Mitglied inaktiv
Liebe Biggi, ich möchte mal zwei Dinge für eine Freundin erfragen, die leider kein Internet hat. Zuerst einmal hat sie demnächst eine Zahnbehandlung. Weißt Du wie sich das mit dem Stillen verträgt?? Gibt es Betäubungen, die sich nicht damit vereinbaren lassen?? Und ausserdem möchte sie mal wieder ins Solarium gehen - geht das trotz Stillen?? Ach j a - ihre Tochter ist acht Wochen alt und wird voll gestillt. Vielen Dank im Voraus!!
? Liebe Meike, Eine Zahnarztbehandlung und auch das Ausbohren einer Amalgamfüllung oder auch die Behandlung oder Entfernung eines Weiheitszahnes erfordert KEINE Stillpause und auch kein Abpumpen und Verwerfen von Milch. Auch eine lokale Betäubung in der Stillzeit ist kein Problem. Ich zitiere dir auch hier aus „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Spielmann, Steinhoff, Schaefer, Bunjes, Ausgabe 1998: „Lokalanästhetika: Erfahrungen. Lidocain (z.B. Xylocain) geht selbst bei intravenöser Behandlung von Herzrhythmusstörungen nur in sehr geringer Menge in die Muttermilch über (Details in Kap. 4.4.3.). Eine interpleurale Dauerinfusion von Bupivacain (z.B. Carbostesin) 25 mg/Stunde führte zu Muttermilchkonzentrationen von maximal 0,45 Mg/ml. Im Serum des Säuglings war die Substanz nicht nachweisbar (Nachweisgrenze unter 0,1 Mg/ml). Toxische Symptome wurden nicht beobachtet (Übersicht bei Spigset, 1994). Daten zu anderen Lokalanästhetika liegen nicht vor. Es ist jedoch anzunehmen, dass auch Substanzen wie Articain (Ultracain) mit kurzer Halbwertszeit und hoher Plasmaeiweißbindung nur sehr geringe Konzentrationen in der Milch erreichen. Der heute übliche Adrenalinzusatz wirkt ohnehin einem Übergang in die Muttermilch entgegen. ... Empfehlung. Bei üblicher Anwendung (z.B. im Rahmen einer Zahnbehandlung) können Lokalanästhetika auch in der Stillzeit verwendet werden, das gilt auch für die Kombination mit Adrenalin. Prilocain sollte gemieden werden, nach versehentlicher Applikation ist aber keine Stillpause erforderlich." Das Gleiche gilt für eventuelles Röntgen: „Röntgenuntersuchungen in der Stillzeit erfordern keine Stillpause, unabhängig davon, welches Organ untersucht wird. Dies gilt selbstverständlich auch für die Mammographie. Einschränkungen gelten lediglich für jodhaltige Kontrastmittel und für die Anwendung radioaktiver Isotope." Die Amalgamkonzentration, bzw. die Quecksilberkonzentration, in Blut und Urin steigt nach dem Legen/Aufbohren einer Füllung für einige Wochen über den Ausgangswert an, fällt aber anschließend stetig (Studie v. Molin et al., 1990; Begerow et al., 1994). Ich zitiere dir zu diesem Thema aus „Arzneiverordnung in der Schwangerschaft und Stillzeit" von Spielmann, Steinhoff, Schäfer und Bunjes , 5. Auflage 1998, S. 427/428t: „Erfahrungen. Quecksilber wird sowohl oral aufgenommen (vorwiegend organisches Methylquecksilber, z.B. aus belasteten Meerestieren) als auch per Inhalation (elementares Quecksilber, z.B. auch aus Zahnplomben). Der Quecksilbergehalt in der Muttermilch erreicht unter normalen Ernährungsbedingungen keine toxischen Werte. ... Elementares Quecksilber in Zahnamalgam wird per inhalationem aus (insbesondere frischen) Plomben aufgenommen, führt aber nicht zur Vergiftung des Säuglings, wie oft fälschlich behauptet wird. Daher ist auch keine Entgiftungsbehandlung indiziert. Sie ist sogar kontraindiziert, da eine Mobilisierung des Schwermetalls zu einer stärkeren Belastung der Muttermilch führen könnte ... Empfehlung. Die durch Amalgam hervorgerufene Belastung führt nach heutiger Erkenntnis nicht zu „Ausreißern" im Spektrum der Schwermetallprofile, die Konsequenzen wie das Abstillen erfordern. Da andererseits Schwermetalle nicht unnötigerweise zugeführt werden sollen, sind entsprechende Zahnbehandlungen nur bei Beschwerden durchzuführen - und kosmetische Eingriffe auf die Zeit nach dem Stillen zu verschieben. Wo immer möglich sollte auf quecksilberhaltiges Amalgam verzichtet werden. Dies darf aber nicht zu einem Konflikt hochgespielt werden, der zu Lasten der Mutter-Kind-Beziehung geht." Die Mutter soll den Zahnarzt informieren, dass sie stillt, damit er für die Betäubungsspritze das richtige Mittel wählen kann. Sollten nach der Behandlung Schmerzmittel erforderlich sein, so können auch diese so gewählt werden, dass weiter gestillt werden kann. Es gibt keine Hinweise darauf, dass sich die Benutzung eines Solariums durch die stillende Mutter in irgendeiner Weise auf das gestillte Baby auswirkt. Es sollte aber in jedem Fall ein Sonnenbrand (ist auch im Solarium möglich) vermieden werden. Es kann sinnvoll sein, die Brustwarzen dünn mit hochgereinigtem Lanolin einzureiben, um ein Austrocknen der Haut zu verhindern. Ich wünsche deiner Freundin einen möglichst problemlosen Zahnarztbesuch. LLLiebe Grüße Biggi
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