Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Trotz Untergewicht abstillen?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Trotz Untergewicht abstillen?

Perle7

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Hallo Frau Welter, meine Tochter ist nun 12 Monate alt und wird noch recht viel gestillt. Meist schläft sie bis 7 Uhr, bekommt dann erstmal die Brust. Nachdem wir alle fertig sind, frühstücken wir. Sie isst weniger als 1/4 Brötchen mit Sahnekäse, einer selbstgemachten Aprikosen/Mandel-Marmelade, 3-5 Scheiben Gurke und etwas Obst (mal Birne, mal Erdbeere, mal Heidelbeere usw.) Während den Mahlzeiten bekommt sie Wasser zu trinken (und auch sonst über den Tag immer wieder angeboten). Nach jeder Mahlzeit biete ich ihr auch immernoch die Brust an, damit sie wirklich satt wird. Gegen 10 Uhr bekommt sie einen kleinen Snack, meist etwas Apfel zum knabbern. Um 11:30 Uhr isst die Mittag. Wir haben BLW probiert, jedoch isst sie dann meist nur ein Stäbchen Kartoffel oder Karotte oder Pastinake.... Daher sind wir wieder zum Brei zurück, da sie damit besser isst und ich Gemüse, Fleisch, etc mischen kann. Meist isst sie um die 60-70g. Mal minimal mehr, mal weniger. Teilweise auch nur 20g, das sind dann die schlechten Tage. Von 12-14 Uhr macht sie ihren Mittagsschlaf. Bekommt danach auch etwas Obst. Gegen 15:15 Uhr bekommt sie ihren Nachmittagsbrei. Meist Obst mit Grieß. Auch hier sind wir meist nur bei 50g. Um 18 Uhr gibt es bei uns Abendbrot. Da mein Mann über Tag arbeiten ist, kochen wir abends für uns. Hier sind wir zur Familienkost übergewechselt. Wir versuchen ihr also unsere Kost ebenfalls anzubieten, jedoch hat sie da meist nach ein paar Löffeln genug. Daher habe ich dann immer noch einen Teller für sie fertig stehen. Kartoffel, Möhre usw. für BLW. Und immer was Brot und Obst. Sie scheint eine "Süße" zu sein, meist wird das Obst als erstes gegessen. Großes Interesse an unserem Essen zeigt sie nicht. Sie schaut, aber es ist für sie kein Problem, wenn auf ihrem Teller anderes liegt, als was wir essen. Über Tag wird sie sonst immer nach Bedarf gestillt. Jetzt waren wir heute bei der U6. Sie ist 70cm groß und wiegt 6.950g. Damit sind wir nun im Untergewicht angekommen. Nachts stille ich noch recht häufig. Meist zwischen 4-7x. Die Kinderärztin meinte, wir würden in einem Teufelskreis stecken. Sie isst nicht, weil sie noch so viel gestillt wird. Und rät uns dringend komplett abzustillen. Ich versuche ja schon meiner Tochter immer wieder Essen anzubieten, aber irgendwann macht sie dicht und will unbedingt zu mir auf den Arm und an meine Brust. Zieht dann sogar am Oberteil. Nachts habe ich einfach ein Problem ihre Bedürfnisse nach dem Stillen nicht zu befriedigen, sie hat ja nicht viel im Bauch und natürlich hat sie dann schnell wieder Hunger. Nun sind wir total verunsichert, was wir machen sollen, eigentlich bin ich ja froh, dass sie noch so viel an der Brust trinkt, sonst wäre das Gewicht sicher noch schlimmer... Ich stille auch noch gerne. Was raten Sie uns, damit unsere Tochter mehr isst und sich so irgendwann von alleine abstillt? Viele Grüße Margit


