Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Warum verweigert er die Brust?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Warum verweigert er die Brust?

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Mein kleiner (14 Wochen) fängt seit Über einer Woche an zu schreien so bald ich ihn zum Stillen anlegen will. Bin mittlerweile vollkommen verzweifelt. Da ich seit 5 Wochen mittags arbeiten muss habe ich mit dem abpumpen angefangen. Früh/Vormittag und abends habe ich immer gestillt. Jetzt will er nicht mehr, nimmt nur noch die MuMi aus der Flasch. Habe auch das Problem das die abgepumpte Menge der Milch zurückgeht. Hab schon alles probiert, d. h. Stilltee bis zum abwinken, massage und die Zyklen des abpumpens verkürzt. Nur mittags ist eine Zeitspanne von 4 Stunden nicht zu ändern da ich allein im Geschäft bin. Was mach ich falsch?


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe mirirei, um deine Frage zu beantworten zitiere ich dir aus dem "Handbuch für die Stillberatung" von La Leche Liga: "Viele Stillexperten haben beobachtet, dass ein Neugeborenes auf den Wechsel zwischen Brust und Flasche während der ersten Lebenswochen mit Verwirrung reagieren kann (Neifert, 1995). Diese Verwirrung kann dadurch verursacht werden, dass das Baby seine Zunge, seinen Kiefer und seinen Mund beim Stillen anders bewegt als beim Saugen an einer Flasche, einem Beruhigungssauger (Schnuller) und den meisten Formen der Stillhütchen (Newman, 1990). In einer Studie zeigte sich, dass 30 % der Mütter, deren Babys im Krankenhaus Flaschen erhalten hatten, von ernsthaften Stillproblemen berichteten, gegenüber 14 % der Mütter, deren Babys keine Flasche erhalten hatten (Cronenwett, 1992). Kittie Frantz, eine frühere LLL Stillberaterin, Kinderkrankenschwester und Ausbilderin für Stillberatungskurse an der Universität von Kalifornien, Los Angeles, schätzt, dass künstliche Sauger während der ersten drei bis vier Wochen bei 95 % der Babys zu einer Saugverwirrung führen. Manche Babys reagieren nach einer Woche, während der sie mit der Flasche gefüttert wurden, mit einer Saugverwirrung, andere bereits nach ein oder zwei Flaschen - oder anderen künstlichen Saugern. Ein Baby, das in den ersten drei oder vier Wochen gut an der Brust trinken gelernt hat, ist weniger anfällig für eine Saugverwirrung. ... Dr. Ruth Lawrence warnt vor dem Gebrauch eines Beruhigungssaugers während der ersten Lebenswochen, weil die Möglichkeit besteht, dass das Baby auf den Sauger "geprägt" werden kann. Diese "Prägung" kann dazu führen, dass das Baby eine Vorliebe für feste und unnatürlich geformte Sauger entwickelt. Der Begriff "Prägung" wird auch benutzt, um die Bindung zu beschreiben, die manche Tiere zu dem ersten Objekt oder Lebewesen aufbauen, das sie zu Gesicht bekommen. "Das Saugen am Daumen oder Beruhigungssauger stellt eine Ersatzhandlung dar für etwas, was normalerweise zu einer Prägung auf die mütterliche Brustwarze führt. ... Auch wenn der Begriff ›Saugverwirrung‹ noch keinen Eingang in die medizinische Literatur gefunden hat, gibt es eindeutige psychosomatische Beweise dafür, dass die Prägung eines Menschen durch die Einführung eines Fremdobjektes während der Prägephase verändert werden kann" ." Es ist wichtig dass dein kleiner Mann lernt, die Brust richtig zu erfassen, und ich würde ihm keine Flasche geben, solange er die Brust nicht wirklich beherrscht. Wenn es wirklich nötig sein sollte, dass er zugefüttert wird, dann könnt ihr das auch mit einem Becherchen machen. Dein Kleiner wird ein paar Anläufe brauchen (und ihr auch) bis sie den Dreh raus hat, wie sie die Milch aus dem Becherchen bekommt. VIelleicht hilft dir dieses Video: http://www.youtube.com/watch?v= G NJGerSZY&feature=related und http://www.youtube.com/watch?v=OAQcvHkFbdc Bei der Becherfütterung wird der Becher dem möglichst aufrecht im Schoß der Mutter/des Vater sitzenden Kind an die Unterlippe angelegt. Man kippt den Becher dann langsam und vorsichtig, so dass die Milch in den Mund des Babys läuft. Achte darauf, dass immer nur so viel Milch fließt, wie das Baby problemlos schlucken kann und setze immer wieder ab. Wird die Becherfütterung richtig durchgeführt verschlucken sich die Babys nicht. Bereits frühgeborene Babys können mit dem Becher gefüttert werden. Spezielle Babyfütterbecher gibt es von den Firmen Ameda und Medela und können in der Apotheke bestellt werden. Man kann aber natürlich auch einfach einen kleinen Becher in der Größe eines Schnapsglases (oder den Verschlussbecher von Babyflaschen) verwenden! Wenn das mit dem Bechern überhaupt nicht klappt, dann eben doch Flasche, aber dann solltet ihr versuchen, das Trinken aus der Flasche zu erschweren. Wählt dazu einen Schnuller mit dem kleinstmöglichen Loch und erkläre deinem Mann, die Flasche möglichst waagerecht zu halten, gerade so schräg, dass Milch den Sauger füllt. Der Sauger sollte so tief im Mund sein, dass die Lippen des Kindes die Basis des Saugers, ganz ähnlich wie die Brust, umschließen. Wenn das Baby beim Füttern möglichst im 45 Grad Winkel gehalten wird, dann kann die Schwerkraft nicht dazu beitragen, dass die Milch schnell aus der Flasche fließt. Auch eine Flaschenmahlzeit sollte gut 20 Minuten dauern! Vielleicht wäre es sinnvoll, die neue Flasche von Calma zu verwenden? Bei dieser Flasche muss dein Kind auch ein Vakuum aufbauen und manche Kinder kommen damit sofort prima zurecht. Schau mal: http://www.medela.com/DE/de/breastfeeding/products/breastmilk-feeding/calma-feed ing-device.html, vielleicht kann man die Flasche sogar noch testen. LLLiebe Grüße, Biggi


