Hallo Biggi,
wie kann ich meinen Sohn (6 Monate alt) dazu bringen, abgepumpte Milch zu trinken? Er weigert sich, sie aus der Flasche (verschiedene Sauger ausprobiert),aus der Lerntasse von Avent (weicher Trinkschnabel) sowie ganz normal aus einem Becher zu trinken.
Eine weitere Frage ist, wie ich ihm abgewöhnen kann, nur an der Brust einzuschlafen? Er kann noch so müde und satt sein. Aber es ist leider nicht möglich, ihn ins Bett zu legen, so daß er einschläft, ohne daß er an der Brust liegt.Am Tage ist es sogar so, daß er, sobald er mich nicht mehr neben sich spürt, sofort wieder aufwacht oder spätestens dann, wenn ich ihn ins Bett legen will. Hast Du einen Rat?
Liebe Grüße
Annette
Mitglied inaktiv - 24.09.2002, 13:54
Antwort auf:
Trinken von abgepumpter Milch, Einschlafen nur an der Brust
?
Liebe Annette,
das Zauberwort heißt „Geduld" und zwar sowohl was das Trinken aus dem Becher oder sonstigen Trinkgefäßen betrifft, als auch das Schlafen.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Stillkind die Flasche ablehnt. Viele Stillkinder lehnen die Flasche zunächst ab, weil sie nicht wissen, was sie damit anfangen sollen.
Die Techniken beim Trinken der Brust bzw. der Flasche unterscheiden sich völlig voneinander. Das Baby empfindet den Flaschensauger wahrscheinlich als etwas Befremdliches, dem es nichts abgewinnen kann. Wenn die Mutter die Flasche geben will kommt noch dazu, dass es sich denkt „Was soll denn damit? Ich kann doch die Milch meiner Mutter riechen und fühle ihre Brust und bekomme so etwas Seltsames in den Mund gesteckt". In einigen Fällen hilft es daher, wenn jemand Anderes die Flaschenfütterung übernimmt.
Es empfiehlt sich auch, nicht zu warten, bis das Baby sehr hungrig oder müde ist. Müde oder hungrige Babys sind nicht unbedingt daran interessiert etwas Neues auszuprobieren.
Manche Babys wollen auch einfach nicht aus einer Flasche trinken. Bei diesen Kindern kann man dann versuchen, ob sie aus einer Trinklerntasse (Schnabeltasse) trinken. Viele Mütter berichten, dass ihre Babys die Trinklerntasse von Avent mit dem weichen Schnabelaufsatz gerne (oder zumindest lieber) annehmen. Unter Umständen kann man auch löffeln.
Hier noch ein paar Tipps, wie das Baby die Flasche vielleicht besser annimmt:
• die Flasche anbieten, ehe das Baby zu hungrig ist
• das Baby beim Flaschegeben in ein Kleidungsstück der Mutter (Geruch) einwickeln
• den Flaschensauger nicht in den Mund des Babys stecken, sondern die Lippen des Babys damit berühren, so wie die Mutter dies mit der Brustwarze tut
• den Flaschensauger mit warmem Wasser auf Körpertemperatur bringen oder beim einem zahnenden Baby abkühlen, um die Zahnleisten zu beruhigen
• verschiedene Saugerformen und Lochgrössen ausprobieren
• verschiedene Haltungen beim Füttern einnehmen
• versuchen das Baby im Halbschlaf zu füttern
• geduldig bleiben und auch alternative Fütterungsmethoden in Betracht ziehen (z.B. Becher, Löffel)
Die Becherfütterung ist mit der richtigen Technik keineswegs aufwändiger als die Flaschenfütterung und deshalb durchaus eine Alternative zur Flasche mit der zudem das Risiko der Saugverwirrung umgangen werden kann. Am besten lässt Du es dir einmal von einer Stillberaterin in deiner Nähe erklären und zeigen.
Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist das Stillen und gemeinsame Schlafen eine bewährte Methode Kinder glücklich, gesund und zufrieden aufwachsen zu lassen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben.
Ein kleiner Mensch ist nicht dafür gedacht, dass es alleine irgendwo abgelegt wird. Menschenbabys gehören in die Kategorie der Traglinge, die den anhaltenden Körperkontakt mit der Mutter brauchen. „Ableglinge" sind eine Wunschvorstellung unserer Gesellschaft, aber bisher wurden noch keine Säugelebewesen dieser „Art" gefunden.
Es ist vollkommen normal, dass ein Baby beim Stillen an der Brust einschläft. Ihr Baby hat sich das nicht „angewöhnt" sondern verhält sich so, wie Babys dies seit Jahrtausenden tun: Es schläft in der Geborgenheit und Sicherheit des Körperkontaktes während dem beruhigenden Vorgang des Stillens ein.
Auch wenn es Menschen gibt, die darauf dringen, dass es notwendig sei, ein Kind nicht an der Brust einschlafen zu lassen: das ist das natürliche Verhalten des Kindes und es wird ohne Brust einschlafen, wenn es dafür reif ist.
Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens „Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin (auch bei uns) erhältlich ist.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 25.09.2002