Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen oder Fläschchen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Stillen oder Fläschchen

September2015

Beitrag melden

Liebe Frau Welter, wir erwarten demnächst unser 2. Kind. Unsere erste Tochter wird bald 3. Sie kam gesund bei 37+2 mit 2530 g gesund zur Welt. War also recht zart. Im Krankenhaus damals musste ich bereits zufüttern, weil die Milchmenge nicht ausreichte und auch der Zuckerhaushalt meiner Tochter etwas niedrig war. Die ersten 2 Lebensmonate bestanden dann aus Stillen und Zufüttern 3 x täglich, weil ich nie genug Milch hatte. Ich habe mit meiner Hebamme alle Möglichkeiten ausgeschöpft um die Milchmenge zu steigern. Am Ende war es aber so, dass meine Tochter in dieser Zeit einfach nicht ausreichend zugenommen hatte. Die ersten 2 Lebensmonate waren auch von viel Schreien und Unwohlsein meiner Tochter geprägt und ich hatte immer das Gefühl, dass meine Tochter Hunger hat, der nicht vollständig mit Stillen und Zufüttern gestillt werden konnte. Meine Brüste waren auch nie so voll, dass ich dachte, ich muss jetzt sofort stillen. Ab dem 3. Lebensmonat hab ich dann auf volle Flaschennahrung umgestellt und siehe da, meine Tochter war das zufriedenste und ausgeglichenste Kind und total ausgewechselt. Sie hat die Flaschen verschlungen und auch ab da richtig zugenommen. Ich musste nicht mal abstillen. Nach 3 Tagen bildete sich auch schon keine Milch mehr. Natürlich weiß ich, dass Stillen das Beste auch für mein 2. Kind wäre. Aber ich habe Angst, dass das in dem gleichen Schlamassel wie damals endet und überlege, ob ich nach Ende des Kolostrums dann auch volle Flaschennahrung bereits umstelle. Immerhin habe ich auch bereits eine 3-jährige Tochter dann zu Hause und die ewig langen Stillversuche würden sicher nun nicht mehr so möglich sein. Eine Beurteilung aus der Ferne ist für Sie natürlich schwierig, aber wie sehen Sie grundsätzlich meine Situation? Danke und viele Grüße September


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe September, es tut mit so leid, dass es beim letzten Baby nicht geklappt hat und dass ihr einen so schweren Start hattet. Aber das muss sich keinesfalls wiederholen!! Ganz kurz kann man die wichtigsten Punkte für den Grundstein einer erfolgreichen Stillbeziehung auf die folgenden Schlagworte zusammenfassen: Bald stillen, oft stillen, nur stillen; keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen; keine Schnuller oder künstliche Sauger in den ersten Lebenswochen. Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt. Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht "ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins. Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung. In den ersten Wochen stillt ein Baby etwa 10-12 Mal in 24 Stunden. Wichtig ist, dass Dein Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte Dein Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben. Am allerbesten wäre es, wenn Du bereits jetzt mit einer Stillberaterin in eurer Nähe Kontakt aufnehmen könntest. Erstens hast Du dann gleich die kompetente Fachfrau zur Hand, wenn dein 2. Baby da ist, und zweitens kannst Du Dich im Rahmen von Stillgruppentreffen optimal aufs Stillen vorbereiten - mit dem nötigen Wissen. Eine Stillberaterin in Deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC). Alles alles Gute! Biggi


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Hallo, am besten erstmal ein paar Hintergrundinformationen: Mein Sohn ist 14 Monate alt. Er war ein Frühchen in der 34. Woche, weil ich eine schwere Präeklampsie hatte und somit ein eiliger Kaiserschnitt nötig war. Anfangs wurde er daher mit der Flasche (abgepumpte Milch) gefüttert, aber ich habe immer dafür gekämpft, dass ich ihn stillen konnt ...

