Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Meine Tochter trinkt nur immer ca. 4 Minuten, weil sie dann einschläft.....

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Frage: Meine Tochter trinkt nur immer ca. 4 Minuten, weil sie dann einschläft.....

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Liebe Frau Welter, meine Tochter ist jetzt 4 Wochen alt. Sie hat eigentlich immer gut getrunken und auch schon gut zugenommen. In letzter Zeit schläft sie nachts aber immer nach ca. 4 Minuten an einer Seite ein. Selbst das anschließende Wickeln macht sie nicht mehr wach genug, um an der anderen Seite auch noch zu trinken. Das hat natürlich zur Folge, daß sie jetzt statt 3 1/2 bis 4 Stunden nur noch 2 Stunden schläft und dann wieder Hunger hat. Haben Sie mir einen Tip, wie sie wieder mehr trinken könnte??? Manchmal kommt sie nämlich auch stündlich und so kurz hintereinander soll man ja nicht stillen. Bin am verzweifeln... Vielen Dank schon mal, liebe Grüße Karin


Biggi Welter

Biggi Welter

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? Liebe Karin, für ein vier Wochen altes Baby ist es absolut normal, dass es alle zwei Stunden (jeweils vom Beginn des letzten Stillen bis zum Beginn des nächsten Anlegens) trinken mag. Ein so kleines Baby trinkt im Schnitt mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden. Solange Ihr Baby gedeiht und sich altersgemäß entwickelt gibt es keinen Grund, dass Sie nun eingreifen und versuchen Ihrem Kind die Brust aufzudrängen. Es gibt auch keinen Grund, dass Sie die Stillzeiten verzweifelt versuchen auseinanderzuziehen, denn die Sache mit dem „zu oft Anlegen" ist ein Ammenmärchen. Kein Mensch hat immer im gleichen Rhythmus Hunger und Durst und ein kleines Baby schon gar nicht. Nur sehr wenige Frauen und Kinder finden zu einer erfolgreichen Stillbeziehung, wenn nach festem Zeitplan gestillt wird. Der berühmt berüchtigte Vier-Stunden-Rhythmus ist nämlich in keiner Weise natürlich oder kindgemäß, sondern eine Erfindung der Neuzeit, die durch die künstliche Säuglingsnahrung notwendig wurde. Er stammt aus einer Zeit, in der es noch keine adaptierte Säuglingsnahrung gab. Die in dieser Zeit übliche Flaschennahrung konnte zu einer Überfütterung führen und durfte deshalb nicht, wie bei der Brusternährung üblich und notwendig, nach Bedarf gegeben werden. Nachdem die Flasche ihren Siegeszug angetreten hatte, wurde dieser Rhythmus dann auch auf das Stillen übertragen und so hält sich heute hartnäckig immer noch der Mythos des Vier-Stunden-Rhythmus, der dazu geführt hat, dass viele Frauen nicht erfolgreich stillen konnten. Es gibt keine „vorgeschriebenen" Zeitabstände, wie ein Baby gestillt werden sollte. Alle Stillexperten empfehlen einhellig, dass ein Baby nach Bedarf gestillt werden sollte und der ist nun mal von Kind zu Kind und selbst beim gleichen Kind in verschiedenen Phasen unterschiedlich. Es gibt auch noch einen anderen Grund, warum Sie Ihr Kind nicht zum Trinken an der Brust drängen sollen (es sei denn das Kind würde nicht gedeihen): Da ein Stillkind selbst entscheiden kann, wann es wieviel trinkt, behält es ein gutes Gefühl dafür, wann es satt ist und was es braucht. So behält es ein gutes und gesundes Essverhalten, was späteren Problemen, wie zum Beispiel Übergewicht vorbeugt. Solange Ihr Baby gut gedeiht, können Sie es unbesorgt selbst entscheiden lassen, wie oft oder selten, wie kurz oder lang und ob es an einer oder beiden Brüsten trinkt. Schauen Sie sich Ihr Baby einmal in Hinblick auf die folgenden Punkte an: • mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass „nass" ist, können Sie sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). • in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) • eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht (mit zunehmendem Alter verringert sich die durchschnittliche Gewichtszunahme), • eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, • Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs • ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Sind diese Punkte alle erfüllt? Dann ist davon auszugehen, dass Ihr Baby gedeiht. Sollten diese Punkte wider Erwarten nicht erfüllt sein, dann wenden Sie sich bitte an eine Stillberaterin in Ihrer Nähe und an Ihre Kinderärztin/arzt. Die Stillberaterin kann Ihnen gezielte Tipps geben, wie Sie Ihr Baby zu besserem Trinken an der Brust anregen können, falls dies notwendig sein sollte, denn leider gibt es sehr wohl Kinder, die ihren Hunger verschlafen und deshalb nicht ausreichend zunehmen. Diese Kinder MÜSSEN zum Trinken geweckt werden. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi Welter Woher kommt der Mythos vom „Mindestabstand" ? Von Denise Both, IBCLC „Sie dürfen nicht so oft anlegen, dann hat die Brust ja keine Zeit, sich wieder zu füllen." „Zwischen zwei Stillzeiten MUSS ein Abstand vom mindestens zwei Stunden liegen sonst bekommt das Kind Bauchschmerzen" „Frische Milch darf sich nicht mit bereits angedauter Milch vermischen, deshalb dürfen Babys frühesten nach zwei Stunden wieder angelegt werden" Wohl jede Stillberaterin ist schon mit diesen Aussagen konfrontiert worden. KinderärztInnen, Hebammen und auch wohlmeinende Mitmenschen kommen immer wieder damit. Ist ein Mindestabstand wirklich notwendig oder sinnvoll? Die Antwort auf diese Frage ist ein klares NEIN. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Es ist nicht sinnvoll, den Abstand zwischen den Stillzeiten lange zu halten „damit sich mehr Milch ansammelt", denn die Brust funktioniert nicht wie eine Flasche, die wieder aufgefüllt werden muss. Der größte Teil der Milch wird während des Stillens gebildet. Ebenso ist es ein Ammenmärchen, dass ein Baby einen Mindestabstand zwischen zwei Stillzeiten einhalten müsse, um zu verhindern, dass frische Milch auf angedaute Milch kommt. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. Es gibt keinen Beweis, für die „Frische Milch auf halbverdaute Milch-Theorie", die besagt, dass zwischen zwei Stillmahlzeiten ein Mindestabstand von zwei Stunden eingehalten werden müsste, weil das Baby sonst Bauchschmerzen bekäme. Doch woher kommt diese Meinung? Die Vorstellung, dass der Magen zwischen zwei Mahlzeiten vollständig geleert werden müsse, geht wahrscheinlich auf den Kinderarzt Prof. Adalbert Czerny (1863 – 1941) zurück, vor allem auf das, was er in seiner 1893 erschienen Veröffentlichung „Die Ernährung des Säuglings auf Grundlagen der physiologischen Funktionen des Magens" und seinem 1922 veröffentlichten Buch „Der Arzt als Erzieher des Kindes" geschrieben hat. Czerny hielt es einerseits für absolut notwendig feste Abstände zwischen den Stillmahlzeiten einzuhalten, damit sich zwischen den Mahlzeiten der Magen komplett entleert und sich die Magensäure (Salzsäure) ansammeln und antiseptisch wirken kann und andererseits maß er dem streng einzuhaltenden Stillrhythmus einen hohen erzieherischen Wert bei. Nach seinen Beobachtungen entwickelten sich mit künstlicher Säuglingsnahrung (zur damaligen Zeit überwiegend Kuhmilch) gefütterte Babys besser, wenn zwischen den Mahlzeiten ein Abstand von vier Stunden eingehalten wurde. Daraus schloss er, dass es auch für gestillte Kinder besser sei, einen Mindestabstand und festen Rhythmus einzuhalten. Nachdem er festgestellt hatte, dass Muttermilch nach eineinhalb bis zwei Stunden den Magen vollständig verlassen hatte und Kuhmilch nach drei Stunden, legte er die Abstände der Mahlzeiten für gestillte Kinder auf mindestens drei Stunden, für kuhmilchgefütterte Kinder auf mindestens vier Stunden fest. Es wurde – wie so oft – einfach eine Vorgehensweise, die für nicht gestillte Kinder sinnvoll sein konnte, auf gestillte Kinder übertragen und bis heute hält sich die Vorstellung von dem Mindestabstand in vielen Köpfen, zum Leidwesen vieler junger Mütter und ihrer Babys.


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