Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Stillproblem

Frage: Stillproblem

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Hallo, zu meiner Vorgeschichte: ich habe einen 21 Monate alten Sohn, dessen Geburt Ende 36. SSW eingeleitet wurde, da im Ultraschall ein massiver Nierenstau bei ihm festgestellt wurde. Er war dann kurzzeitig auf Intensivstation, wurde dann weiter auf einer Art "Zwischenintensiv" überwacht, d.h. ich konnte ihn erst nach über einer Woche das erste Mal mit zu mir aufs Zimmer nehmen. Alles in allem kein sooo toller Start mit viel Aufregung und Sorgen. Aber das kommt ja leider häufig vor und bedeutet nicht zwangsweise, dass man nicht trotzdem stillen kann. Bei mir allerdings hat es nun überhaupt nicht geklappt, ich hatte nicht einmal einen Milcheinschuss. Meine Frage ist nun: wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass der ausbleibende Milcheinschuss mit der ganzen Aufregung rund um die Geburt zu tun hatte (ich konnte aber natürlich entbinden) oder dass es eher ein generelles Problem ist, das auch beim nächsten Kind auftreten wird? Ich bin nämlich wieder schwanger, 16.SSW, und würde sehr gerne stillen... Vielen Dank für Ihre Einschätzung und Entschuldigung, dass es doch so lang geworden ist mia_sara


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Liebe mia_sara, ich kann es dir nicht sagen, denn ich sehe und kenne dich nicht und weiß nichts über deinen Körper, und nur ganz wenig über deine "Vergangenheit". Hier schreib ich dir mal zusammen, was wir über das Nicht-Stillen-Können wissen: etwa 98 % aller Frauen können stillen, vorausgesetzt, sie bekommen die richtigen Informationen, werden korrekt unterstützt und wollen stillen. Der Umkehrschluss von dieser Aussage lautet: zwei Prozent aller Frauen können tun und lassen was sie wollen, können die beste Unterstützung der Welt erhalten und werden dennoch nicht (voll) stillen können. Gründe für eine zu geringe Milchbildung oder gar ein Ausbleiben der Milchbildung können in unterentwickeltem Drüsengewebe, aber auch bei Stoffwechselproblemen und hormonellen Störungen liegen (so hat eine Schilddrüsenunterfunktion möglicherweise einen gravierenden Einfluss auf die Milchbildung). Auch extrem starke Blutungen nach der Geburt können dazu führen, dass die Frau eine Art Hypophyseninfarkt erleidet und keine oder nur sehr wenig Milch bilden kann (Sheehan Syndrom). Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist auch das Stillmanagement in der Zeit unmittelbar nach der Geburt. Nicht immer, lässt sich alles, was in diesem Zeitraum nicht optimal gelaufen ist, wieder korrigieren. Es gibt die "Prolaktin Rezeptoren Theorie", die besagt, dass das häufige Saugen des Babys in den ersten Tagen der Stillperiode die Entwicklung der Prolaktinrezeptoren im Brustdrüsengewebe fördert. Bleibt die Förderung dieser Entwicklung durch zu wenig Stimulation aus, ist es nicht immer möglich die Milchmenge später entsprechend zu steigern. Im Tierversuch ist diese Theorie bereits belegt. Ein ganz anderer Gesichtspunkt, der keinesfalls so augenscheinlich ist, ist die Psyche der Frau. Wenn wir eine Frau mit Stillproblemen vor uns sehen, kennen wird nur sehr selten die Geschichte dieser Frau. Wir wissen in der Regel nicht, ob sie zum Beispiel als Kind oder Jugendliche missbraucht wurde und deshalb die Nähe, die das Stillen unwillkürlich mit sich bringt, nicht ertragen kann. Diese Frau will vielleicht wirklich stillen, versucht auch vieles und schafft es nicht, weil ihre Psyche es nicht zulässt. Leider ist dieser letzte Punkt viel häufiger die Ursache für Stillprobleme, als wir es uns oft vorstellen. Auch andere psychische Ursachen sind nicht gerade selten. Bei vielen Frauen ist es aber nach wie vor so, dass es schlicht und ergreifend an der mangelnden Betreuung und falscher Information liegt. So wird zum Beispiel immer noch geraten, dass stillende Frauen extrem viel trinken müssten, um die Milchbildung zu fördern, obwohl bewiesen ist, dass eine zu hohe Flüssigkeitszufuhr zu einer Verringerung der Milchmenge führen kann. Es wird immer noch viel zu wenig Augenmerk auf das korrekte Anlegen und richtige Saugen des Kindes gelegt, beides Faktoren, die nicht nur wegen der wunden Brustwarzen sondern auch für die optimale Stimulation der Brust extrem wichtig sind. Viele Frauen werden immer noch angehalten das Stillen sowohl was die Häufigkeit als auch die Zeit an der Brust betrifft einzuschränken obwohl letztlich der wichtigste Faktor für die Milchbildung das häufige Anlegen bzw. Anregen der Brust ist. Wenn sich deine Brüste bereits in der Schwangerschaft verändern und größer werden, spricht das dafür, dass sich Drüsengewebe bildet und du "technisch" gesehen stillen können wirst. Am besten besuchst du auch gleich jetzt schon eine Stillgruppe. Dort bekommst du wertvolle Informationen und wirst nach der Geburt ganz genau wissen, worauf es ankommt, damit das Stillen von Anfang an besser klappen kann beim 2. Kind. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Lieben Gruß, Kristina


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