Liebe Biggi, Meine Tochter ist nun bald 10 Monate alt und ich stille seit ein paar Tagen nur noch Nachts und Morgens. Unsere Nächte sind leider noch immer sehr unruhig. Sie schläft bei mir im Bett und wacht Minimum alle 2 Stunden auf und will stillen, und jede Nacht gibt es auch Phasen, in denen sie stündlich will. Meine Hebamme meinte, spätabend ...

Liebe Frau Welter, meine Tochter Anna isst begeistert, seit sie etwa 5 Monate alt ist. Erst Brei und Fingerfood, dann schnell alles, was wir essen. Inzwischen bekommt sie mit fast zwei Jahren zweimal Frühstück (zu Hause und bei der Tagesmutter), normales Mittagessen und Abendbrot. Snacks und Obst kann sie nachmittags immer bekommen, die fordert ...

Hallo, Mein Sohn ist nun 5 Wochen alt und ich möchte sehr gerne (endlich) voll stillen. Bisher habe ich ihm tagsüber immer die Brust gegeben (beide Seiten) und musste danach noch ein Fäschchen mit 90-120 mL nachgeben, da er gesucht und geweint hat, sobald ich ihn abgelegt habe. Egal, ob ich insgesamt 30 Minuten oder 4 Stunden gestillt habe. S ...

Hallo , Ich möchte dieses Mal nicht stillen da ich das letzte mal so arge Probleme hatte .. Jetzt meinte meine Hebamme ich könnte dem Kind nach der Geburt wenigstens die vormilch geben .. aber ist es dann nicht so, dass die Brust wieder angeregt wird und Milch produziert ? Abstilltabletten kommen für mich nicht in Frage kann man aber trotzdem G ...

Hallo, leider wollte meine Tochter( mittlerweile 4 Wochen alt) von Anfang an nicht so richtig an der Brust trinken, sie hat sich nicht genug raus geholt und ist oft eingeschlafen. Deswegen hat sie nicht zugenommen gehabt und wir mussten abpumpen und die Flasche geben, jetzt hat sie ein gutes Gewicht erreicht und ich wollte nochmals probieren zum st ...

Hallo, leider wollte meine Tochter( mittlerweile 4 Wochen alt) von Anfang an nicht so richtig an der Brust trinken, sie hat sich nicht genug raus geholt und ist oft eingeschlafen. Deswegen hat sie nicht zugenommen gehabt und wir mussten abpumpen und die Flasche geben, jetzt hat sie ein gutes Gewicht erreicht und ich wollte nochmals probieren zum st ...

Guten Tag Frau Welter! Mein Sohn ist etwas über 6 Monate alt, was bedeutet, dass er heute zum achten Mal mittags Beikost (Gemüsebrei) und zum ersten Mal Abendbrei (Haferflockenbrei) bekommt. Die Breifütterung funktioniert soweit gut. Nun zu unserem Problem: Ich habe ihn davor die 6 Monate voll und ausschließlich gestillt, wobei von vornherein ...

Guten Tag Frau Welter! Da meine gestrige Frage untergegangen zu sein scheint, stelle ich sie hier erneut:  Mein Sohn ist etwas über 6 Monate alt, was bedeutet, dass er heute zum achten Mal mittags Beikost (Gemüsebrei) und zum ersten Mal Abendbrei (Haferflockenbrei) bekommt. Die Breifütterung funktioniert soweit gut. Nun zu unserem Problem: I ...

Hallo Frau Welter, mein Sohn ist mittlerweile 6 Wochen alt, Geburtsgewicht lag bei 3650g. Da wir anfangs mit Gelbsucht gekämpft haben wurde uns im KH sehr schnell dazu geraten zuzufüttern. Ich habe also mein Kolostrum/ später Muttermilch abgepumpt (30-80ml) und zugefüttert. Nach Erreichen des Geburtsgewichtes haben wir das Zufüttern eingestellt ...