Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen - Beikost - Mahlzeiten ersetzen - nach Bedarf... (gerne an alle)

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen - Beikost - Mahlzeiten ersetzen - nach Bedarf... (gerne an alle)

Mitglied inaktiv

Hallo, ich habe eine Frage zur Beikosteinführung ab dem 6. Monat. Man liest ja überall von diesem Plan des dreistufigen Ersetzens der Mahlzeiten bis zum 1. Geburtstag. Sie (und viele andere stillüberzeugte Mütter) sprechen sich vehement dagegen aus und sprechen von BEIkost und weiterem Stillen nach Bedarf. Führt denn aber ein solches Vorgehen nicht auf Stillen weit über das 1. Lebensjahr hinaus? Wenn man aber gar nicht länger als die fast überall empfohlenen 12 Monate stillen möchte, muss man dann nicht ersetzen und die Stillmahlzeiten langsam zurück schrauben und von dem Prinzip "nach Bedarf" Abstand nehmen? Mich irritiert nur, dass so viele immer auf dieses Ersetzen der Mahlzeiten schimpfen, als sei das verwerflich und als kämen solche Vorschläge nur von Dilettanten (dabei ist das doch in vielen Ratgebern und unter vielen Experten Konsens und die können doch nicht alle dämlich sein). Ich hoffe, ich konnte mein Anliegen deutlich machen und lese gerne Meinungen dazu. Suse


Biggi Welter

Biggi Welter

? Liebe Suse, die Ratgeber, die vom Ersetzen einer Mahlzeit sprechen, gehen von einem nicht gestillten Kind aus, bei dem tatsächlich die Flaschennahrung durch Beikost ersetzt wird. Da das Stillen in unserer Gesellschaft leider nicht die Norm ist, kommt es dann auch in den Ratgebern zu einem Konsens, denn es wird schlicht davon ausgegangen, dass das Kind nicht oder nicht mehr gestillt wird. Bei einem gestillten Kind gibt es mehrere Gründe, anders vorzugehen (z.B. weil in der Muttermilch Stoffe sind, die die Verwertung der Beikost verbessern). Es gibt auch viele gute Gründe, warum ein Kind nicht bereits im ersten Jahr abgestillt werden sollte, denn nicht umsonst wird von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) für eine Stillzeit mindestens bis zum zweiten Geburtstag für ALLE Kinder dieser Erde plädiert. Die Vorteile des längeren Stillen sowohl für das Kind als auch für die Mutter (und auch die Gesellschaft) sind in vielen Studien wohl dokumentiert. Heute ist das Wort der evidenzbasierten Medizin in aller Munde und eben diese evidenzbasierte Medizin belegt, dass es sinnvoll ist, die ersten sechs Monate ausschließlich zu stillen und dann mit entsprechender Beikost weiterzustillen bis mindestens zum zweiten Geburtstag. Das hat nichts damit zu tun, was meine Privatmeinung ist. Wenn Sie die wissenschaftlichen Grundlagen dazu interessieren und Sie englisch lesen können, kann ich Ihnen den folgenden Link empfehlen: http://www.paho.org/English/HPP/HPN/BOBcontents.pdf (Aber Vorsicht, lange Ladezeit, denn es ist ein sehr großes Dokument). Ich behaupte nicht, dass das Ersetzen von Stillmahlzeiten durch Beikost „verwerflich" ist, aber ich kann die Information, dass es nicht optimal ist, so vorzugehen, nun einmal nicht einfach verschweigen. Sie und alle anderen Mütter, die hier anfragen, erhalten Informationen, damit sie selbst dann eine informierte Entscheidung treffen können. Wie diese Entscheidung aussieht ist alleine die Sache der einzelnen Frau. Doch eine informierte Entscheidung kann nur treffen, wer die Informationen hat und viele Menschen haben noch nie davon gehört, welche Vorteile es hat, sein Kind länger als sechs Monate zu stillen und bei der Beikosteinführung eben nicht Mahlzeiten zu ersetzen, sondern zu ergänzen. Ja, es gibt sogar Menschen, die gar nicht wissen, dass es möglich ist, ein Kind länger zu stillen und ohne künstliche Säuglingsnahrung groß zu ziehen. Wenn es Ihre Entscheidung ist, keinesfalls länger als ein Jahr (oder wie lange auch immer) zu stillen, dann ist es wahrscheinlich nicht möglich, dass Muttermilch die Hauptnahrungsquelle im gesamten ersten Lebensjahr für Ihr Kind sein wird und der Begriff BEI-Kost wörtlich genommen wird. Doch wie gesagt: Das ist IHRE Entscheidung, die alleine SIE persönlich treffen können, nachdem Sie die Informationen erhalten haben. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

