Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Nächtliche Wachphasen und Stillen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Nächtliche Wachphasen und Stillen

Sabrina_1108

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Guten Tag, mein Sohn ist nun 20 Monate alt und hat leider schon seit einiger Zeit immer wieder nächtliche Wachphasen. Am Wochenende war er zuletzt von 23 Uhr bis 2:30 Uhr wach. Das war Rekord. Normalerweise sind es wohl so ein bis zwei Stunden. Das verteilt sich auch über die ganze Nacht, mal ist es schon sehr früh, mal erst kurz vorm Morgen Manchmal schläft er aber auch bis auf kurze Stillmahlzeiten durch. Wenn er wach ist, liegt er zwischen uns, wir versuchen Ihnen zur Ruhe anzuhalten, ich schätze, dass er dann ca. viertelstündlich gestillt werden will, aber wir lassen alles dunkel. Wir zeigen ihm also eindeutig, das Schlafenszeit ist. Abends lege ich ihn nach dem Einschlafstillen immer in sein Gitterbett und wir holen ihn dann im Laufe der Nacht rüber. Nach unserer Erfahrung sind die Wachphasen davon unabhängig. Sie entstehen manchmal im Gitterbett, manchmal beim Rüberholen und manchmal auch erst wenn er schon eine Zeit bei uns geschlafen hat. Auch sind sie unabhängig von seinen Mittagsschlafszeiten, er schläft so ca. ein bis zweieinhalb Stunden, je nachdem wie er mag. Auch hier verlangt er das Stillen zum einschlafen. Langsam wird das Ganze aber recht belastend für uns. Meine Tochter habe ich ähnlich lange gestillt, sie brauchte allerdings kein Einschlafstillen und war auch nachts nie richtig wach, nur kurz 1-3 mal zum Stillen. Mit 21 Monaten hat sie von einem Tag auf den anderen durch geschlafen und war damit abgestillt. Ich habe immer gesagt, dass ich meinen Sohn mindestens genauso lange stillen werde, ich habe aber das Gefühl, dass er es sogar noch mehr braucht. Das ist auch in Ordnung für mich, allerdings belasten die Wachphasen schon sehr. Natürlich sprechen wir auch mit dem Umfeld darüber und viele raten, abzustillen, damit er besser schläft. Ich glaube auch, dass er natürlich zum Stillen wach wird, aber eigentlich nicht, dass diese langen Wachphasen mit dem Stillen zusammenhängen. Wie sehen Sie das? Achso, er nimmt (leider) keinen Schnuller, den hat er sich selbst mit einem Jahr abgewöhnt. Es stört uns beide auch nicht, wenn er bei uns im Bett schläft (was unsere Tochter nicht getan hat) aber das Wachsein treibt uns teilweise zur Verzweiflung. Wir wollen natürlich auch vermeiden, mit ihm den Raum zu verlassen und uns abzuwechseln, da er dann ja das Signal bekommt, dass Wachsein okay ist. Ich hoffe, Sie können mir ein paar Tipps geben und vielleicht auch die Sicherheit, dass das Stillen noch das Richtige ist. Ich kann mir momentan zumindest nicht vorstellen, wie ich ihn gegen seinen Willen, der sehr stark sein kann, abstillen sollte. Vielen Dank im Voraus und Entschuldigung für den langen Text, ich wollte aber keine Ausführungen auslassen. Liebe Grüße Sabrina


Biggi Welter

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Liebe Sabrina, ich danke dir für den ausführlichen Bericht, so kann ich mir doch viel besser ein Bild machen. Ja, das Stillen ist sicherlich noch völlig okay, aber du kannst und solltest langsam Regeln aufstellen. Dein Baby braucht also nicht das Abstillen, aber Konsequenz. Ich kann es gut verstehen, dass Ihr kurz vor einem Zusammenbruch steht und es muss eine Änderung her! Kann dein Partner Dich unterstützen und Euer Baby tragen und beruhigen? Manchmal hilft es wirklich, wenn das Baby eine andere Person um sich hat und weiß, dass es jetzt kein Programm gibt. Bekommst du tagsüber auch Hilfe, damit du dich mal ausruhen und entspannen kannst? Es braucht vieeeeel Geduld und Konsequenz und Ihr werdet BEIDE zunächst wenig Schlaf bekommen. Es wird nicht leicht werden, aber dein Baby wird sich daran gewöhnen, dass in der Nacht kein Programm stattfindet und es auch nicht wieder aufstehen darf. Und wenn Dein Kind dann hoch will, dann lass es krabbeln. Rede nicht viel, sondern erkläre immer wieder, dass du müde bist. Wir hatten auch so eine Phase und mein Sohn blieb einfach nicht im Bett. Kurzerhand haben wir dann die Betten abgebaut und die Matratzen auf den Boden gelegt. Der Kleine bekam einen Schlafsack an und konnte krabbeln, so lange er wollte. Verletzen konnte er sich nicht und ich war sicher, dass ihm nichts passieren wird. Meist kam er von ganz alleine irgendwann zurück, aber manchmal lag er auch vor dem Bett und schlief ;-). Wenn Du nicht mehr so oft stillen möchtest, wird es am besten sein, wenn du schrittweise vorgehst, z.B. in dem du zunächst eine gewisse stillfreie Zeit in der Nacht einführst. Dazu kannst du wie folgt vorgehen: Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Probiere es aus, trau dir und deinem Baby zu, dass es klappen wird! Herzlichen Gruß Biggi


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