffe aus der Beikost besser aufnehmen und verwerten. Muttermilch sollte im gesamten ersten Lebensjahr das Hauptnahrungsmittel für ein Kind sein, erst nach dem ersten Geburtstag verschieben sich die Relationen. Ob Du vor oder nach der Beikost stillst, ist eigentlich egal, manche Babys essen lieber erst und stillen dann, andere wollen erst an die Brust und dann essen. Probiere es aus, wie es bei Euch besser klappt. Ich weiß, dass fast überall steht: "zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird "eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit "ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI-Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT-Kost heißen. Also lass dein Baby am besten -wann immer eben möglich - einfach weiter stillen, wie es möchte, auch jetzt ist "Stillen nach Bedarf" noch immer der richtige Weg!! Und auch im 2. Lebenshalbjahr liefert DEINE Milch die beste Qualität an Nährstoffen!! Lass Dein Baby weiterhin an die Brust wann es will, jetzt braucht es noch keine festen Zeiten. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung. Im gesamten ersten Lebensjahr kann der Flüssigkeitsbedarf eines Babys vollständig über die Muttermilch gedeckt werden, vorausgesetzt, es wird weiterhin nach Bedarf gestillt. Dennoch ist es sinnvoll parallel zur Einführung der Beikost auch den Becher mit Wasser einzuführen. Tee oder Saft sind nicht notwendig. Biete deinem Kind zur Beikost immer Wasser an, dann hat es die Möglichkeit zu trinken, wenn es durstig ist. Wasser ist das optimale Getränk, sowohl für Kinder wie für Erwachsene, Saft oder Tee ist nicht notwendig. Solange der Urin des Babys hell, fast farblos aussieht und nicht unangenehm riecht, bekommt es in der Regel genügend Flüssigkeit. Vor dem ersten Geburtstag solltest Du Säuglingsmilch anbieten, wenn Du nicht mehr stillst. Ab dem ersten Geburtstag kann ganz normale Vollmilch gegeben werden, die dann auch nicht mehr verdünnt werden muss. Muttermilch ist der Goldstandard und von allen künstlichen Säuglingsnahrungen ist diesem Goldstandard die Pre Nahrung noch am ähnlichsten. Alle weiteren Nahrungen entfernen sich immer weiter von Goldstandard, was keinerlei Vorteile für die Gesundheit des Kindes bringt. Deshalb ist es nicht sinnvoll und vom ernährungsphysiologischen Standpunkt her auch nicht notwendig, andere Nahrung als Muttermilchersatz zu geben, als eine Pre Nahrung. Pre-MIlch kann wie Muttermilch nach Bedarf gegeben werden. Wenn Du Dir die Zusammensetzung der künstlichen Säuglingsnahrungen anschaust, dann kannst Du sehen, dass Pre Nahrung eindeutig zu bevorzugen ist. Spätestens bei der sogenannten Folgemilch 2 ist es dann sogar so, dass diese kaum noch an die Muttermilch angepasst ist, oft sehr süß ist und von der Zusammensetzung her so, dass sie nicht mehr als ausschließliche Nahrung für das Kind ausreicht. Sie darf deshalb auch nur in Zusammenhang mit Beikost gegeben werden. Es gibt Länder, in denen Folgenahrungen gar nicht erhältlich sind. Eltern erhoffen sich, was die Werbung ja auch deutlich suggeriert, dass ihre Kinder mit einer Folgenahrung seltener gefüttert werden müssen und länger schlafen. Das ist der Hauptgrund, warum diese Nahrungen verkauft werden. LLLiebe Grüße Biggi Welter Pre, 1 oder 2 – was bedeuten die Kürzel der Säuglingsnahrung von Denise Both, IBCLC Die EU Norm unterscheidet zwischen drei verschiedenen Nahrungsarten: • Säuglingsanfangsnahrung • Folgenahrung • Antigen Reduzierte Nahrung Säuglingsanfangsnahrungen sind künstliche Säuglingsnahrungen, die den Nährstoffbedarf eines Babys in den ersten vier bis sechs Monaten als Alleinnahrung decken und zusammen mit geeigneter Beikost das gesamte erste Lebensjahr gegeben werden können. Sie tragen die Silbe "Pre" oder die Zahl "1" im Namen. Unter einer Pre Nahrung wird eine adaptierte Säuglingsnahrung verstanden, die der Muttermilch weitestgehend angeglichen ist, was ihre Zusammensetzung an Mineralstoffen, Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß betrifft. Pre Nahrungen können, wie Muttermilch, nach Bedarf (ad libitum) gegeben werden. "1" steht für teiladaptierte Nahrung. Diese Säuglingsnahrung ist zum Teil der Muttermilch angeglichen, enthält mehr Eiweiß und außer Milchzucker noch weitere Zucker sowie Stärke. 1er Nahrung ist nicht so dünnflüssig wie Pre Nahrung und hält länger vor. Teiladaptierte Nahrung sollte nicht nach Bedarf gegeben werden. Folgenahrung wird durch eine "2" gekennzeichnet. Sie ist nicht mehr als alleinige Nahrung für den Säugling gedacht, sondern sollte frühestens ab dem fünften Monat zusammen mit Beikost gegeben werden. Ihre Zusammensetzung unterscheidet sich grundlegend von der der Muttermilch. Für allergiegefährdete Babys, zu denen zur Zeit etwa ein Drittel aller Neugeborenen zählen, gibt es antigen reduzierte Nahrungen, die durch die Abkürzung "HA" erkennbar sind. "HA" steht für hypoallergen und es bedeutet, dass in diesen Nahrungen das Kuhmilcheiweiß in kleinere Bestandteile aufgespalten wurde. Durch die Zerlegung des Eiweißes kann das Allergierisiko verringert werden. Außer den oben aufgezählten Nahrungen gibt es noch Spezialnahrungen (zum Beispiel laktosefreie Säuglingsnahrung oder Nahrungen mit sehr geringem Phenylalaningehalt), die besonderen Situationen vorbehalten sind. So kommt es zwar sehr selten vor, aber es gibt tatsächlich Fälle, in denen ein Baby keine Muttermilch erhalten darf (bei Galaktosämie, einer sehr seltenen Stoffwechselstörung) oder nicht ausschließlich gestillt werden darf (z.B. bei Phenylketonurie (PKU), ebenfalls eine Stoffwechselstörung).