Biggi Welter

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Liebe Margit, ab dem ersten Geburtstag sollte sicherlich langsam geschaut werden, warum dein Kind so gar nicht essen mag. Kann dein Kind eventuell einen Zinkmangel haben? Auch ein leichter Eisenmangel kann zu Problemen führen. Beides kann die Ursache für ein schlecht essendes Kind sein. Wichtig ist irgendwann nach dem ersten Geburtstag wirklich, dass die Ursache für die Essensverweigerung gefunden wird und nicht, dass mit dem Kind eine Gewaltkur inklusive plötzlichen (und traumatischem) Abstillen veranstaltet wird. Gleichzeitig solltest Du weiterhin versuchen, deinem Kind feste Nahrung anzubieten. Setze auf den Nachahmungstrieb des Kindes und biete ihm an, was auch ihr esst (natürlich nur, wenn es sich um etwas babygeeignetes handelt). Stillkinder sind durch die immer wieder auftretenden Geschmacksveränderungen der Muttermilch (je nach dem was die Mutter isst, schmeckt die Milch unterschiedlich) an den Speiseplan der Mutter gewöhnt und lehnen andere Nahrung dann oft ab. Wenn Du zum Beispiel nie gekochte Karotten isst, dann kennt dein Kind diesen Geschmack nicht über die Muttermilch und wird sie höchst wahrscheinlich auch vom Löffel ablehnen. Was sollst Du denn machen? Dein Kind in einen Schraubstock spannen, ihm die Nase zuhalten, damit es den Mund auf macht und ihm dann unter Zuhilfenahme eines Kartoffelstampfers feste Nahrung in den Magen zwingen? Was macht ein Mensch, den man mit Gewalt dazu zwingen will, etwas zu tun? Er blockiert oder zerbricht. Beides ist nicht wünschenswert, schon gar nicht in der Eltern Kind Beziehung. Druck und Zwang sind nicht geeignet, um ein Kind zum Essen zu bringen. Im Gegenteil: je mehr Druck, je mehr Kampf es gibt, umso schwieriger wird die Situation und zum Schluss gibt es in diesem Kampf ums Essen nur Verlierer. So schwer es auch fällt, versuche die Geduld zu bewahren und mach weiterhin keinen Kampf ums Essen. Wenn es erst einmal so ist, dass das Essen Machtkampf bedeutet, dann sind wir Eltern sehr schnell die Verlierer und viele Essstörungen haben ihre Ursache in einem krampfhaften Machtkampf ums Essen im Baby und Kleinkindalter. Probiere es einfach weiterhin immer wieder aus lass die Werte kontrollieren. LLLiebe Grüße Biggi


Perle7

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Hallo Biggi, vielen Dank für Deine schnelle Rückmeldung. Das hat mir sehr geholfen und unterstreicht eigentlich meine eigene Meinung Zink und Eisen ist mir aktuell nichts bekannt. Werde ich aber mal testen lassen. Mit der Leber haben wir ein Thema, diesbzgl. sind wir in 2 Wochen auch ein paar Tage im Krankenhaus. Hoffen dann mehr zu wissen. Kann durch erhöhte Leberwerte das Essverhalten negativ beeinflusst werden? Bei mir selbst achte ich sehr auf eine gesunde und abwechslungsreiche Koste, daher sollte sie die verschiedenen Geschmacksrichtungen eigentlich kennen. Wir geben nicht auf und werden es weiter versuchen. Mit dem zwanghaften Essen und dem plötzlichen Abstillen sprichst Du mir aus der Seele, genau das sind auch für mich die Gründe, warum ich mich damit einfach unwohl fühle. Alles Liebe für Dich Viele Grüße Margit


Biggi Welter

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Liebe Margot, ich würde jetzt erst einmal die Untersuchungen abwarten in der Klinik, da können auch die anderen Werte gemessen werden. Bis dahin schenke Deinem Kind all die Nähe und Geborgenheit die es braucht und stille nach Bedarf. Gerade in der Klinik wird das Deinem Kind enorme Sicherheit schenken! Alles alles Gute für Euch, ich würde mich wirklich freuen, wenn Du Dich wieder meldest! Biggi


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