Hi Suse, schau dir mal weiter unten Biggis Antwort auf meine Frage "Verweigert Flasche..." an, ich denke das hilft Dir schon mal ein Stückchen weiter. Ich persönlich denke, jeder muß mit seinem Kind den für sich richtigen Weg finden. Ich habe auch nicht vor, eine "Langzeit-Stillmama" zu werden. Aber im Moment kann ich nur weiterstillen und hoffen, daß mein Kleiner sich etwa mit 1 Jahr so umstellt, daß er meine Milch nicht mehr braucht. Ich hatte auch gedacht, man "ersetzt" die Mahlzeiten gleich, aber Tim will nach dem Mittag (wo er inzwischen ein ganzes Gläschen schafft) halt noch gestillt werden, und das kann ich ihm doch nicht verweigern. Einen Tag habe ich ihn nach dem Mittag nicht mehr angelegt, mit dem Ergebnis, daß er nach 1 Stunde so ungnädig war, daß er dann doch seine "Ration" Milch bekommen hat. Ich denke die Kleinen zeigen einem schon, wie sie es gern hätten... Bin auch mal auf andere Beiträge gespannt. Tschüß Anke


Mitglied inaktiv

für den umfangreichen Kommentar. In einem muss ich allerdings widersprechen. Die Ratgeber, die mir vorliegen (und die ich bisher für kompetent hielt), gehen keinesfalls automatisch von "Flaschenkindern" aus, sondern sprechen explizit vom "Ersetzen der Stillmahlzeiten". Wenn Sie das Ersetzen der Stillmahlzeiten für "nicht optimal" halten (und Sie sind bestimmt kompetent auf diesem Gebiet), dann frage ich mich allen Ernstes, warum tatsächlich nahezu überall genau das empfohlen wird. Wie kommt es zu dieser "Fehlinformation"? Warum sind die kompetenten Ratgeber (auch die, die unabhängig von der Babynahrung-Industrie sind wie z.B. Verbraucherzentralen) und selbsternannten Experten eben doch keine? Das verstehe ich, ehrlich gesagt, nicht. Schwierig ist es vor allem für junge Mütter wie mich, die bald vor der Entscheidung stehen, Beikost oder nicht, wenn ja, wann, wie lange weiterstillen und so weiter. Wahrscheinlich hat es auch was mit den Gepflogenheiten des jeweiligen Landes zu tun. Hier stillt man bzw. frau eben nicht länger als ein Jahr - punkt. Das greift die Fachliteratur natürlich auf. Aber das ist in vielen anderen Bereichen auch so, dazu gibt es ja gesellschaftliche Konventionen. Na ja, das führt zu weit. Aber danke für Ihre ausführliche Antwort, die mich ein Stück weiter gebracht hat. Suse mit Vollstillbaby Leonard


Biggi Welter

Biggi Welter

? Liebe Suse, Danke für das Kompliment über meine Kompetenz. Auch wenn in einem Ratgeber steht, dass eine Stillmahlzeit ersetzt werden soll, so ist es auch hier wieder - wie Sie es schon richtig sehen - die gesellschaftliche Konvention, die dazu führt, dass Muttermilch und künstliche Säuglingsnahrung als gleich betrachtet werden. So kommt es dann auch zu einer „Gleichbehandlung". Ich verstehe nur zu gut, wie verwirrt sich eine junge Mutter (auch ich war einmal eine junge Mutter mit erstem Kind) fühlen muss, wenn sie all diese einander widersprechenden Informationen erhält und schlussendlich nicht mehr weiß, was sie noch denken soll. Ich hoffe, dass sich in den nächsten Jahren doch allmählich etwas tun wird, denn es ist geplant, dass die Themen Muttermilch und Stillen endlich mehr Raum in der Ausbildung des medizinischen Personals, insbesondere auch der Ärzte bekommen. Fakt ist, dass leider in der Ausbildung von Ärzten kaum etwas über das Stillen und die Muttermilch gelehrt wird. Die Brust kommt im Studium in erster Linie als Organ vor, das von diversen Krankheiten befallen werden kann. Auch in anderen Berufsgruppen, die mit jungen Müttern zu tun haben, gibt es oft erschreckend wenig korrektes Wissen über das Stillen und die Muttermilch. Die Nationale Stillkommission in Deutschland (NKS) hat dieses Manko zum Beispiel in der Ärzteausbildung erkannt und es gibt bei der NKS eine Arbeitsgruppe zum Thema „Stillen in deutschen Lehrbüchern" und eine Arbeitsgruppe, die sich mit dem Thema „Prüfungsfragen" beschäftigt, um zu erreichen, dass das Wissen über das Stillen und die Muttermilch sich in Zukunft etabliert. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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