Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Warum eigentlich keinen Schnuller?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Warum eigentlich keinen Schnuller?

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Hallo! Meine Schwester hat vor vier Wochen ein Baby bekommen, was sie auch nach Bedarf stillt. Manchmal stillt sie ihn 5 Minuten und dann schläft er wieder ein, um nach einer halben Stunde Wieder wach zu werden. Sie sagte auch, daß er manchmal die Brust nur zum Nuckeln bräuchte, sie das aber gerade nachts nicht so toll fände, da er wohl nur damit einschlafen würde. Ich kann sie da voll und ganz verstehen und habe sie gefragt, ob sie es nicht mal mit einem Schnuller probieren wolle. Sie hat aber Angst, daß er dann eine Saugverwirrung bekäme und hätte wohl auch gehört, daß der Schnuller beim Baby Blähungen verursacht. Ich finde das aber ein wenig übertrieben. Schließlich merkt ein Baby doch, daß aus dem Schnuller keine Nahrung kommt und er deswegen nur dafür da ist, um das Saugbedürfnis zu befriedigen, wenn es dann etwas essen will, muß es sich eben anstrengen. Und Blähungen kann es auch durch einige Speisen bekommen, sogar Schokolade und Kakao, deswegen sollte man aber auch nicht auf alles verzichten, sondern ausprobieren, welche Speisen beim Baby Blähungen verursachen. Ich habe beide Kinder voll gestillt, für zwischendurch gab es einen Schnuller, dadurch hatte ich es von Anfang an leichter. Ich konnte mal eine Stunde einkaufen gehen, nachdem meine Beiden etwas größer waren, weil der Papa sie mit dem Schnuller ebenso beruhigen konnte und ich glaube, das möchte meine Schwester auch, hat aber Angst, daß sich das dann aufs Stillen auswirkt, obwohl das bei uns nicht der Fall war. Ich möchte ihr gerne helfen, denn so wirkt sie nicht ganz glücklich in ihrer Haut und das Stillen ist und soll doch etwas schönes für Mutter und Kind sein! Können sie mir da einen Rat geben? Vielleicht hilft es ihr ja, wenn eine Fachfrau ihr einen Rat geben kann oder ihr zumindest die Angst nehmen kann. Ciao, Kerstin!


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? Liebe Kerstin, schön, dass der Schnuller bei euch keine Probleme verursacht hat, aber dies ist keinesfalls die Regel und deshalb sind Stillberaterinnen dem Schnuller gegenüber sehr kritisch eingestellt, denn wir sollen oft genug die Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Schnuller und anderen künstlichen Saugern ergeben wieder lösen. Deshalb wird keine Stillberaterin jemals einen „Freibrief" für den „sicheren Gebrauch" eines Schnullers bei einem gestillten Baby ausstellen, vor allem nicht, wenn das Baby gerade erst geboren wurde oder erst wenige Wochen alt ist. Es ist nicht das Baby, das den Schnuller braucht, sondern es sind die Eltern, das sollte sich jede Mutter und jeder Vater bewusst machen. Beim Schnuller handelt es sich um nichts anderes als um eine Brustattrappe, eine Kopie. Und nun ist es eben so, dass eine Kopie nie wirklich das Original vollständig erreicht und das gilt auch und besonders für den Schnuller. Diese Attrappe kann manchmal sinnvoll und hilfreich sein, wenn sie überlegt und wohl dosiert eingesetzt wird. Aber Eltern sollten sich auch der Nebenwirkungen des Schnullers bewusst sein: • Schnuller sind künstliche Sauger und können beim Baby zum falschen Saugen an der Brust führen. Diese sogenannte Saugverwirrung kann ernsthafte Stillprobleme nach sich ziehen. • Durch Schnuller wird die Zeit, die das Baby an der Brust der Mutter verbringt eingeschränkt, was die Milchbildung der Mutter negativ beeinflussen kann. • Kinder ohne Schnuller erkranken seltener an Mittelohrentzündungen. • Schnullergebrauch kann Kieferfehlstellungen begünstigen. • Schnullergebrauch kann zu einer ungünstigen Mundatmung führen. Eine offene Mundatmung führt zu einer erhöhten Infektanfälligkeit und kann Haltungsprobleme begünstigen. • Kinder, die einen Schnuller hatten, brauchen häufiger eine logopädische Behandlung Ein Aspekt, der auch nicht zu vernachlässigen ist, ist, dass Eltern dem Kind den Schnuller zunächst angewöhnen und dann (nach einer mehr oder weniger langen Zeit) wieder abgewöhnen. Das Abgewöhnen des Schnullers kann sehr nervenaufreibend für alle Beteiligten sein. Ein „schnullerabhängiges" Kind kann in der Nacht sehr oft die Eltern aus dem Bett springen lassen, weil es zum Wiedereinschlafen oder Weiterschlafen den Schnuller braucht und ihn alleine nicht findet. Der Schnuller ist nicht die einzige Möglichkeit, ein aufgebrachtes oder sonstwie unruhiges Kind zu beruhigen, es gibt auch Alternativen. Das Kind kann getragen werden. Durch das Tragen wird das Bedürfnis des Kindes nach Körperkontakt, Geborgenheit, Wärme und Nähe gestillt und mit einem gut gebundenen Tragetuch hat man mindestens eine Hand frei, um andere Dinge zu tun. Das Kind kann gebündelt werden. Das Bündeln gibt dem Baby das Gefühl von Geborgenheit und lässt es seinen Körper und seine Grenzen spüren. Das Gefühl von Begrenzung hilft dem Kind sich sicher zu fühlen. Man kann ein Nest bauen. Auch hier ist die Begrenzung der springende Punkt, der dem Kind Geborgenheit vermittelt. Massage, eine warmes Bad oder auch ein warmes Körnerkissen können beruhigend wirken. Schaukelbewegungen (Wiege, Hängematte, Schaukelstuhl, mit Tragetuch spazieren gehen, Kinderwagen), monotone Geräusche (Staubsaugen, Auto fahren), beruhigende Musik, Singen und Tanzen mit dem Baby und auch der Schutz vor Überreizung (viele Besucher, Fernseher) helfen einem Kind sich zu beruhigen. Als Saugersatz bietet sich ein Finger (von Kind oder Vater oder Mutter) oder eventuell auch ein Lutschetuch an. Sicher ist es nicht immer der leichteste Weg, wenn die üblichen „ausgetretenen" Pfade verlassen werden, aber ich denke, es lohnt sich, andere Alternativen zu versuchen. LLLiebe Grüße Biggi


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