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Nachtrag: Unser Stillbeginn war nicht der beste und es hat lang gedauert bis meine Brüste so wollten wie wir, d. h. meine Milch ließ lange auf sich warten. Und dank wunder Brustwarzen bekam ich von der Hebamme dann Stillhütchen die wir auch brav benutzten. War ne heiden arbeit ihm die wieder abzugewöhnen hab mich schon gefreut es geschafft zu haben und das Stillen voll zu genießen, bis ich eben wieder mit arbeit anfing. Während dieser 4 Std. ist es mir definitiv nicht möglich den kleinen zu stillen geschweige denn abzupumpen. Außerdem ist er dann bei seiner oma. Mich wundert es, das er jetzt so reagiert die ganze Zeit hat alles so prima geklappt. Mittlerweile bin ich total zwiegespalten ob ich überhaupt noch weiterstillen/pumpen soll oder gleich ganz abstill. Denn meinen kleinen so leiden zu sehen tut im Herzen weh und ich fühl mich auch nicht gerade gut wenn er zu schreien beginnt sobald er die brust sieht.


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe mirirei, eine Saugverwirrung lässt sich leider nie ganz ausschließen, auch nicht bei einem älteren Stillkind und auch nicht, wenn es vorher unter Umständen monatelang gut gegangen ist. Ein Versuch wäre es daher immer wert, die künstlichen Sauger wegzulassen und stattdessen einen Becher zu verwenden. LLLiebe Grüße, Biggi


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Liebe Frau Welter, Meine Tochter (9wochen) meckert meine linke Brust an. Ich lege sie an, sie saugt ein-zwei Mal und dann lässt sie los streckt sich aus und meckert (sie weint nicht wirklich) ich setze sie wieder an und das spiel geht von vorne los. An der rechten Brust saugt sie ohne Probleme. Die rechte Brust ist etwas praller und die Milch spr ...

