Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Muttermilch reicht nicht? oder alle 2 Wochen Wachstumsschub?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Muttermilch reicht nicht? oder alle 2 Wochen Wachstumsschub?

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Hallo, Mein Sohn ist jetzt 21 Wochen alt und seit ca. 8 Wochen haben wir folgendes Problem. Er ist ein super lieber kleiner Kerl und bestimmt kein Schreikind. Ein richtiger kleiner Sonnenschein. Er hatte früher alle 3 bis 4 Stunden getrunken, was auch völlig ok war. Dann wollte er alle 1 bis 2 Stunden trinken, worauf wir uns auch eingestellt hatten. War ja klar das er wenn er wächst einfach mehr Milch braucht und sich alles einpendelt. Nach einer Woche durchgehend so oft trinken versuchte ich dann die Zeit wieder zu steigern. Das klappte auch super. Nun muss ich noch hinzufügen das es in dieser Zeit sehr anstrengend ist ihn zu stillen. Er ist mit nichts zufrieden, schreit an der Brust unentwegt und saugt mitunter schon recht heftig. Auch das Aufstoßen zwischendurch funktioniert dann so garnicht. Er hat Probleme mit seinem Reflux. Ist erblich bedingt und daher hat er ziemlich Spuck- und Bauchprobleme. Diesen kommen wir mit jeder Menge Bäuerchen und schön senkrecht halten auch zuvor. Wir hatten vom Arzt abpumpen und andicken verordnet bekommen. Nach dem er aber ziemliche Verstopfung bekommen hatte haben wir das wieder abgesetzt und normal gestillt. Das nur falls das zur Lösung verhelfen kann. Nun ja, also macht mir schon von daher das stillen keinen Spaß. Er schreit und schreit und schreit. Das ist sehr Nervenzehrend. Einfach nur nuckeln bringt bei ihm nichts. Das lässt er nur zu wenn er pappe satt ist. Das heißt einfach nur dran liegen lassen oder so ist sehr sehr schwer. Er lässt es nicht zu. Er trinkt auch sehr schnell. Wenn diese gute Woche vorbei ist und ich die Zeit zwischen den Mahlzeiten wieder steigere ist alles wieder in ordnung. Er ist nach einer Mahlzeit zufrieden, schreit nicht und ist glücklich. Wir genießen diese Zeit sehr denn 3 - 4 Tage später geht alles von vorne los. Es reicht nicht mehr. Er will öfter schreit nur noch und so weiter und sofort. Jetzt wird er sogar schon etwas aggressiv hab ich das Gefühl. Er saugt richtig sauer. In diesen 8 Wochen hab ich nur 2 oder 3 mal zu Pre Nahrung gegriffen. War auch nur wenig. Seit 2 Wochen lässt er sich jetzt aber abends so gegen 7 oder 8 Uhr garnicht mehr beruhigen. Selbst wenn die Brust 5 Stunden produzieren konnte reicht ihm das nicht. Er braucht noch 120 ml Pre Milch. Dann schläft er aber auch bis in der Früh so gegen 8 uhr. Das funktionierte auch wieder. Jetzt geht schon wieder alles von vorn los. Er kommt die Nächte 2 mal und will etwas zu trinken, nur meine Brüste haben kaum noch was Nachts. Er macht so ein Theater. Er schreit und lässt mir keine Ruhe. Stillen ist so anstrengend geworden und macht überhaupt keinen Spaß. Aber ich möchte ihm alles wichtige und Gute geben können. Ich wollte bis zum 7. Monat stillen, nur jetzt überlege ich ob ich Beikost probieren soll. Vielleicht ist er schon soweit? Vielleicht reicht ihm Milch einfach nicht mehr? Ich ernähre mich auch gut und ausgewogen, trinke regelmäßig stilltee und Malzkaffee und mache auch sonst alles (außer nen Piccolo am Tag - das will ich einfach nicht - ) Ich weiß das es eigentlich nicht sein kann das ich zu wenig Milch habe. Das hört man ja immer. Aber alle 1,5 bis 2 Wochen Wachstumsschub kann doch auch nicht sein. Er ist 66 cm groß und wiegt 7300 gramm. Also nicht dick aber auch nicht unterernährt. Ich weiß nicht was ich tun soll. Auf Dauer ist das kein Zustand, ichbin regelrecht verzweifelt. Mir stellt sich auch die Frage, lohnt es sich wirklich mich so zu fühlen wie ich es derzeit tue oder ist künstliche Nahrung dann nicht doch eine Alternative um auch mich zu schonen. Diese Nahrung ist doch auch gut, hört man immer!? Und soviele Babys bekamen Flaschennahrung und ihnen geht es sehr gut. BItte helfen sie mir und geben sie mir einen Rat was ich noch tun kann. Vielen Dank Sadaquee


Biggi Welter

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Liebe Sadaquee, ich kann verstehen, dass Du verzweifelt und enttäuscht bist, möchte dir aber sagen, dass es sicherlich eine Lösung geben wird! Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stillmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Du hast dann nicht zu wenig Milch, sondern der Bedarf deines Babys hat sich vergrößert und die Brust muss darauf erst reagieren. Je häufiger angelegt und die Brust effektiv entleert wird, umso mehr Milch wird gebildet. Wird in dieser Situation zugefüttert, so kann das zu einem ungewollt frühen Abstillen führen. Da Du ja bereits zusätzliche Nahrung gibst, sollte diese nur langsam wieder reduziert werden. Ich werde dir jetzt allgemeine Tipps geben, wie Du deine Milchmenge steigern kannst. Hab ein wenig Mut und Geduld und Du wirst sehen, dass auch ihr beide wieder zum vollen Stillen kommen könnt. Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Um das Interesse des Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du Dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses "Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung ("schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar "Stilltage" einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Nach ein paar Tagen müssten auf diese Weise sowohl deine Milchmenge als auch dein Baby zunehmen. Wenn nicht, melde dich nochmals. Es kann auch sein, dass dein Baby saugverwirrt ist und deshalb so an der Brust weint. Eine Saugverwirrung entsteht, wenn ein Kind mit dem Wechsel zwischen den Trinktechniken an Brust und künstlichem Sauger (dazu gehören Flaschensauger, Schnuller und Stillhütchen) nicht zurecht kommt und dann die Brust schlussendlich sogar verweigern kann. Das ist ein ernsthaftes Stillproblem, das schon viele Sorgen und Tränen bei Müttern und Kindern verursacht hat. Doch eine Saugverwirrung kann überwunden werden. Dabei ist es die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen. Am besten besprichst Du mit einer Stillberaterin in deiner Nähe, wie Du vorgehen kannst. Die Kollegin kann dir dann im persönlichen Kontakt gezielte Tipps und Hinweise geben, auch zum Thema Steigerung der Milchmenge und Wachstumsschübe. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi


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