Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen und Allergierisiko

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Stillen und Allergierisiko

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Liebe Biggi, ich stille meinen kleinen Sohn nun knapp 6 Monate voll. Er ist bereits mein 3.Kind, dass ich stille. Meinen ersten Sohn habe ich 6 Monate voll gestillt, danach allergenarme Beikost eingeführt und weiter gestillt. Bis zu seinem 1. Geburtstag. Leider hat mein Sohn, trotz aller Vorsicht, Neurodermitis bekommen (mit 15 Monaten). Inzwischen haben wir diese gut im Griff und sie ist auch nicht mehr stark ausgeprägt. Meine Tochter konnte ich nur 6 Monate voll stillen. Danach musste ich, aufgrund Antibiotika-Einnahme, abrupt abstillen. Sie bekam dann eine HA-Nahrung und hat bis heute keine Neurodermitis bekommen. Nun bin ich in einem Zwiespalt, da ich schon des öfteren gehört habe, dass Langzeitstillen bei allergiegefährdeten Kindern (mein Mann und ich sind beide Allergiker!) nicht empfehlenswert wäre. Aufgrund meiner Erfahrung mit den beiden älteren Kindern, zweifle ich nun, ob ich mit 6 Monaten meinen Sohn abstillen soll, oder es nochmal "riskieren" und weiterstillen soll, bis er 12 Monate alt ist. "Erlöse" mich von meinen Zweifeln :-))) Vielen Dank für deine Antwort und liebe Grüße. Anja


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Liebe Anja, generell gilt, dass gerade bei Babys, deren Eltern unter Neurodermitis leiden das Stillen sehr wichtig ist und möglichst sechs Monate lange ausschließlich gestillt werden sollte. Manche Kinder entwickeln jedoch trotz aller Vorsichtsmaßnahmen eine Neurodermitis in mehr oder minder schwerer Ausprägung. Trotzdem würde ich nicht die Kinder miteinander vergleichen, es kann so oder so kommen! Ich hänge dir noch einen Artikel an, der sich mit dem Thema beschäftigt. LLLiebe Grüße Biggi Bei Neurodermitis abstillen? Von Denise Both, IBCLC In letzter Zeit kommt es immer wieder zur Verunsicherung stillender Mütter durch die Information, dass beim Auftreten einer Neurodermitis beim gestillten Kind abgestillt werde sollte. Was ist von dieser Aussage zu halten? Seit im Januar 1999 unter dem Titel "Breast feeding of allergic infants." eine Arbeit von E. Isolauri, A. Tahvanainen, T. Peltola und T. Arvola vom Department of Pediatrics der University of Turku, Finland (Journal of Pediatrcis 1999; 134:27 32) veröffentlicht worden ist, kommt immer wieder die Behauptung auf, dass beim Auftreten von Neurodermitis beim gestillten Säugling abgestillt werden müsse, da die Muttermilch in diesem Fall mehr schade als nütze. Verständlicherweise sind die Mütter nun verunsichert, steht doch diese Aussage im absoluten Gegensatz zu der bisherigen Empfehlung, gerade bei allergiegefährdeten Kindern mindestens sechs Monate ausschliesslich zu stillen. Es stimmt, dass es Nahrungsmittelallergene gibt, die in die Muttermilch übertreten und Symptome beim Kind verursachen können. Ganz oben auf der "Hitliste" dieser Allergene steht die Kuhmilch, aber auch Fisch, Zitrusfrüchte, Nüsse und Eier können über die Muttermilch zu Reaktionen beim Kind führen. Deshalb wird in vielen Fällen Müttern von Kindern mit atopischem Ekzem (Neurodermitis) geraten zunächst einmal eine Eliminationsdiät durchzuführen, bei der sie auf die im Verdacht stehenden Nahrungsmittel verzichten und so die Allergenzufuhr über die Muttermilch verringern. In vielen Fällen lässt sich auf diese Weise eine Besserung oder sogar eine Symptomfreiheit erreichen. Allerdings ist das Einhalten einer strengen Diät nicht für alle Mütter möglich. Durch die Einschränkung des eigenen Speiseplanes ist es nicht selten schwierig, weiterhin eine ausgewogene und vollwertige Ernährung der Mutter zu gewährleisten und manchmal ist die Lebensqualität der Mutter durch die Diät so sehr beeinflusst, dass sie diese Einschränkung nicht weiter hinnehmen kann. Auch in der Studie von Isolauri et al. wurde zunächst durch eine Diät der Mutter versucht, Einfluss auf die Symptome beim gestillten Kind zu nehmen. Bei einer kleinen Gruppe der untersuchten Kinder konnte jedoch auch durch die allergenarme Ernährung der Mutter keine Besserung erreicht werden. Zusätzlich wurde bei diesen wenigen Kindern eine Einschränkung des Wachstums beobachtet. Die betroffenen Kinder profitierten in der Tat vom Abstillen. Die Schlussfolgerung der Studie war daher auch NICHT die Empfehlung, generell vom Stillen als Allergieprophylaxe oder beim Auftreten von Neurodermitis abzuraten. Im Gegenteil, das Stillen wird weiterhin als wichtigste Massnahme zur Vorbeugung gegen Allergien betrachtet. Erst wenn auch das Wachstum und die Entwicklung des Kindes betroffen sind, sollte das Abstillen in Betracht gezogen werden. Zitat: "Schlussfolgerung: Stillen sollte als erste Vorbeugung gegen Allergien gefördert werden, aber gestillte Säuglinge mit Allergien sollten durch eine Vermeidung von Allergenen behandelt und in manchen Fällen sollte abgestillt werden. Dies bezieht sich speziell auf Säuglinge mit atopischem Ekzem, bei denen zudem das Wachstum eingeschränkt ist." ("CONCLUSIONS: Breast feeding should be promoted for primary prevention of allergy, but breast fed infants with allergy should be treated by allergen avoidance, and in some cases breast feeding should also be stopped. This particularly applies to infants with atopic eczema who also have impaired growth.") Von seltenen Ausnahmefällen abgesehen gilt nach wie vor (auch in dieser Studie) "Breast is best". Ein Abstract der Studie ist unter www.ncbi.nlm.nih.gov/htbin post/Entrez/query?uid=9880445&form=6&db=m&Dopt=b im Internet zu finden.


