Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Langes Stillen und schwanger

Frage: Langes Stillen und schwanger

BärundMaus

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Liebe Biggi, liebe Kristina, Ich bin wahrscheinlich gerade mit unseren dritten Kind schwanger geworden. Mein fast 2jähriger Sohn wird noch immer von mir gestillt, vor dem Mittagsschlaf und zum Einschlafen abends und nachts. Das Stillen hat seit ein paar Wochen ganz schön zu genommen. Besonders in den Morgenstunden hängt er im Bett nur noch an meiner Brust und meckert, wenn ich ihn in sein Bett (das neben meinen steht) rüber rolle. Wenn ich ihn nicht zurück holen würde, würde er ewig am Stück rumschreien. Auch tagsüber will er jetzt sehr oft an die Brust, vor allem wenn er müde ist, oder getröstet werden will. Er läßt sich dann auch so gut wie nicht ablenken. Jetzt meine Fragen oder bedenken. Bekommt das Krümmelchen in meinem Bauch genügend Nährstoffe, wenn ich noch so viel stille? Wie kann ich auf meinen Sohn einwirken, dass er nicht mehr so oft gestillt werden will und es sich langsam abgewöhnt? Ich habe irgendwie einen total Horror davor, dass ich ihm weh tue und er weint, weil ich ihn abstille. Eigentlich stille ich gerne, aber nachts ist es schon anstrengend. ich bin oft total verspannt und habe Rückenschmerzen. Wie soll das dann erst werden, wenn ich mal hochschwanger bin? Könnte es helfen das nächtliche Stillen zu verringern, wenn wir den 2jährigen zum Schlafen in das Zimmer unseres 4jährigen tun? Wenn ich nicht im Schlafzimmer bin, schläft er durch, bis ich ins Zimmer komm. Als wenn er auf mich warten würde und dann auch an mir kleben will. Ich bin hin und her gerissen. Warum muss das so schwierig sein. Ich möchte ihm doch Geborgenheit geben und ihm nicht weh tun, in dem ich ihn abrupt abstille. Danke, dass Sie die Nerven haben, das hier durchzulesen. Liebe Grüße