Isarmami

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Hallo Biggi, Wow, vielen herzlichen Dank für die ausführliche Antwort! Jetzt ist mir einiges klarer. Genau wie Du schreibst, dachte ich, man müsse die Stillmahlzeiten ersetzen und es beruhigt mich ungemein, dass dem nicht so ist. Klar ändert sich ständig was, aber momentan sind wir weit davon entfernt, dass meine Tochter klar definierbare Essenszeiten ("Frühstück", Mittag, Abend) hat, da hätte ich nicht gewusst wie was wann zu ersetzen wäre. Sie trinkt eben, wann sie möchte. Mal öfter, mal seltener, mal mehr, mal weniger pro Mahlzeit. Finde ich auch besser. Wieso sollte ich ihr einen Rhythmus aufzwingen, der ihr (noch) nicht entspricht? Auch nachts stillen ist bei uns dank Familienbett unkompliziert und stressfrei für alle. Ich werde es also so machen wie Du schreibst, dass ich einfach bis zum ersten Geburtstag weiterstille und bin froh, so um die Pulvernahrung herumzukommen. Dann werde ich mich allerdings mal an das Abpumpen rantrauen, damit ich auch mal etwas länger das Haus verlassen kann. Irgendwann wünscht man sich etwas mehr "Freiheit". ;-) Danke nochmal und liebe Grüße.


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