Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Langzeitstillen - und nun immer öfter an der Brust?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Langzeitstillen - und nun immer öfter an der Brust?

Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi Welter, jede Langzeitstillende fragt sich mal, ob sie wirklich das Richtige tut. So ist es seit einigen Wochen bei mir. Meine Kleine ist jetzt 18 Monate und sehr anhänglich zurzeit. Das Stillen ist für sie ein sehr schönes und bewußtes Vergnügen geworden, genießerisch lümmelt sie an meiner Brust und das immer öfter. Sie spielt mit der Brustwarze und weiß genau, wenn die eine Seite „alle“ ist, also leer getrunken, sie deckt sie dann liebvoll zu und zottelt an der anderen Brust. Sie trinkt mindestens dreimal in der Nacht und nuckelt morgens im Halbschlaf eine Stunde im Dauerakkord bis mein Wecker klingelt und ich aufstehen muss. Sie hält dann nichts mehr im Bett. Ist die Große versorgt und in der Schule, kommt der gemütliche Teil und sie nuckelt wieder eine Stunde völlig vergnügt und zufrieden. Sie „überlistet“ mich morgens, weil sie sich ganz müde und quengelig gibt und ich denke, dass sie noch sehr müde ist. Frage ich sie dann, ob sie ins Bett möchte, flitzt sie los, legt sich erwartungsvoll ins Bettchen und freut sich, wenn ich die Brüste auspacke. Weiter im Tagesablauf stille ich sie noch zum Einschlafen vor dem Mittagsschlaf, zum richtigen Aufwachen nach dem Mittagsschlaf (sie weint nach dem Aufwachen und will kuscheln), neuerdings auch Nachmittags und in den frühen Abendstunden (weil sie müde ist oder so tut) und natürlich abends zum Einschlafen. Mir wird das langsam zu viel, weil sie immer öfter und bestimmter nach der Brust verlangt. Ich finde, dass das Stillen und Nuckeln in der letzten Zeit einen zu großen Stellenwert im Leben meiner kleinen Tochter bekommt. Und ich weiß nicht so recht, wie ich damit umgehen soll. Ist es für ihre Entwicklung nicht eher hinderlich, wenn ich zulasse, dass sie sich so oft mit mir „verschmelzen“ kann? Sollte ich sie nicht viel eher ermutigen, sich von mir (oder besser: von der Brust) zu lösen? Bloß wie stellt man das an? Ich habe mal gelesen, dass in anderen Ländern die Frauen einen übelschmeckenden Saft auf die Brustwarzen streichen, damit die Kinder die Lust an der Brust von alleine verlieren und nicht die Mutter der „Bösewicht“ ist. Ich denke, das könnte für uns eine gute Lösung sein. Doch was könnte man als Saft nehmen? Oder ist es für ihre Entwicklung gerade wichtig, dass sie jederzeit nuckeln darf, wenn sie das Bedürfnis dannach hat? Irgendwie bin ich hin und hergerissen, denn ich möchte meine Tochter natürlich auch darin bestärken, selbständig (also auch unabhängig von der Brust) zu werden. Etwas ratlose Grüße von Heike


