Hallo,
ich habe seit ca. 2-3 Wochen Schwierigkeiten mit dem Stillen. Meine Tochter (3. Kind) wird am 5.2. drei Monate alt. Bis vor drei Wochen klappte das Stillen prima. Dann begann sie plötzlich zu einer Stillmahlzeit die Brust anzubrüllen (trotz Hunger) und trank nicht und dabei ist es nun seit mehreren Wochen überwiegend geblieben.
Erst mit 8 Wochen haben wir den Schnuller gegeben, den sie ab da gelegentlich mal genommen hat, keine Flasche. Ca. eine Woche später fing dieses merkwürdige Trinken an. Im Halbschlaf tagsüber (kurz nach dem Einschlafen bzw. kurz vor dem Aufwachen) trinkt sie prima, auch nachts keine Probleme. Ich vermutete eine Saugverwirrung, kontaktierte eine Stillberaterin der IBCLC, welche auch vor Ort war. Währenddessen trank meine Tochter wieder im Halbschlaf. Ihr Fazit: sieht nicht nach saugverwirrung aus, Nuckel dennoch so selten wie möglich, damit es nicht zur Gewichtsabnahme kommt und sie womöglich den Hunger wegnuckelt. Verschiedene stillpositionen probieren. Da ich einen sehr starken Milchspendereflex habe, auch Aufwärtsstillen etc., Stilltage im Bett einlegen etc. Alles schön und gut, bringt aber nichts.
Geholfen hat uns diese Beratung nicht wirklich. Wenn ich meine Tochter bereits vor dem großen Hunger und wach anlege, dann spielt sie mit der Brust und grinst, leckt, aber trinkt nicht. Wenn sie dann richtig hungrig ist, gibt es nur Gebrüll. Da hilft auch alles Aufwärtsstillen, Ruhe, Positionswechsel etc nicht.
Wir praktizieren es nun so, dass ich sie immer im Halbschlaf stille (nach dem Einschlafen/vor dem Aufwachen) wenn ca. 3 Stunden rum sind. Das führt dazu, dass sie wach quasi nie hungrig ist und ich nur noch „nach Uhrzeit“ bzw. auf Verdacht im Schlaf stille. Verliert sie dadurch nicht ihr natürliches Hungergefühl? Ich bin dadurch natürlich auch sehr eingeschränkt und unflexibel, kann nicht Freunde besuchen oder einkaufen, weil ich nur im Liegen stillen kann wenn sie schläft. Aber eine andere Lösung ist nicht in Sicht. Was kann ich tun? Beibehalten der Strategie? Gibt sich das wieder? Was raten Sie mir?
Herzlichen Dank,
meritene
von
Meritene
am 30.04.2019, 08:29
Antwort auf:
Stillen klappt nur noch im Halbschlaf
Liebe meritene,
ich denke schon, dass das Baby saugverwirrt ist.
Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen.
Allerdings kenne ich dein Baby nicht, ich sehe nicht, wie es trinkt und wie es aussieht, deshalb könnte ich leider niemals sagen, wie Du weiter vorgehen kannst.
Eben so wenig wie ein Arzt, dem Du am Telefon sagen „mir tut mein Rücken weh" eine Ferndiagnose stellen kann, kann eine Stillberaterin bei Saugproblemen aus der Ferne sagen „genau das ist es".
Ich kann hier am PC aus dem, was mir die Frauen schildern, bestimmte Rückschlüsse ziehen und mehr oder weniger allgemeine Tipps geben, doch das ersetzt in vielen Situationen niemals die direkte Beratung durch eine Stillberaterin vor Ort. Ja, es wäre sogar fahrlässig, wenn ich behaupten würde, die Stillberatung über Internet kann alle Probleme lösen.
Falls Du noch keinen Kontakt zu einer Stillberaterin hast, solltest Du dich an eine Stillberaterin vor
Ort wenden, die dich beim Stillen sehen kann und so feststellen kann, ob Dein Baby korrekt an der Brust
saugt oder vielleicht ein Saugproblem vorliegt, das behandelt werden müsste.
Auch wenn Du weiter fahren musst, lohnt sich ein Termin bestimmt!
Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen.
Evtl. helfen sie Tipps, die sich auch bei einem Stillstreik bewährt haben, sind:
im Umhergehen stillen,
in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen,
im Halbdunkeln stillen,
im Halbschlaf stillen,
das Baby mit der Brust spielen lassen,
unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren,
alle künstlichen Sauger vermeiden,
das Baby massieren,
viel Körperkontakt (Haut auf Haut),
und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 30.04.2019