Milchbildung anregen trotz postpartaler Depression und Trauma Kaiserschnitt

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Milchbildung anregen trotz postpartaler Depression und Trauma Kaiserschnitt

Hallo zusammen, wie im Thema beschrieben war die Geburt für mich ein traumatisches Erlebnis, da 2 Tage vor der OP erst die Entscheidung fiel. Wollte mein erstes Kind aus BEL spontan entbinden. Und es liegt der Verdacht nahe, dass eine postpartale Depression vorliegt ( hatte zuvor bereits depressive Episoden auch während der Schwangerschaft) Im KH wurde gesagt, dass mein Baby gut trinkt. Obwohl sie mehr als 10% ihres Geburtsgewichts verloren hat nach 4 Tagen. Dann wurde ich entlassen. Sie nahm weiter ab. Heute ist sie 4 Wochen alt. Meine Hebamme empfahl mir eine Pumpe um die Milchbildung zu fördern. Bis jetzt hatte ich 1x maximal 50ml und das auch nicht bei jedem abpumpen an dem Tag sondern wirklich nur einmalig. Ansonsten bekomme ich Akupunktur, trinke Malzbier, Eiweißshake, Bockshornklee Tabletten nehme ich. Allerdings fällt mir das Essen schwer. Habe kaum Appetit/Hunger und zur Zeit lege ich die Kleine vor dem Fläschchen an, bis sie nicht mehr will, unzufrieden ist und schreit. Danach pumpe ich die letzten 2 Tropfen ab. Trotzdem trinkt sie im Durchschnitt 100ml pro Mahlzeit. Eigentlich habe ich schon alles versucht. Ich lese oft „anlegen, anlegen, anlegen“, aber ich merke ja, dass nichts mehr kommt und meine Kleine weint und unzufrieden ist. Was kann ich anders machen oder gibts es vielleicht einen besseren Ablauf ? Einseitig stillen, andere Seite abpumpen ? Oder erstmal nur abpumpen ? Wie lange soll ich es noch versuchen ? Oder soll ich mir erstmal psychisch Hilfe holen und irgendwann nochmal versuchen zu stillen ? Gibt es einen Punkt, an dem man es nicht mehr versuchen brauch ? Ich weiß nicht mehr weiter. Meine Psyche leidet sehr darunter und auch meine Beziehung. Bitte um Rat. LG L.S.

von Steinchen88 am 27.02.2020, 19:36



Antwort auf: Milchbildung anregen trotz postpartaler Depression und Trauma Kaiserschnitt

Liebe L.S., die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stillmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Es kann aber gut sein, dass Dein Baby saugverwirrt ist und nicht korrekt und effektiv trinken kann und Du keinesfalls zu wenig Milch hast. Auch die Pumpmenge sagt nichts darüber aus, es gibt Frauen, die wirklich reichlich Milch haben, aber keinen Tropfen Milch abpumpen können. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen. Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Nun kann ich aber weder dich noch dein Baby sehen und kann daher das Saugverhalten nicht beurteilen und dir auch nichts zeigen. Wenn Du bei Youtube die Stichworte "Cup feeding" und "baby" eingibst, kannst Du viele Videos finden auf denen zu sehen ist, wie das geht. Es ist in der Regel von Fütterer und Kind wirklich schnell gelernt. Falls Du noch keinen Kontakt zu einer Stillberaterin hast, solltest Du Dich an eine Stillberaterin vor Ort wenden, die Dich unterstützt. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 27.02.2020



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