Biggi Welter

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Liebe Heike, Stillen ist viel, viel mehr als nur Nahrung für den Körper und deshalb bedeutet Stillen nicht nur, dass das Kind Mahlzeiten an der Brust zu sich nimmt. Das sollte Ihnen absolut bewusst sein, wenn Sie Ihr Kind abstillen: Sie ersetzen nicht einfach nur ein Nahrungsmittel durch etwas anderes. Die immer wieder vorgeschlagene "Curry Methode" (auch Senf oder Saft-Methode genannt) kann einen sehr gravierenden Vertrauensbruch bedeuten. Stellen Sie sich vor, Ihre kleine Tochter kommt vertrauensvoll zu Ihnen, um an der Brust zu trinken und muss dann erfahren, dass die Brust abscheulich schmeckt. Können Sie sich den Schreck und Schock vorstellen? Ich will nicht leugnen, dass Kinder auf diese Weise abgestillt werden, doch um welchen Preis. Wenn Sie jetzt für sich beschlossen haben, dass Sie Ihre Tochter abstillen wollen, so kann ich Ihnen nur davon abraten es auf durch "kalten Entzug" zu tun. Erstens kann dies zu einem schweren Bruch in der Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Kind führen und zweitens gibt es keine Garantie, dass Ihre Tochter weniger anhänglich ist, meist passiert eher das Gegenteil. Ich werden Ihnen jetzt ein paar weniger drastische Methoden beschreiben, die sich beim Abstillen eines älteren Kindes bewährt haben, vielleicht ist ja etwas dabei, was Ihnen weiterhilft: Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat heißt "biete nicht an, lehne nicht ab". Das bedeutet, dass Sie Ihrem Kind die Brust nicht von sich aus anbieten, aber auch nicht ablehnen, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt. Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, Ihre Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Sie müssen die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass Sie viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmen, die Ihrem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern. Es kann auch ablenkend wirken, wenn Sie Ihr übliches Verhalten in bestimmten Situationen verändern. Wenn Sie zum Beispiel sitzen bleiben anstatt sich hinzulegen, wenn Sie Ihr Kind zum einschlafen bringen. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug. Manchmal ist es sinnvoll, wenn der Vater das abendliche Zubettbringen übernimmt. Manchmal bringt es das Abstillen auch weiter, wenn Sie das Stillen immer dann, wenn Ihr Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschieben. Das können Sie flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen. Sie können auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Sie können Ihr Kind eine kleine Weile anlegen und ihn dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten. Womöglich wäre "punktuelles Abstillen" eine Lösung für Sie. Es ist eine Alternative zum vollständigen Abstillen. Damit meine ich, dass zu bestimmten Zeiten nicht mehr gestillt wird oder Sie versuchen Ihr Kind davon zu überzeugen, nach einer ausreichend langen Zeit an der Brust, etwas anderes zu tun. Außerdem möchte ich Ihnen das Buch "Wir stillen noch über das Leben mit gestillten Kleinkindern" von Norma J. Bumgarner empfehlen. Das Buch ist im Buchhandel oder bei der La Leche Liga und bei jeder LLL Stillberaterin oder im Stillshop auf dieser Seite erhältlich. Zum Schluss noch etwas, was unter Umständen paradox klingt: einige Kinder stillen sich von alleine ab, sobald ihre Mutter die Abstillbemühungen aufgibt. LLLiebe Grüße Biggi


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Liebe Heike, vielleicht liest Du das noch, auch wenn Dein Posting schon einen Tag alt ist. Ich habe meine große Tochter etwas mehr als zwei Jahre gestillt und hatte auch etwa zu der Zeit, in der Du Dich befindest, eine absolute Stillkrise. Ich habe versucht abzustillen, aber sofort gemerkt, dass ich meine Tochter damit völlig überfahre. Sie hat so herzzerreißend geweint und regelrecht getrauert, dass ich "umgefallen" bin. Weil es mir trotzdem zuviel war, habe ich entschieden, dass sie nachts nicht mehr gestillt wird. Obwohl sie von Geburt an nachts sehr häufig gestillt werden wollte und es auch mit anderthalb immer noch 2 bis 3 Mal der Fall war, hat sie es akzeptiert. Ich habe ihr klar gemacht, dass sie "nana machen" darf, wenn es draußen hell wird. Das hat sie ohne Probleme akzeptiert. Als sie das gepackt hatte, habe ich ihr erst mal eine Pause gegönnt, dann aber etwa ein Vierteljahr später mit ihr begonnen zu besprechen, wann wir ohne Stillen auskommen. Vom Verstehen und Sprechen war sie sehr weit, insofern haben wir vereinbart, dass sie ein bestimmtes Spielzeug, das sie sich sehr, sehr lange schon gewünscht hat, am Nikolaustag bekommt, da es aber ein Spielzeug für "große Kinder" ist, die nicht mehr gestillt werden, hören wir dann mit dem Stillen auf. Ich weiß, es hört sich nach Bestechung an. Aber es hat funktioniert. Und zwar ohne eine einzige Träne. Ich glaube, es lag nicht an dem Spielzeug (übrigens ein Reittier, ähnlich wie ein Hüpfball), sondern einfach daran, dass sie dann etwa ein Vierteljahr später soweit war. Sie hat ihr Reittier bekommen. Am Abend und am nächsten Tag hat sie noch einmal nach der Brust gefragt, aber ich bin entschieden geblieben - und so ging unsere Stillzeit zu Ende. Ich bin heute noch froh und dankbar, dass ich dieses Vierteljahr noch "investiert" habe und nicht die lange, schöne Stillzeit mit einem bitteren, tränenreichen Ende verdorben habe. Dir alles Gute und viel Glück für einen "Ausweg", der Euch beiden gut tut. Karin


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