Hallo! Ich stille meinen fast 3 Monaten alten Sohn voll. Die ersten 6 Wochen hatten wir die typischen Anfangsprobleme und hatten seitdem kaum noch Probleme. Jetzt verweigert er aber plötzlich untertags häufig die linke Brust. Das hat er anfangs auch immer wieder gemacht, war aber oft einfach tagesabhängig. Wenn er sich anlegen lässt, dann nur, wen ...

Hallo, Ich bin in der 10ssw schwanger und seit einer Woche hat es angefangen dass mein Sohn plötzlich meine brust immer weniger wollte. Er ist heute 9 Monate alt geworden. Er isst schon 3 Mahlzeiten und nimmt auch weiterhin gut zu. Stuhlgang und volle windeln sind auch vorhanden. Ich vermute dass sich meine Milch aufgrund erneuter ss geändert hat ...

Ich bin so verwirrt und meine Tochter auch! Meine Tochter ist jetzt zwölf Monate alt und hat bis jetzt immer gut an der Brust getrunken, seit heute Mittag verweigert sie die Brust und trinkt die Milch nur aus der Flasche. Dass dumme ist nur dass sie bis jetzt nur an der Brust einschlafen kann und wenn sie diese nicht hat, dann sehr weint. Sie wacht ...

Guten Morgen, Letzten Samstag ist mein Sohn (vor ein paar Tagen 8 Monate alt geworden, wurde 6 Monate lang voll gestillt und bekommt mittlerweile 1 Brei (1 Mahlzeit) pro Tag) mit Fieber aufgewacht. Ich habe die nächsten Zähne vermutet, da diese bei uns wie Unkraut sprießen.. 6 hat er schon. Der kleine Mann hat Samstag und Sonntag noch normal getr ...

Hallo liebe Biggi, Ich muss leider etwas ausholen... Meine Tochter (5,5 Monate alt) hatte keinen einfachen Start und wir hatten leider eine extrem traumatische Geburt, die 5 Tage andauerte. Nach dem Kaiserschnitt bekam sie leider direkt nach der OP vom Krankenhaus Pre Nahrung per Flasche. Warum auch immer, sie hatte sogar überdurchschnittliches ...

Guten Morgen:) Meine Tochter ist am Samstag 1 Jahr alt geworden und möchte von jetzt auf gleich nicht mehr gestillt werden. Sie beißt mich und drückt mich weg. Grundsätzlich ist das für mich völlig in Ordnung. Ich finde es gut, dass sie den Zeitpunkt wählt. Wir lagen bis gestern eine Woche im RSV im Krankenhaus, da hat uns das stillen sehr gehol ...

Hallo Biggi, Meine Tochter ist 11,5 Monate alt und verweigert seit einigen Tagen die linke Brust. Sie reißt sofort den Kopf weg und fängt hysterisch an zu schreien, wenn ich sie andocken möchte, an der Rechten trinkt sie ohne Probleme. Auch wenn ich sie auf ihre linke Seite lege und ihr die linke Brust anbiete, nimmt sie diese nicht an. Kann ...

Liebe Biggi,  meine Tochter (4monate) streikt bei der linken Brust. An dieser Seite wird nicht entspannt getrunken. Beim anlegen wird gemeckert und nach kurzem trinken wird meistens auch protestiert. Ich gebe ihr dann oft die rechte Brust, hier ist sie immer sehr entspannt.  leider zieht sich das Problem jetzt schon 2 Monate hin, mal ist es et ...

Hallo Frau Welter, Schon von Geburt an, mit nur wenigen Tagen Ausnahme, bekommt meine Tochter sowohl die Brust als auch Pre Nahrung (auf Anraten der Hebamme da zu wenig Milch vorhanden trotz abpumpen und häufigem anlegen).  Das Thema Trinken war schon immer problematisch, es gab immer wieder Phasen in denen sie kein Fläschchen oder keine Bru ...