Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Nächtliches Abstillen

Frage: Nächtliches Abstillen

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Liebe Frau Welter, Ich stille meine Tochter (5 Monate) bisher nach Bedarf. Aber gerne würde ich in der Nacht abstillen, weil wir alle keinen richtigen Schlaf bekommen. Die Stillabstände liegen von Anfang an tagsüber und in der Nacht zwischen 1,5 und 2,5 Stunden. Jetzt habe ich gelesen, wenn man nachts abstillen möchte, anfangen sollte tagsüber die Stillabstände auf 3 bis 4 Stunden auszudehnen, damit sie sich an den längeren Abstand gewöhnen. In der letzten Woche hatte dies Erfolg und sie kam gegen 22 Uhr, 1 Uhr, 4 Uhr und 7 Uhr. Nur habe ich jetzt das Gefühl, sie bekommt insgesamt zu wenig Milch, weil sie nie länger als 5 Minuten an jeder Seite trinkt. Theoretisch müsste sie doch mehr Hunger haben und zumindest länger trinken. Auf Grund dessen habe ich ihr letzte Nacht zusätzlich vor dem Schlafen 20 ml (mehr wollte sie nicht) Beba Pro Anfangsmilch gegeben. Normalerweise möchte ich weiter voll Stillen, aber es hatte immerhin den Erfolg, dass die 4 Uhr-Mahlzeit ausfiel, sie ließ sich mit streicheln und Nucki beruhigen. Eine Alternative wäre vielleicht, nach jeder Stillmahlzeit am Tag ein wenig abzupumpen, um ihr dies vor dem Schlafen zu geben. Oder gibt es eine andere Möglichkeit, dass die Stillabstände größer werden? Wie ist es denn zu verstehen, wenn sie einmal in der Nacht auf den Geschmack kommt, dann auch weiter/öfter trinken möchte. Oder habe ich da was missverstanden? Liebe Grüsse Moni


Biggi Welter

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Liebe Moni, ein Baby in diesem Alter sollte unbedingt nach Bedarf gestillt werden! Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Im Extremfall kann das "Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. Das Schlafverhalten hängt nicht unbedingt oder nur in extrem geringem Maße von der Ernährung ab. Gerade in der Zeit ab etwa vier bis sechs Monate wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung auch keine Garantie für angenehmere Nächte und ein vier bis fünf Monate altes Baby ist in aller Regel auch noch viel zu jung für Beikost. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Auch wenn Sie jetzt abstillen, wird Ihr Baby nachts wahrscheinlich nicht länger schlafen und auch nicht, wenn Sie Ihrem Baby am Abend abgepumpte Milch geben. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens `Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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