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe BärundMaus, eine erneute Schwangerschaft ist im Hinblick auf das Stillen kein Problem. Es ist möglich während der gesamten Schwangerschaft weiter zu stillen und sogar nach der Geburt des nächsten Babys beide Kinder zu stillen (das wird Tandemstillen genannt). Viele Kinder stillen sich allerdings im Laufe der erneuten Schwangerschaft ab, unter anderem deshalb, weil sich der Geschmack der Milch verändert. Bei einem normalen Schwangerschaftsverlauf schadet das Stillen nicht. Die Mutter sollte jedoch auf eine gute und ausgewogene Ernährung achten, um Mangelerscheinungen bei sich selbst zu vermeiden. In der Regel kann eine gut ernährte Mutter, sowohl das ungeborene Baby als auch das gestillte Kind, wenn es älter als ein Jahr ist, ausreichend zu versorgen. Ist das Stillkind noch jünger als ein Jahr, sollte auf seine Entwicklung und seinen Gewichtsverlauf geachtet werden. Die Mutter sollte darauf achten, dass Sie angemessen zunimmt, gesund und nahrhaft isst und genügend Zeit zum Ausruhen hat. Manche Frauen brauchen deutlich mehr zusätzliche Kalorien, wenn sie schwanger sind und gleichzeitig stillen. In der Schwangerschaft kann die Milchproduktion nachlassen und es ist nicht immer möglich sie mit den üblichen Methoden zur Steigerung der Milchmenge wieder zu erhöhen. Deshalb sollte die Gewichtskurve des gestillten Kindes im Auge behalten werden. Einige Frauen haben Probleme mit sehr empfindlichen oder sogar wunden Brustwarzen, die auf die Hormonumstellung durch die Schwangerschaft zurückzuführen sind. Wie lange diese Empfindlichkeit und das Wundsein anhalten, lässt sich nicht vorhersagen. Leider helfen, die meisten Empfehlungen für wunde Brustwarzen in dieser Situation nicht. Es gibt keine bewiesenen Risiken für Mutter oder ungeborenes Kind, wenn die Mutter während der gesund verlaufenden Schwangerschaft stillt. Gebärmutterkontraktionen, die beim Stillen auftreten können, sind ein normaler Teil der Schwangerschaft. (Die Stimulation der Brustwarzen verursacht die Ausschüttung geringer Mengen des Hormons Oxytozin, das wiederum Kontraktionen der Gebärmutter und der Milchbläschen in der Brust verursacht). Auch während des Geschlechtsverkehrs, den die meisten Paare auch während der Schwangerschaft weiterhin haben, kann es zu Gebärmutterkontraktionen kommen. Selbst wenn einige stillende Mütter stärkere und häufigere Kontraktionen während der Spätschwangerschaft spüren, scheinen diese keine Gefahr für das ungeborene Baby im Verlauf einer normalen Schwangerschaft darzustellen. Eine Studie ergab, dass Stillen keine negativen Auswirkungen auf den Verlauf der Schwangerschaft zu haben scheint (Moscone und Moore, 1993). Außer dem Wunsch der Mutter abzustillen, gibt es nur wenige Gründe, während einer Schwangerschaft nicht weiterzustillen. Dazu gehören: o Schmerzen in der Gebärmutter oder Blutungen; o vorangegangene Frühgeburten; o ununterbrochener Gewichtsverlust der Mutter im Verlauf der Schwangerschaft. Dies kommt jedoch nur sehr selten vor. Stillen verursacht auch keine Blutungen. Es gibt auch keine Beweise dafür, dass eine vorangegangene Fehlgeburt ein Grund zum Abstillen sei. Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, dass dein Sohn spürt, dass "Konkurrenz" im Anmarsch ist? Kinder in ihrem Alter haben zwar vielleicht noch nicht die Fähigkeit sich verbal so auszudrücken und auch das Sprachverständnis erscheint unter Umständen noch nicht so weit, dass ein Kind etwas doch relativ Abstraktes wie eine frühe Schwangerschaft versteht, aber sie haben sehr feine Antennen für solche großen Ereignisse und es kann sie sehr verunsichern. Verständlicherweise will sich das Kind dann vergewissern, dass seine Mama weiter für es da ist und klammert (vor allem nachts). Dein Sohn will dich nicht ärgern oder provozieren. Du hast auch nichts falsch gemacht. Es ist einfach die Erwartungshaltung in unserer Gesellschaft, die von unseren Kindern etwas verlangt, was viele schlicht und ergreifend noch nicht leisten können. Da wir als Eltern selbstverständlich den Erwartungen unserer Umwelt auch ausgesetzt sind, beginnen wir zu zweifeln, wenn ein Kind sich nicht so verhält, wie es (anscheinend) alle anderen Kinder tun. Nicht umsonst gibt es viele Mütter, die einfach erzählen, ihr Kind schlafe nachts zehn oder zwölf Stunden ohne aufzuwachen obwohl es gar nicht stimmt. Diese Frauen haben es einfach satt ständig in Erklärungsnot zukommen, warum denn ihr Kind nicht "funktioniert". Leider erhöhen sie dadurch den Druck auf die nächsten Mütter, die wiederum glauben, dass nur ihr Kind alleine und als einziges in der ganzen Stadt nachts aufwacht und abends schwer einschläft. Doch wie kannst Du jetzt einen Weg finden, dass Du dich wieder besser fühlen kannst und nachts zu mehr Ruhe kommst? Beobachte einmal euren Tagesablauf genau und schau, wann dein Sohn müde zu sein scheint. Probier aus, ob es euch beiden gut tut, einen eher gleichmäßigen Ablauf in euren Alltag zu bekommen. Viele Kinder kommen problemlos damit zu recht, wenn der Alltag sehr spontan abläuft, aber manche Kinder brauchen einen verlässlicheren Rahmen. Lass den späten Nachmittag und den Abend ruhig angehen und ausklingen. Ein festes Ritual vor dem ins Bett gehen kann deinem Sohn helfen. Falls dein Partner dich unterstützen kann, dann spanne ihn ein. Auch wenn Väter keine Brust zum Stillen haben: sie können Kleinkinder ebenfalls beruhigen, sich mit ihnen beschäftigen und sie trösten. Wir Mütter können unseren Partnern da durchaus mehr Kompetenz zugestehen als wir es oft tun. Auch ist es eine prima Idee, dass der Kleine beim Bruder schlafen darf, wenn das klappt, dann ist es gut! Es wird wahrscheinlich nicht so sein, dass dein Kleiner nie protestiert, aber es ist ein großer Unterschied, ob er alleine in deinem Bett (oder Zimmer) weinen muss oder geborgen in deiner Nähe erfährt, dass es Grenzen gibt. Kinder brauchen liebevolle Führung und Anleitung und ein beständiges Eingehen auf ihre Bedürfnisse. Das heißt keineswegs "laisser faire" wie es Kritiker behaupten, sondern liebevolle und verständnisvolle Konsequenz, die sich langfristig auszahlt. LLLiebe Grüße Biggi


BärundMaus

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Vielen lieben Dank für die Informationen und verständnisvollen Worte.


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