Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Trinkt Kind zu wenig über Tag?

Frage: Trinkt Kind zu wenig über Tag?

Fidelchen

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Guten Tag, meine Tochter ist 18 Monate alt. Ich habe immer nach Bedarf gestillt. Die Beikosteinführung ging anfangs schleppend, aber zwischenzeitlich gibt es einiges was sie gerne isst. Die Stillhäufigkeit hat sich nach und nach reduziert. Momentan stille ich über Tag maximal einmal, häufig gar nicht, dann abends zum Einschlafen, nachts und am Morgen vor dem Aufstehen. Durchgeschlafen hat sie noch nie und wollte nachts schon immer öfters noch an die Brust. So zwei bis drei Mal im Normalfall, phasenweise auch häufiger. Momentan ist wieder so eine Phase, in der sie ganz oft trinken will - ich habe den Eindruck, weil meine Brüste nicht so viel hergeben, wie sie braucht. Ich habe nun unterschiedliche Theorien: Sie hat Durst, denn die in Büchern angegebenen 800 ml Flüssigkeit trinkt sie bei weitem nicht über Tag. Sie schafft vielleicht 300 ml (Tee, Wasser, Kuhmilch) Wir versuchen das zu steigern, aber das geht eben nur langsam. Oder hat sie hunger? Mir kommt ihre Essensmenge manchmal wenig vor, aber sie ist ja auch ein kleiner Mensch :) Sie ist morgens eine kleine Portion Müsli (6-10 Teelöffel) und trinkt Kuhmilch. Zwischendurch ein Stück Brezel oder eine halbe Scheibe Brot oder eine Scheibe Fleischwurst. Mittags eine kleine Portion Gekochtes (bei Nudeln mit Tomatensoße einen schöne Schüssel, bei allem anderen Miniportionen), Nachmittags ein Stück Brezel und ein bisschen Joghurt, Abends eine meist ordentliche Schüssel Milchbrei. Meine Frage nun: Hat sie nachts durst? Ist das ausreichend, was sie über Tag isst? Die Trinkmenge (Tee etc.) über Tag sollte mehr werden, oder? Sollte ich eher über Tag nochmal stillen und so versuchen das nachts zu reduzieren? Oder ist das einfach nur eine Phase? Ich selbst trinke über tag 1,8 bis 2,5 Liter, einiges davon auch nochmal abends, nachts aber nicht sonderlich viel....sollte ich da mehr trinken, damit mehr Milch da ist? Achja, die Kleine schläft bei uns im Schlafzimmer, die erste Hälfte der Nacht in ihrem Bett, die zweite in unserem. Sie hat nie aus einem Fläschchen getrunken, sondern direkt das trinken aus dem Becher gelernt. Sie hat normales Gewicht für ihr Alter und ist ein aktives Kind. Ich würde mich über Ihre Einschätzung freuen! Vielen Dank!


Biggi Welter

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Liebe Fidelchen, Stillen ist viel, viel mehr als nur Nahrung für den Körper und deshalb bedeutet Stillen nicht nur, dass das Kind Mahlzeiten an der Brust zu sich nimmt. Dein Kind hat nicht nur Hunger, sondern sucht deine Nähe und verarbeitet die Ereignisse des Tages. Ich bin auch sicher, dass Du nicht zu wenig Milch hast, sondern dein Kind Hunger, Durst und Hunger nach Nähe hat ;-). Wenn es für dich also okay ist, dann schenke deinem Kind die Zeit, die es braucht, um länger schlafen zu können. Du kannst jetzt sicherlich mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht. Die unruhigen Tage und vor allem Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst. In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiter entwickelt! Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Leider geht der Trend zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser „Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten. Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Du noch die nächsten Jahre damit verbringen musst, dein Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Du es dir jetzt vorstellen kannst. Ich möchte dir zu diesem Thema das Buch „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte“ von Dr. William Sears empfehlen. Dr. Sears (Professor für Kinderheilkunde) hat zusammen mit seiner Frau Martha einige Bücher zum Thema Schlaf und Kindererziehung geschrieben, in die nicht nur sein Wissen als Kinderarzt sondern auch die reichhaltige eigene Erfahrung als achtfache Eltern eingeflossen sind. In „Schlafen und Wachen“ beschreibt er nicht nur, warum Kinder so schlafen, wie sie es nun einmal tun und wo sie am besten schlafen, er gibt auch Tipps wie Eltern und Kinder zu ruhigeren Nächten kommen können. Das Buch ist im Buchhandel, bei der La Leche Liga und bei jeder LLL Stillberaterin erhältlich. Sehr empfehlenswert ist auch von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist. http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf Statt nun zu versuchen, Euer Kind zu längeren Abständen zu bringen, kannst Du es ja vielleicht mit einem anderen Ansatz versuchen: • nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ... • Vielleicht findest einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. • Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menus kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. • Eine Möglichkeit für die Nacht ist es, dass statt dir dein Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Du wendest dich jedes Mal dem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Das Verändern von Ritualen kann helfen. • Schau nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch dein Kind wird älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen. Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese „gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken und auch zu einem ruhigen Gespräch und Nähe mit deinem Mann. Vergiss dich selbst nicht: Gönne dir etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen. LLLiebe Grüße Biggi


Fidelchen

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Eines noch: Mein Ziel ist nicht das Abstillen, die Kleine soll noch an der Brust trinken, so lange sie mag.....


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