Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Keine richtige Milchbildung mehr?

Biggi Welter

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Frage: Keine richtige Milchbildung mehr?

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Liebe Frau Welter, habe ein eigentlich kurzes Anliegen aber leider ziemlich umfangreich beschrieben. Sorry schon mal vorab. Es geht um meine 10 Wochen alte Tochter. Ich stille (toi, toi, toi) noch voll. Seit ca. 2 Wochen mag sie nur noch sehr wenig trinken. Eine Brust lehrt sie immer aber die andere wehrt sie mit Geschrei ab oder treibt mit ihr Schabernack... :-D Seit einigen Tagen pumpe ich nun immer die andere Brust ab aus Angst, dass die Milchbildung nachlässt und es stressig wird, wenn sie dann doch wieder mehr mag. Leider musste ich nun aber auch schon feststellen, dass ich ab und zu nur noch ganz wenig Milch habe (ca. 20ml pro Brust). Das erschreckt mich, denn davon kann sie doch keinesfalls satt werden?!? Habe aber nicht den Eindruck, dass es sie stört. Manchmal pumpe ich beide ab und habe auch mal erfreulicherweise 160ml, die ich ihr dann per Fläschchen gebe. Komischerweise trinkt sie da alles aus. Ist sie zu faul geworden oder wie würden sie die Sache beurteilen? Wie soll ich mich verhalten, um die Milchbildung wieder richtig anzukurbeln? Oder sollte ich abstillen? Klar kann es sein, dass sie einen Wachstumsschub hat, aber so lange? Es kann doch nicht der Sinn der Sache sein abzupumpen und per Fläschchen zu füttern, wenn sie direkt aus der Brust trinken kann. Sie hat auch ganz schlimme Blähungen, trinkt sie aus Angst deshalb weniger??? Klingt zwar komisch aber ist vielleicht so? Dass ich ab und zu fast keine Milch habe kann nicht am Stress oder so liegen, bin sehr ausgeglichen usw. Woran könnte es dann liegen? Übrigens braucht sie ihre Mahlzeiten alle 3 Stunden (schon immer). Von Beginn der einen bis Beginn der nächsten gerechnet. Andere Mütter berichten von einem 4-Stunden-Rythmus. Wie bekomme ich das denn hin? Vielen Dank schonmal für den Rat. Liebe Grüße, Tabea


Biggi Welter

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Liebe Tabea, ich kann verstehen, dass Sie verzweifelt und erschöpft sind. Die Entscheidung, ob Sie jetzt abstillen oder weiterstillen, kann ich Ihnen jedoch nicht abnehmen. Ihre Tochter ist saugverwirrt, etwas was leider nicht selten bei so kleinen Babys vorkommt, wenn sie eine Flasche bekommen. Sie muss erst lernen, wie sie an der Brust trinken muss, denn die Techniken an Brust und Flasche unterscheiden sich ganz grundlegend (es ist an der Flasche nicht leichter, sondern anders). Eine Saugverwirrung ist für alle Beteiligten belastend und zerrt an den Nerven. Sie kann aber mit viel Geduld und der richtigen Anleitung überwunden werden. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kindbekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Es ist daher wichtig, dass Sie Ihre Milch bereits vor dem Anlegen zum Fließen bringen. Versuchen Sie, den Milchspendereflex durch Ausstreichen, Brustmassage und Wärmeanwendung oder eventuell mit einer Pumpe auszulösen ehe Sie Ihre Tochter anlegen. Warten Sie nicht, bis sie sehr hungrig ist. Ein aufgeregtes, hungriges Baby ist nicht unbedingt bereit, etwas Neues (also das korrekte Trinken an der Brust) zu lernen. Wählen Sie eine bequeme Stillhaltung, um möglichst entspannt zu sein und achten Sie auf eine korrekte Anlegetechnik (eine gute Beschreibung der Anlegetechnik finden Sie in dem Info Blatt "Stilltechniken, die funktionieren", das Sie bei der La Leche Liga Deutschland und jeder LLL Stillberaterin (auch bei uns) bestellen können. Das Stillen im Rückengriff (auch Unter dem Arm Haltung genannt, in dieser Position ruht der Kopf des Kindes in Ihrer Hand und seine Beine liegen seitlich neben Ihrem Körper und zeigen nach hinten) eignet sich gut, weil Sie in dieser Haltung den Kopf Ihres Babys gut kontrollieren können und genau sehen, was es macht. Vermeiden Sie es, Ihre Tochter am Gesicht oder seitlich am Kopf oder mit geringem Fingerdruck am Hinterkopf zu berühren. Derartige Berührungen können dazu führen, dass der Suchreflex beim Baby ausgelöst wird und es seinen Kopf in Richtung der Berührung dreht. Fester, gleichmäßiger Druck auf den Hinterkopf bedeutet normalerweise kein Problem für das Baby. Wenn Sie im Rückengriff stillen, können Sie eine Windel zwischen Ihre Hand und den Kopf Ihres Babys legen oder es fest in eine Decke einwickeln, deren obere Ecke Sie unter seinen Kopf legen. Stützen Sie den Kopf und den Nacken Ihres Babys in Höhe der Ohren mit Ihrer Hand. Will Ihre Tochter nicht an der Brust bleiben, nachdem sie sie zunächst erfasst hat, können Sie während des Stillens etwas zuvor ausgestrichene Milch auf die Stelle tropfen, an der ihre Lippen Ihre Brust berühren. Es wäre günstig, wenn Sie sich an eine Stillberaterin vor Ort wenden würden, die Ihnen im direkten Gespräch Tipps geben kann und eventuell auch sieht, wie Ihre Tochter an der Brust trinkt. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. Falls Sie sich zum Abstillen entschließen, kann Ihnen eine Stillberaterin auch hierzu gezielte Tipps geben. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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