Hallo,
mein Sohn ist fast 4 Monate alt und wir hatten von Anfang an immer wieder Schwierigkeiten mit dem Stillen. Blutige Brustwarzen, Soor, immer wiederkehrender Milchstau, Brustentzündung - die ganze Palette rauf und runter. Nach 10 Wochen hatte sich das Stillen endlich eingespielt und wir hatten drei wunderbare Wochen ohne Probleme.
Seit ich wieder arbeiten gehe, haben wir aber wieder Probleme. Ich bin drei Tage die Woche ganztags arbeiten und pumpe in dieser Zeit zwei mal ab - das ergibt dann drei Mahlzeiten, die mein Sohn in dieser Zeit "verpasst". Er bekommt also tagsüber 2-3 Flaschen mit abgepumpter Muttermilch.
Nun ist es so, dass durch das Abpumpen meine Brustwarzen immer wieder aufreißen und blutig werden. Abgesehen von den Schmerzen für mich, schluckt mein Sohn dann Abends beim Stillen viel Blut weil die Wunden wieder aufgehen, er erbricht sich oft und hat Nachts teilweise Bauchschmerzen. Das möchte ich ihm ersparen.
Darum habe ich überlegt, die Muttermilch-Flaschen tagsüber zu ersetzen, sodass er während ich arbeiten bin Pre-Nahrung bekommt und ich nicht mehr abpumpen muss. Die restlichen Mahlzeiten möchte ich gerne weiter stillen. An den Tagen, an denen ich nicht arbeite und am Wochenende möchte ich auch weiter voll stillen.
Ist das realistisch oder würde diese 8-stündige Pause an 3 Tagen die Woche tagsüber die Milchmenge soweit reduzieren, dass es insgesamt nicht mehr reicht?
Geht eine so lange Pause überhaupt für die Brüste? Normalerweise trinkt er alle 3 Stunden.
Ist Pre-Nahrung dafür überhaupt die richtige Wahl oder braucht er in seinem Alter schon die 1er-Nahrung?
Ich muss sagen, dass ich eher zu viel Milch habe, beim Abpumpen komme ich problemlos auf 150ml pro Brust und ich stille immer nur mit einer Brust pro Mahlzeit im Wechsel.
Abstillen würde ich gerne unter allen Umständen vermeiden - zumindest so lange bis er durchschläft und nachts die Brust nicht mehr braucht.
Danke schonmal für eine Antwort!
von
Lenchen1993
am 04.09.2019, 15:02
Antwort auf:
2 Mahlzeiten am Tag ersetzen - geht die Milch dann zurück?
Liebe Lenchen1993,
die Milchmenge wird sicherlich zurück gehen, wenn Du auf Dauer weniger stillst und auch mit der Brust kann es zu Problemen kommen, wenn Du so lange Pumppausen machst.
Du kannst es jetzt einfach ausprobieren und mal abwarten (wenn die Milch sehr zurück geht, kannst Du ja wieder vermehrt anlegen) oder aber Du schaust mal nach einer anderen Brusthaube für die Pumpe, denn die Schmerzen deuten darauf hin, dass diese nicht passt.
Muttermilch ist der Goldstandard und von allen künstlichen Säuglingsnahrungen ist diesem Goldstandard die Pre Nahrung noch am ähnlichsten. Alle weiteren Nahrungen entfernen sich immer weiter von Goldstandard, was keinerlei Vorteile für die Gesundheit des Kindes bringt. Deshalb ist es nicht sinnvoll und vom ernährungsphysiologischen Standpunkt her auch nicht notwendig, andere Nahrung als Muttermilchersatz zu geben, als eine Pre Nahrung.
Pre-MIlch kann wie Muttermilch nach Bedarf gegeben werden.
Wenn Du Dir die Zusammensetzung der künstlichen Säuglingsnahrungen anschaust, dann kannst Du sehen, dass Pre Nahrung eindeutig zu bevorzugen ist. Spätestens bei der sogenannten Folgemilch 2 ist es dann sogar so, dass diese kaum noch an die Muttermilch angepasst ist, oft sehr süß ist und von der Zusammensetzung her so, dass sie nicht mehr als ausschließliche Nahrung für das Kind ausreicht. Sie darf deshalb auch nur in Zusammenhang mit Beikost gegeben werden.
Es gibt Länder, in denen Folgenahrungen gar nicht erhältlich sind.
Eltern erhoffen sich, was die Werbung ja auch deutlich suggeriert, dass ihre Kinder mit einer Folgenahrung seltener gefüttert werden müssen und länger schlafen. Das ist der Hauptgrund, warum diese Nahrungen verkauft werden.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
Pre, 1 oder 2 – was bedeuten die Kürzel der Säuglingsnahrung
von Denise Both, IBCLC
Die EU Norm unterscheidet zwischen drei verschiedenen Nahrungsarten:
• Säuglingsanfangsnahrung
• Folgenahrung
• Antigen Reduzierte Nahrung
Säuglingsanfangsnahrungen sind künstliche Säuglingsnahrungen, die den Nährstoffbedarf eines Babys in den ersten vier bis sechs Monaten als Alleinnahrung decken und zusammen mit geeigneter Beikost das gesamte erste Lebensjahr gegeben werden können. Sie tragen die Silbe "Pre" oder die Zahl "1" im Namen.
Unter einer Pre Nahrung wird eine adaptierte Säuglingsnahrung verstanden, die der Muttermilch weitestgehend angeglichen ist, was ihre Zusammensetzung an Mineralstoffen, Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß betrifft. Pre Nahrungen können, wie Muttermilch, nach Bedarf (ad libitum) gegeben werden.
"1" steht für teiladaptierte Nahrung. Diese Säuglingsnahrung ist zum Teil der Muttermilch angeglichen, enthält mehr Eiweiß und außer Milchzucker noch weitere Zucker sowie Stärke. 1er Nahrung ist nicht so dünnflüssig wie Pre Nahrung und hält länger vor. Teiladaptierte Nahrung sollte nicht nach Bedarf gegeben werden.
Folgenahrung wird durch eine "2" gekennzeichnet. Sie ist nicht mehr als alleinige Nahrung für den Säugling gedacht, sondern sollte frühestens ab dem fünften Monat zusammen mit Beikost gegeben werden. Ihre Zusammensetzung unterscheidet sich grundlegend von der der Muttermilch.
Für allergiegefährdete Babys, zu denen zur Zeit etwa ein Drittel aller Neugeborenen zählen, gibt es antigen reduzierte Nahrungen, die durch die Abkürzung "HA" erkennbar sind. "HA" steht für hypoallergen und es bedeutet, dass in diesen Nahrungen das Kuhmilcheiweiß in kleinere Bestandteile aufgespalten wurde. Durch die Zerlegung des Eiweißes kann das Allergierisiko verringert werden.
Außer den oben aufgezählten Nahrungen gibt es noch Spezialnahrungen (zum Beispiel laktosefreie Säuglingsnahrung oder Nahrungen mit sehr geringem Phenylalaningehalt), die besonderen Situationen vorbehalten sind. So kommt es zwar sehr selten vor, aber es gibt tatsächlich Fälle, in denen ein Baby keine Muttermilch erhalten darf (bei Galaktosämie, einer sehr seltenen Stoffwechselstörung) oder nicht ausschließlich gestillt werden darf (z.B. bei Phenylketonurie (PKU), ebenfalls eine Stoffwechselstörung).
von
Biggi Welter
am 04.09.2019