Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Sollte ich das Stillen reduzieren?

Frage: Sollte ich das Stillen reduzieren?

Anjuapril

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Hallo. Ich bin derzeit etwas verzweifelt bzw mache mir Sorgen etwas falsch zu machen. Meine Tochter, bald 12 Monate stillt noch relativ häufig. Derzeit wieder mehr auch Tags. Sie schläft nicht ohne die Brust ein. Nur im Auotsitz oder im Kinderwagen beim Spaziergang, Trage geht auch wenn sie müde ist. Zu Hause geht eigentlich nur die Brust, und wenn sie dann hingelegt wird, ins Bett, ist sie wieder wach, also lege ich mich oft mit ihr hin. Bücher lesen und kuscheln z.B. Führt nicht zum Einschlafen. Ich komme zu nichts. Sie braucht die Brust im Moment häufig und auch eher zum runterkommen und beruhigen mein Gefühl. Am Abend wenn sie nochmal aufwacht und weint reicht es ab und zu sie zu wiegen und dann wieder hinzulegen, aber oft hilft nur stillen. Nachts wacht sie oft schreiend auf, mein Mann oder ich versuchen sie dann bei uns im Bett So zu beruhigen aber dass führt nur zu mehr schreien und richtig wach werden, wenn ich stille schläft sie direkt weiter. Ich habe das Gefühl das ich etwas falsch mache, obwohl ich zugleich das Gefühl habe, dass sie es im Moment zu brauchen scheint. Vielleicht können Sie mir weiterhelfen oder einen Tipp geben.


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Anjuapril, Du kannst jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht. In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiter entwickelt! Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in Studien nachgewiesen). Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch! Und hast Du es schon einmal mit dem Kinn-Trick" probiert? Der ist oft sehr hilfreich bei Babys, die die Brust fast ein wenig aus Gewohnheit im Mund haben wollen beim Schlafen. Dabei legst du, wenn du die Brust dem schlafenden Kind aus dem Mund gezogen hast, einen Finger längs unter die Unterlippe, so dass die Lippe beim "Suchen" einen gewissen Widerstand spürt. Dieser Widerstand wirkt beruhigend auf viele Kleinen, und sie schaffen es sich zu entspannen und eine tiefere Schlaf-Ebene zu erreichen... Das geht auch, wenn das Kind im Schlaf oder Halbschlaf wieder zu "suchen" beginnt: Man drückt ganz sanft sein Kinn nach oben. Bei vielen Babys wirkt das Wunder und sie schlafen plötzlich auch ohne Brust weiter/wieder ein. Manche Mütter berichten, dass es sogar geholfen hat, wenn sie ein kleines Kuscheltier ans Kinn des Kindes gelegt haben... Da ist es natürlich wichtig darauf zu achten, dass die Atemwege nicht blockiert werden :-). Wichtig ist auch, dass Du weißt, dass dies zwar eine lange Phase ist, aber sie WIRD vorbei gehen! Bis dahin ist es meist einfacher, das Drumherum zu ändern, als das Baby. • Nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ... • Vielleicht findest Du auch einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. • Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. Überlege dir auch einmal zu einem Stillgruppentreffen zu gehen und tausch dich dort mit den anderen Müttern aus. Vielleicht hast Du sogar das Glück so wie ich vor Jahren, dass Du dort Mütter oder eine Stillberaterin kennen lernst, die bereits ältere Kinder haben und Du kannst miterleben, dass es sich lohnt noch etwas durchzuhalten. Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter. LLLiebe Grüße Biggi


Lisa31

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Ich hoffe es ist ok, wenn ich dir antworte. Wir haben fast genau die gleiche Situation, vll tröstet oder beruhigt dich das ;) Meine Kleine ist gerade 13 Monate u schläft mittags nur mit mir neben ihr liegend ein, bleibe ich, schläft sie 2 - 2 1/2h, gehe ich, wird sie nach einer halben Stunde/Stunde munter. In der Trage schläft sie auch, wenn sie müde is, Kiwa oder Autositz gehen allerdings gar nicht zum Schlafen. Sie wartet dann, bis wir wieder zuhause sind, ist dann aber müde u dementsprechend ist dann natürlich auch die Laune :/ Bin ich abends da, schläft sie seelig an der Brust ein u, wenn ich auch morgens bei ihr bleibe, schläft sie 12h durch (mit kleinen Trinkboxenstopps bei denen sie aber gar nid munter wird u ich mittlerweile auch nicht mehr jedes mal). Gehe ich, wird sie munter. Meistens bleibe ich, da der Tag u sie, wenn sie ausgeschlafen ist, viel cooler ist ;) Sie ist quietschfidel, meistens sehr gut drauf u sehr aktiv, total pflegeleicht, bis auf das Thema schlafen & stillen. Ich trau mich gar nicht, das jemand zu erzählen, da mir vorkommt, es ist nur bei uns so schwierig in dieser Hinsicht und hoffe sehr es wird besser. Alles Gute euch u LG


Anjuapril

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Vielen Dank für deine Antwort! Ich fühle mich schon viel besser. Es sind doch eher immer die äußeren Erwatungen die verunsichern. Ich vertraue einfach mal darauf das mein Kind weiß was sie gerade braucht Danke auch Biggy für die ausführliche Antwort!


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