Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Mag nach dem stillen nachts nicht einschlafen woran kann das liegen?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Mag nach dem stillen nachts nicht einschlafen woran kann das liegen?

Brigitte78

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Hallo Frau Welter, scheinbar bin ich mit meinen Fragen an Frau Höfel im falschen Forum gelandet und stelle nun meine Fragen auch an Sie, da ich wohl im Stillforum eher richtig bin. Unsere Tochter Magdalena ist mittlerweile 3 Monate alt und wir haben so unsere Probleme mit dem Schlafen. Sie schläft so gut wie nie alleine ein (nur ganz selten), sondern immer nur durch stillen oder rumtragen. Wir hätten es schon mehrere Male versucht, dass wir sie einfach hinlegen, damit sie selbst einschläft, aber sie schreit sich dann wirklich die Seele aus dem Leib und das bringe ich nicht über mich, dass ich sie schreien lasse. Es gibt ja nun diverse Fachbücher zum Thema "Kinder können schlafen". Macht das Sinn, so ein Buch zu kaufen? Oder gibt es schlicht und einfach Babys, die alleine nun mal nicht einschlafen können? Zudem geht Magdalena so gut wie nie vor 23 Uhr ins Bett. Tagsüber schläft sie meines Erachtens aber auch nicht wirklich viel (insgesamt maximal 4 Stunden). Woran könnte das liegen? Seit ca. 2 Wochen schläft sie nachts auch nicht mehr durch, was sie seit der 5. Lebenswoche schon gemacht hat. Sie hat mindestens 6 - 8 Stunden geschlafen. Jetzt sind wir schon froh, wenn sie 6 Stunden am Stück schläft. Wieso klappt das jetzt auf einmal nicht mehr? Und meistens ist sie dann nachts ca. 2 Stunden wach, bis sie wieder einschlafen kann. Vergangene Nacht war ich z.B. mit ihr von 4 Uhr bis 6.30 Uhr beschäftigt und das geht jetzt oft so, dass sie nach dem Stillen einfach nicht mehr einschlafen kann. Woran könnte das liegen? Wie oft ist stillen normal? Seit einigen Wochen bin ich froh, wenn sie 2 Stunden ohne stillen durchhält. Meistens schaft sie es nur ca. 1 1/2 Stunden... Sie trinkt meist nur ca. 5 Minuten an einer Brust, kommt dafür aber schon relativ schnell wieder mit Hunger. Ist das normal? Oder könnte es sein, dass meine Milch einfach nicht mehr reicht? (Ich stille voll, möchte auch ungern schon zufüttern.) Viele Fragen, wo ich froh über Antworten wäre... Lieben Dank schon mal! Brigitte Wagner


Biggi Welter

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Liebe Brigitte, keine Sorge, Ihr Baby verhält sich völlig normal! Ein so kleines Baby will durchschnittlich zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an die Brust. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und Abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster Phasen. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass dein Baby durch den Stillmarathon deine Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit drei oder sechs oder zehn Monaten. Das Schlafverhalten hängt nicht unbedingt oder nur in extrem geringem Maße von der Ernährung ab. Gerade in der Zeit ab etwa drei bis sechs Monate wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Genau so wie Sie es beschreiben, machen es Mütter seit rzeiten mit ihren Babys und es hat noch nie einem Baby geschadet. Ein 12 Wochen altes Baby muss mit Sicherheit NICHT alleine einschlafen müssen! Es gibt keinen Grund, dass Sie etwas daran ändern müssen, dass Sie Ihr Baby bei sich im Bett haben und nach Bedarf stillen und auch in den Schlaf stillen, es sei denn SIE persönlich stört etwas daran. Auch die immer wieder geäußerten Argumente, das Baby würde auf diese Weise verwöhnt oder es würde so nie lernen alleine einzuschlafen bzw. nie wieder aus dem Elternbett ausziehen, sind nicht stichhaltig. Babys in diesem Alter können noch nicht verwöhnt werden und Kinder, die sich den Platz im Elternbett nicht erkämpfen oder ertrotzen mussten, ziehen von selbst aus dem Elternbett aus, sobald sie reif genug dafür sind. Im Gegensatz dazu wollen viele Kinder, die als Babys alleine schlafen mussten noch lange ins Elternbett, weil ihr Bedürfnis (noch) nicht gestillt wurde. Sobald ein Baby die nötige Reife hat, lernt es alleine (ein)zuschlafen und wird auch längere Schlafphasen haben. Ich möchte Ihnen zu diesem Thema das Buch "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen. Dr. Sears (Professor für Kinderheilkunde) hat zusammen mit seiner Frau Martha einige Bücher zum Thema Schlaf und Kindererziehung geschrieben, in die nicht nur sein Wissen als Kinderarzt sondern auch die reichhaltige eigene Erfahrung als achtfache Eltern eingeflossen sind. In "Schlafen und Wachen" beschreibt er nicht nur, warum Kinder so schlafen, wie sie es nun einmal tun und wo sie am besten schlafen, er gibt auch Tipps wie Eltern und Kinder zu ruhigeren Nächten kommen können. Das Buch ist im Buchhandel, bei der La Leche Liga und bei jeder LLL Stillberaterin erhältlich. Ich kann Ihnen gerne empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in ihrer Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem werden Sie sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie Ihr kleines Menschlein. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi Welter


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