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Liebe Biggi, ich habe noch nicht verstanden, ob es meinem fast 5 Monate altem Sohn allergiemässig SCHADEN könnte, wenn ich ihm mal ne gekochte Kartoffel, ungekochte(?) Karotte oder Reiswaffel in die Hand drücke um seine Neugier zu "stillen". (in Bezug auf Deine Antwort vom 31.1.) Danke, Gruß von Mimo

Hallo Biggi, ich habe 2 Töchter. Meine Große (2 3/4) hatte eine sehr starke Kuhmilcheiweißallergie, woraufhin ich sie 1 Jahr voll gestillt hatte und insgesamt genau 2 Jahre. Die Allergie ist so gut wie verschwunden und sie kann heute problemlos Milchprodukte essen. Mein 2tes Töchterlein ist jetzt 3 Monate. Ich denke mal, daß sie wohl auch mit A ...

Hallo, ich würde gerne wissen, wielange ich ausschliesslich stillen kann / soll, wenn mein Sohn als "allergiegefährdet" gilt? Man liest ja überall "bis zum sechsten Monat". Ist damit gemeint, bis Vollendung des fünften LM, d.h. bis Beginn des 6. LM oder bis einschliesslich des 6.LM, d.h. bis Beginn des 7.LM? Wie schnell kann ich dann auf norma ...

Liebe Biggi, hab wieder mal eine Frage an dich und möchte mich mal herzlich bedanken für deine Tips, ohne diese würde das Stillen bei mir nicht so gut klappen. Julia ist nun 4 1/2 Monate alt und wird noch voll gestillt. Da sie allergiegefährdet ist hatte ich eigentlich vor sie bis zum Ende des 6. Monats ausschließlich zu Stillen. Nun i ...

Hier bekommt man immer so tolle Antworten. Vielen Dank. Jetzt habe ich wieder eine Frage, nicht das ich zufüttern will, mich interessiert es einfach: Wenn ich z.B. nur eine Mahlzeit am Tag statts Muttermilch die PRE Nahrung fütern würde, ist es dann schon vorbei mit dem möglichen Schutz gegen Allergien? Sprich, wenn ich auch nur eine Pre-Mahlzeit ...

Hallo, meine Tochter ist jetzt 6 Mon. und wird voll gestillt. Ich möchte möglichst lange voll stillen da mein Mann und ich Allergien haben, ich auch Asthma. Unser Ältester (10J.) hat Asthma und Allergien, wird grad desensibilisiert und unser Mittlerer (7J.) hat diesen "Sommer" mit Allergiereaktionen angefangen. Wie lange kann man voll stillen ...

liebe biggi! fange an, mich mit dem thema beikost ( habe mir das buch von gabi eugster gekauft!) zu beschäftigen und habe ein paar fragen. ich habe heuschnupfen und tierhaarallergie, keine nahrungsmittelallergie. mein mann ist kein allergiker. unser sohn hat milchschorf - ist jetzt davon auszugehen, dass er allergien entwickeln wird? werden alle b ...

Hallo, ich habe eine 5 Wochen alte Tochter. Sie hat so gut wie jeden Abend Blähungen und weint daher abends recht viel. Habe schon verschiedenes versucht: Massage mit Windsalbe Chamomilla globulis Wärmeflasche das Trinken(ich) von stilltee oder Kümmeltee Tragen im MeiTai oder TT aber bisher leider mit nicht ausreichendem Erfolg. Würde ...

Hallo liebes Stillteam, ich hätte einige Fragen zum Stillen und Breistart. Vorweg: Unser Sohn ist nun knapp 5 Monate und hat ein erhöhtes Allergierisiko. Mein Mann und ich sind beide Allergiker (u.a. Heuschnupfen). Ich habe eine leicht ausgeprägte Neurodermitis, beim Baby gibt es auch leichte Probleme mit der Haut. Da der Kleine seit einigen Woc ...

Hallo liebes Stillberaterteam, ich hätte eine Frage zu dem Thema Allergierisiko. Und zwar sagt man ja, dass ausschließliches Stillen in den ersten Monaten das Allergierisiko um fast 50% mindern kann. Nun ist es so, dass mein kleiner Sohn (jetzt 3 Monate) im Krankenhaus ohne meinen Willen bei diversen Untersuchungen (bei denen ich aus diversen Gr ...