Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen nach Kaiserschnitt (vorsicht, lang!)

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Stillen nach Kaiserschnitt (vorsicht, lang!)

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Frau Welter, am 23.04. habe ich meine Tochter per Kaiserschnitt entbunden. Da ich auf Grund von Komplikationen 2 Tage auf der Intensivstation lag und Medikamente bekam, habe ich erst ab dem 3. Tag abgepumpt (die Milch wurde verworfen) und ab dem 4. Tag erste Stillversuche gemacht. Da meine Tochter nach dem Stillen fast immer noch "gesucht" hat und trotz mehrmaligen Anlegens geweint hat, habe ich zugefüttert (Beba H.A. Pre). Seitdem wir zu Hause sind (eine Woche), habe ich versucht, nicht mehr zuzufüttern. Jetzt stille ich im Schnitt zwischen 1-2 Stunden lang (ich lege meine Tochter immer im 20-minütigen Wechsel rechts/links an) und gebe noch Fencheltee dazu. Trotzdem kommt sie trotz der langen Stilldauer auf maximale 1-2 Stunden Pause. Das ist sehr anstrengend. Aus Interesse habe ich mal abgepumpt und bin gerade mal auf insgesamt 30 ml (bei 10-minütigen Pumpen auf beiden Seiten) gekommen. Ich bin kurz vorm Abstillen, weil ich am Ende meiner Kräfte bin. Gibt es noch Hoffnung, dass ich meine Tochter satt kriegen kann? Kennen Sie noch Tipps und Tricks? Vielen Dank für Ihre Hilfe, Bibi


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

? Liebe Bibi, nach einem Kaiserschnitt, noch dazu mit Komplikationen, ist es verständlich, dass Sie erschöpft sind und Erholung suchen. Doch ihr Kind weiß nichts davon, wie erschöpft Sie sind und es weiß auch nichts von den widrigen Umständen, die den Beginn Ihres gemeinsamen Lebens begleitet haben. Doch selbst wenn es dies wüsste, würde es sich dennoch genau so verhalten, wie es dies tut: wie ein ganz normales kleines Baby. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Muttermilch ist spätestens nach 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige kleine Mahlzeiten eingestellt. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Klassiche Zeiten für einen Wachstumsschub sind das Alter um zehn Tage und um die sechste Woche herum. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Mit der Gabe von Tee verbessern Sie die Situation nicht, im Gegenteil, Sie riskieren sogar zusätzliche Stillprobleme, die bis hin zu einer Gedeihstörung oder auch dem Verweigern der Brust reichen können. Lassen Sie den Tee bitte weg, ihr Kind braucht ihn nicht und er kann eine Menge Probleme verursachen. Der Abpumptest ist absolut nicht aussagekräftig. Keine Pumpe der Welt kann eine Brust so gut stimulieren und entleeren, wie ein effektiv saugendes Baby. Außerdem ist Abpumpen etwas was gelernt und geübt werden muss und die Frau muss eine effektive und zu ihr passende Pumpe zur Verfügung haben. Am besten legen Sie sich zusammen mit Ihrem Kind ins Bett und kümmern sich einige Tage um nichts anderes als um das Stillen und sich selbst. Lassen Sie den Haushalt Haushalt sein. Sie sind Wöchnerin und müssen sich nicht nur von einer Geburt, sondern auch noch von einer großen Bauchoperation erholen. Achten Sie darauf, dass Sie einigermaßen ausgewogen und vor allem ausreichend essen, trinken Sie nach Ihrem Durstgefühl und schlafen Sie soviel wie es nur möglich ist. Ruhe ist ein Zaubermittel. Zusätzlich möchte ich Ihnen ans Herz legen, sich an eine Kollegin vor Ort zu wenden, die Ihnen zeigen kann, wie Sie in verschiedenen Positionen anlegen können und woran Sie erkennen, dass Ihr Kind korrekt trinkt. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

liebe bibi, keine sorge, ich meine, es ist ganz normal, dass ein so junger säugling, praktisch pausenlos gestillt werden möchte. das häufige anlegen fördert deine milchproduktion, führt dazu, dass angebot und nachfrage ins gleichgewicht kommen. lass unbedingt den tee weg und die künstl. nahrung auch!!! denn das bringt das vorher genannte gleichgewicht durcheinander und der künstl. sauger kann zu einer saugverwirrung führen, so dass mit pech, dein baby gar nicht mehr an die brust mag. vollstillen bedeutet, keine zusätzliche gabe von tees, kunstmilch, ... selbst in der sommerhitze braucht das baby nur mumi und es ist satt, durst ist gelöscht und es ist zufrieden :-) hab die kriterien, anhand derer du sehen kannst, dass dein baby satt wird, jetzt nicht im kopf, auf jedenfall windeln zählen, 6 nasse pro tag sollten es sein. soweit erstmal von mir. biggi weiß noch vieeeeeeel ;-) mehr. lg astrid


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Achten Sie bitte auch darauf, dass Ihr Kind die Anzeichen für ein gut gedeihendes Baby erfüllt, die ich Ihnen hier einmal aufzähle: • mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln (um zu sehen wie nass „nass" ist, können Sie sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). • in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) • eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht (mit zunehmendem Alter verringert sich die durchschnittliche Gewichtszunahme), • eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, • Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs • ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen.


