Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen in der Nacht

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Frage: Stillen in der Nacht

Mitglied inaktiv

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Mein Sohn ist jetzt acht Monate alt. Er wacht in der Nacht mehrmals auf und lässt sich nur durch stillen wieder zum Einschlafen bewegen. Ich habe auch schon zwei Wochen lang versucht, ihm das abzugewöhnen, indem ich die Abständen zwischen dem Stillen immer weiter hinausgeschoben habe, mit dem einzigen Erfolg, dass ich am Ende total erschöpft war, bei ihm aber keine Besserung eingetreten ist. Mache ich etwas falsch? Ich habe jetzt auch versucht, ihn abzustillen, aber auch dabei weigert er sich hartnäckig, nach seinem Abendbrei ohne stillen einzuschlafen.


Biggi Welter

Biggi Welter

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? Liebe Silvia, ich kann Ihnen keinen Rat geben, wie Sie Ihr Kind dazu bringen können, dass es mehr und länger schläft, denn dafür gibt es kein Patentrezept und die immer wieder empfohlenen Schlaftrainingsprogramme werden von Stillexperten einhellig abgelehnt. Es ist auch eher die Regel, denn die Ausnahme, dass ein Baby nicht durchschläft (was sich nebenbei bemerkt auch daran erkennen lässt, dass es eine Flut von „Ratgebern" gibt, die den Eltern Methoden versprechen, wie sie das Kind zum Durchschlafen „erziehen" können). In der Frage, ob ein Baby ab einem gewissen Alter nachts noch etwas zu essen (oder zu trinken) braucht, scheiden sich die Geister ganz gewaltig. Aber auch ältere Kinder haben nachts Hunger. Und eines sollte nicht vergessen werden: Stillen ist ja nicht nur Nahrung für den Körper, es ist viel mehr und gerade ab vier bis sechs Monate gibt es unzählige Gründe, warum ein Kind nachts aufwacht und die Nähe und Geborgenheit und auch Nahrung an der Brust sucht. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. In einem amerikanischen Buch über die Entwicklung von Kindern (Aldrich: „Babys are Human Beeings"‘) habe ich einmal den wichtigen Satz gefunden „Damit Kinder sich gut entwickeln können, sind liebevolle Fürsorge und ein beständiges, direktes Eingehen auf ihre Bedürfnisse so ausgesprochen wichtig". Das steht zwar manchmal im Widerspruch zu unserem „modernen, westlichen" Lebensstil, aber es zahlt sich langfristig aus. Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Sie die nächsten Jahre damit verbringen müssen, Ihr Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Sie es sich jetzt vorstellen Selbst wenn Sie jetzt am Abend eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung geben, dann ist das keine Garantie für ruhigere Nächte. So anstrengend es auch sein kann: es ist nicht unnormal, dass ein so kleines Baby nachts mehrfach - auch im Zweistundenrhythmus - aufwacht und Studien belegen, dass eine Nahrungsumstellung keinen positiven Einfluss auf das Schlafverhalten hat. Als stillende Mutter haben Sie den ungeheuren Vorteil, dass Sie Ihr Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten können, ohne dass Sie richtig wach werden und aufstehen müssen. Genießen Sie dieses Privileg, sich einfach nur umdrehen zu müssen und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen können. Wenn Sie Ihr Baby in Ihrer unmittelbaren Nähe schlafen lassen (entweder gleich bei Ihnen im Bett oder im Kinderbett oder auf einer Matratze direkt neben Ihrem Bett) ist das wirklich eine einfache Lösung. Viele Babys schlafen auch deutlich länger und besser, wenn sie im unmittelbaren Kontakt mit der Mutter (den Eltern) schlafen dürfen. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass bis jetzt noch jedes Kind aus dem Bett der Eltern ausgezogen ist und zwar lange vor der eigenen Hochzeitsnacht:-). Die Zweifler und all die, die meinen, dass sie es besser wissen, können Sie ja mal fragen, ob sie gerne alleine schlafen und ob sie der Meinung sind, dass sie ihren Partner „verwöhnen" (im Sinne von „verziehen"), wenn sie gemeinsam in einem Bett, vielleicht sogar aneinandergekuschelt, schlafen. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens „Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin (auch bei uns) erhältlich ist. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, vielen Dank für deine ausführlichen und aufbauenden Zeilen. Mein Gefühl sagte mir eigentlich schon lange, dass ich meinen Sohn eben gewähren lassen sollte. Leider ist es nur so, dass viele Mitmenschen erklären, diese Vorgehensweise sei total falsch und man würde seine Kinder nur verwöhnen oder gar abhängig machen. Solche Aussagen irritieren ganz schön! Liebe Grüße, Silvia


Biggi Welter

Biggi Welter

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? Liebe Silvia, ist es nicht schade, dass immer wieder versucht wird, Mütter davon zu überzeugen gegen ihr Gefühl und ihren Instinkt zu handeln? Vielleicht solltest Du einmal ein Stilltreffen besuchen, um dir moralische Unterstützung zu holen. Außerdem ist es ungemein hilfreich zu sehen, dass es ältere Kinder gibt, auf deren Bedürfnisse im Baby- und Kleinkindalter eingegangen wurden und die sich keineswegs zu tyrannischen Monstern entwickelt haben, sondern im Gegenteil sehr angenehme Mitmenschen sind. Möglicherweise hast Du das Glück, dass die Stillberaterin oder andere Mütter in der Gruppe bereits ältere Kinder „vorweisen" können. Mich hat es ungemein beruhigt, die zwölf und 14 Jahre alten Söhne einer LLL-Stillberaterin zu erleben. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, mein Wohnort ist in der Nähe von 72160 Horb. Liebe Grüße, Silvia


Biggi Welter

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? Liebe Silvia, frage doch bitte bei Frau Regina Bonenberger Tel.: 07071-86334 nach. Sie kann dir genau sagen, wer die nächstgelegene LLL-Stillberaterin für dich ist. LLLiebe Grüße Biggi


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