Hallo,
soll man die Brust jetzt irgendwie auf das Stillen vorbereiten oder nicht?
Mein Arzt sagt nein, die Hebamme sagt ja. Und wenn, wie am besten und ab wann? Von nur ohne BH rumlaufen bis mit einer Zahnbürste die Brustwarzen behandeln habe ich schon alles gehört.
Vielen Dank für die Antwort,
Tine
Mitglied inaktiv - 20.06.2001, 11:26
Antwort auf:
Vorbereiten der Brust auf das Stillen
?
Liebe Tine,
Vergessen Sie bitte alles, was Sie über die Vorbereitung oder gar das Abhärten der Brustwarzen gehört haben!!!!!
Es ist ohnehin nicht möglich und auch nicht wünschenswert die Brustwarzen abzuhärten. Brustwarzen sind sensibles, erektiles Gewebe und dieses Gewebe kann nicht abgehärtet werden und die Empfindsamkeit sollte keinesfalls beeinträchtig werden. (Niemand käme auf den Gedanken einen Penis abzuhärten).
Die beste Vorbereitung auf das Stillen besteht darin sich so gut wie möglich zu informieren.
Wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen können Sie am besten dadurch vorbeugen, dass Sie sich informieren. Wunde Brustwarzen entstehen in über 80 % der Fälle durch falsches Anlegen oder Ansaugen. Es ist extrem wichtig, korrekt anzulegen, nicht nur um wunde Brustwarzen zu vermeiden, sondern auch, damit die Brust gut stimuliert und richtig entleert wird und so die Milchbildung gut in Gang kommt bzw. aufrecht erhalten wird.
Deshalb ist es entscheidend, dass Sie sich möglichst gut über das Stillen und die grundlegenden Dinge wie korrektes Anlegen und Ansaugen, das Prinzip von Angebot und Nachfrage, Stillen nach Bedarf usw. informieren. Nochmals: Ganz wichtig ist dass Sie wissen, wie korrekt angelegt ist und woran Sie erkennen, dass das Baby richtig ansaugt und effektiv an der Brust trinkt.
Hierzu bietet sich neben dem Lesen der entsprechenden Literatur (z.B. „Stillen - Rat und praktische Hilfe für alle Phasen der Stillzeit" von Marta Guoth-Gumberger und Elizabeth Hormann, „Das Handbuch für die stillende Mutter" von der La Leche Liga, „Stillen - einfach nur stillen" von Gwen Gotsch, das erste bekommen Sie im Buchhandel, die beiden letzteren im Buchhandel, bei der La Leche Liga oder jeder LLL-Stillberaterin) der Besuch einer Stillgruppe an. In einer Stillgruppe treffen Sie nicht nur andere stillende Mütter, sondern Sie lernen auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, für den Fall, dass es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen sollte.
Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus.
Ansonsten sollte darauf geachtet werden, dass die Brustwarzen und der Brustwarzenhof beim Waschen nur mit klarem Wasser abgespült wird. Seife oder gar Alkohol (wird manchmal immer noch zum Abreiben der Brustwarzen empfohlen) trocknen die Haut aus und machen sie anfälliger für wunde Brustwarzen.
Während der Schwangerschaft bewirken Hormone, dass die Brust sich auf die Stillzeit einstellt. Die Haut wird geschmeidiger und elastischer, um sich der Brustentwicklung anzupassen, während Brustwarzen und Brustwarzenhof sich vergrößern und die schützende Pigmentierung zunimmt. Die Montgomerydrüsen, kleine Erhebungen am Brustwarzenhof, sondern eine pflegende und schützende Substanz ab, die die Brustwarzen und den Brustwarzenhof vor Austrocknung und Abschuppung schützt. Daher ist sind Abhärtungsmaßnahmen wie Rubbeln mit Frotteetüchern und dergleichen nicht sinnvoll, denn dabei würde diese Schutzschicht entfernt.
Im Allgemeinen wird davon abgeraten die Brustwarzen mit irgendetwas einzucremen. Insbesondere Produkte auf Mineralölbasis (z.B. Vaseline, Babyöl, Melkfett, Kakaobutter, Salben, die Vitamin A und D enthalten) sollten vermieden werden, da sie die Hautatmung beeintärchtigen und das Wundsein der Brustwarzen fördern. Zudem wird die Brustwarze davon gerne aufgeweicht bzw. „glitschig", so dass das Baby sie schlecht fassen kann und der Eigengeruch der Brust, an dem das Baby seine Mutter erkennt, wird überdeckt.
Präparate, die vor dem Stillen abgewaschen oder abgerieben werden müssen, sind ebenfalls nicht empfehlenswert, weil das Abreiben oder -waschen die Haut unnötig reizt.
Wenn die Haut extrem trocken ist, kann gewöhnliches Pflanzen- oder Keimöl sowie hochgereinigtes Lanolin (kann in der Apotheke unter den Handelnamen Lanosin, Purelan oder Lansinoh bestellt werden) verwendet werden.
Ich wünsche Ihnen noch eine schöne Schwangerschaft und eine gute Geburt.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 20.06.2001