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Hallo, bei 36+2 werden meine Zwillinge per Kaiserschnitt geboren. Ich habe Angst, dass sie vielleicht zu schwach zum Trinken an der Brust sein könnten... Ich möchte unbedingt stillen, habe alle meine Kinder laaaange gestillt. Falls es diesmal nicht sofort geht, lernen die Babys das noch? Milch hatte ich immer zum Schulklassendurchfüttern, da wi ...

Hallo zusammen, wie im Thema beschrieben war die Geburt für mich ein traumatisches Erlebnis, da 2 Tage vor der OP erst die Entscheidung fiel. Wollte mein erstes Kind aus BEL spontan entbinden. Und es liegt der Verdacht nahe, dass eine postpartale Depression vorliegt ( hatte zuvor bereits depressive Episoden auch während der Schwangerschaft) Im ...

Hallo, leider werde ich mein Kind -wg. BEL- mit Kaiserschnitt entbinden. Nun würde ich gern hierzu wissen, worauf ich achten muss bzw. was ich unbedingt tun sollte, damit es mit dem Stillen nach Kaiserschnitt klappt? Soweit ich weiß, wird mir das Kind zwar kurz gezeigt nach der Entbindung, aber dann erstma aus dem kalten OP-Saal genommen ...

Ich habe diese Woche per Kaiserschnitt entbunden (46 Jahre, erstes Kind). Direkt nach dem Kaiserschnitt musste aufgrund von Blutungen eine Not Hysterektomie durchgeführt werden. Der Milch Einschuss war daher verzögert (Tag 4 nach Geburt). Beim ersten abpumpen (Kind saugt nicht) kamen ca. 10ml pro Brust. Seit dem immer weniger (3 ml) bei 3h Pump ...

Guten Morgen, Ich werde wahrscheinlich einen geplanten Kaiserschnitt haben müssen, da meine Plazenta der Meinung ist über den Muttermund zu Lappen. Bei meinem ersten Kind wurde es leider auch ein Kaiserschnitt. Ich habe versucht zu stillen, aber es hat nie richtig du funktioniert. Es wurde von allen immer Druck gemacht im Krankenhaus und mei ...

Hallo, eine Freundin von mir hat vor ein paar Monaten ihr Baby per sekundärem Kaiserschnitt bekommen. Die kleine war danach für einen Tag etwas trinkfaul, erst am zweiten Tag kam der riesen Hunger, der dann unter anderem mit Zufüttern von PRE Milch aufgefangen wurde. Ich hab am Freitag einen geplanten Kaiserschnitt und würde gerne fragen, ob ma ...

Hallo, wir erwarten im Oktober Nachwuchs, gleichzeitig wird mein 3-Jähriger noch gestillt. An sich mache ich mir da keine Gedanken und denke, dass das -soweit alles normal läuft- gut machbar ist, jedoch habe ich Bedenken, was die Tage direkt nach der Geburt angeht. Die Entbindung wird voraussichtlich wieder ein geplanter Kaiserschnitt wie beim er ...

Liebe Fr. Welter, bei mir ist eine Sectio am 20.2.geplant und ich hab Schwangerschaftsdiabetes. Man liest überall vor geplanten Kaiserschnitt sollte die Kolostrumgewinnung nicht mehr als 2 Tage vorher anfangen.  Was ist denn nur Ihre Empfehlung?  Der SSW-Diabetes läuft gut mit Ernährung. Könnte ich trotzdem schon mit der Kolostrumgewinnung a ...

Hallo, aufgrund einer schweren Geburtsverletzung bei der Geburt meines zweiten Kindes haben meine Ärztin und ich uns für einen geplanten Kaiserschnitt entschieden, um das Risiko einer erneuten Komplikation zu minimieren. Unser Sohn soll daher bereits bei 38+3 (Mitte August) zur Welt kommen. Die Klinik unterstützt das Stillen, das Kind soll a ...

Liebe Für Welter, ich habe im April per Kaiserschnitt entbunden und hatte danach keinen Milcheinschuss. Eine Stunde nach der Entbindung habe ich meinen Sohn zum ersten Mal angelegt und danach mehrmals am Tag. Er hat die Brustwarze richtig angedockt, aber es kam keine Milch heraus. Das hat ihn sehr frustriert, und er hat viel geschrien vor Hunge ...