Abstillen ohne Fläschchen einzuführen

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Abstillen ohne Fläschchen einzuführen

Hallo, am besten erstmal ein paar Hintergrundinformationen: Mein Sohn ist 14 Monate alt. Er war ein Frühchen in der 34. Woche, weil ich eine schwere Präeklampsie hatte und somit ein eiliger Kaiserschnitt nötig war. Anfangs wurde er daher mit der Flasche (abgepumpte Milch) gefüttert, aber ich habe immer dafür gekämpft, dass ich ihn stillen konnte. Die ersten drei Monate ging es immer besser, aber nur mit Stillhütchen, aber danach haben wir es auch ohne geschafft und seitdem stillte ich voll. Das Fläschchen nahm er bei einigen Monate später liegenden Versuchen auch gar nicht mehr an. Die Beikosteinführung klappte gut und mittlerweile isst er auch nahezu alles bei uns mit, natürlich in mundgerechte Stücke geschnitten (also keinen Brei mehr). Er hat auch schon ziemlich viele Zähne. Er ist ein guter Esser und mag bis jetzt eigentlich alles. Unser Tagesablauf ist wie folgt: Er wacht meist zwischen 6:30 & 7:15 Uhr auf. Dann hole ich ihn in unser Bett und stille ihn, während wir alle so langsam wach werden. Nach dem Aufstehen gibts dann Porridge mit Obst drin zum Frühstück (so ca. 8-9 Uhr). Vor dem Mittagessen hat er noch ein Nickerchen von 1-2 Stunden. Zu Mittag (ca. 13-14 Uhr) gibt es dann Brot mit Butter, Aufschnitt und Obst/Gemüse/Rohkost (was wir halt da haben, was er schon kauen kann), manchmal auch etwas Naturjogurt oder Sonstiges. Abends essen wir um 18 Uhr als Familie warm. Und um 19 Uhr beginnt sein Gute-Nacht-Ritual mit dem Stillen. Danach umziehen, Buch lesen und um 19:30 Uhr ab ins Bett. Er schläft durch. Ich hatte mir immer gesagt, das erste Jahr stille ich auf jeden Fall und danach mal schauen. Bis er 1 1/2 ist, konnte ich es mir auf jeden Fall vorstellen. Nun habe ich aber im letzten halben Jahr immer wieder gesundheitliche Probleme und kann durchs Stillen kaum etwas nehmen, sodass ich mir das Ende des Stillens nun doch herbeisehne. Und er ist ja nun auch schon über 1 Jahr alt und isst so gut. Allerdings klebt er auch total an der Brust. Wenn es nach ihm ginge, würde er sicherlich den ganzen Tag an mir herumnuckeln, ich biete es ihm nur nicht an. Er bekommt die Brust einmal morgens und einmal abends, das war’s. (In absoluten Ausnahmefällen, z.B. bei Krankheit, habe ich auch gelegentlich tagsüber gestillt. Aber sehr selten.) Aber ich bin völlig überfordert mit dem Gedanken, wie ich ihn abstillen soll. Morgens weint er sogar beim Seitenwechsel und würde es nie ertragen, neben mir zu liegen ohne an die Brust zu dürfen. Und er hat auch richtig Hunger. Frühstück gibts ja erst gegen 8. Und abends weint er zwar nicht, aber wenn ich sage, „Es gibt Milch“, strahlt er übers ganze Gesicht und manchmal versucht er mir auch vorher schon das Top runterzuziehen. Und ich will ja auch, dass er durch die Nacht kommt und weiterhin durchschläft. Außerdem denke ich mir immer, falls er mal den Tag über nicht so viel gegessen hat, kann er sich ja gleich noch das holen, was ihm fehlt. Zusätzlich möchte ich nicht wirklich jetzt noch das Fläschchen einführen (falls er es überhaupt annehmen würde). Er ist ja schon 1 und kann unser ganz normales Essen essen. Da empfinde ich das Fläschchen irgendwie als unnötigen Rückschritt. Und zudem müsste ich ihm ja dann irgendwann auch noch das Fläschchen wieder abgewöhnen. Einen Schnuller möchten wir auf gar keinen Fall. Er hat ein Schnuffeltuch, an dem er gerne nuckelt. Aber wie kann ich in dieser Situation mit einem sehr stillverliebten Kind abstillen? Führt kein Weg am Fläschchen vorbei? Ich bin da wirklich total ratlos, wie ich das anpacken kann. Vielen lieben Dank schon mal im Voraus für die Antwort.

von Eva. am 17.10.2022, 16:56



Antwort auf: Abstillen ohne Fläschchen einzuführen

Liebe Eva., auch ich würde in diesem Alter keine Flasche mehr anbieten, die braucht das Kind auch nicht. Überlege dir, was für dich zählt und ob du wirklich abstillen möchtest. Leider wird Medikamentenrisiko häufig überbewertet und die Konsequenzen, die ein plötzliches Abstillen für das Kind mit sich bringen, werden häufig unterschätzt. Tatsächlich kommt es selten zu Symptomen einer gesundheitsschädigenden Wirkung von Medikamenten über die Muttermilch. Die Risikoinformationen in Beipackzetteln und Einschätzungen in Arzneibüchern sind irreführend und geben keine Hilfestellung bei der Wahl einer adäquaten Therapie. Für die meisten Erkrankungen stehen Medikamente zur Verfügung, die mit dem Stillen zu vereinbaren sind. Das ist also kein Grund. Wenn du dich jedoch auch so nicht mehr wohl fühlst, dann ist es dein gutes Recht abzustillen. Stillen ist eine ZWEIERbeziehung und du musst dich nicht zwingen. Sicherlich ist es für dein Baby ein leibgewonnenes Ritual und es wird die Brust schmerzlich vermissen, aber wenn es dich nur noch nervt, dann spürt dein Baby das auch. Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und du deinem Kind klar erklärst und sagst, was du willst und was du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Vielleicht versuchst du es damit, die Stillzeiten immer weiter zu verkürzen. Damit meine ich, du stillst dein Kind eine bestimmte Zeit und dann nimmst Du es sanft von der Brust und streichelst es, kuschelst mit ihm, bietest ihm zusätzlich ein Kuscheltier oder eine Schmusedecke an usw. Im Laufe der Zeit verkürzt du die Zeit an der Brust immer mehr. Wichtig ist, dass dein Kind weiterhin deine Liebe und Zuneigung spürt und du nicht gleich die Geduld verlierst, wenn es nicht so schnell klappt mit dem Abstillen. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Probiere es einmal mit immer kürzerem Stillen und viel Kuscheln. Liebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 17.10.2022



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