Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Hilfe bei Dauerstillen

Frage: Hilfe bei Dauerstillen

cisidae

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Hallo, ich habe im Moment das Gefühl, dass ich nur noch stille. Seit 1 Uhr heute Nacht habe ich schon 10 mal gestillt. Dabei zähle ich zwei Malzeiten hintereinander (mit wenigen Minuten Pause dazwischen in denen mein Kleiner tief schläft) zusammen. In der letzten Nacht habe ich kaum geschlafen, da er, wenn er beim stillen eingeschlafen ist und ich ihn in sein Bettchen lege (ein Beistellbett) er nach 1-2 min wieder wach wird und erneut trinken möchte...das geht ab 2 Uhr bis 6 Uhr die ganze Zeit, die restliche Nacht und auch am Tag ist meist eine Stunde Pause dazwischen...Ganz selten sind es auch einmal 2 Stunden. Die Hebamme meinte es wäre ein Wachstumsschub. Es geht aber schon ein paar Tage. Außerdem denke ich, dass ich genug Milch habe, denn ich höre den Kleinen immer schlucken wenn er anliegt. Sie meinte außerdem, dass er ein leicht verkürztes Zungenbändchen hat (obwohl das dem Kinderarzt im KH nicht aufgefallen ist). Kann das ein Problem sein? Ich habe nach dem Milcheinschuss (zweiter Tag nach Geburt) Stillhütchen verwendet, da meine Brustwarzen wund waren. Mittlerweile stille ich meist ohne Stillhütchen oder ich benutze die erste Minute das Hütchen und dann nehme ich es weg. Bekommt er mehr Milch, wenn ich kein Hütchen benutze? Aber eigentlich habe ich schon beides probiert...die Nächte sind trotzdem sehr kurz. Ich habe auch schon von Cluster feeding gehört...aber er zeigt dieses Verhalten ja den ganzen Tag und die Nacht. Kann es sein, dass es ihm einfach schwer fällt genug zu trinken und deshalb immer einschläft und schnell erneut nach der Brust schreit? Kann ich ihm eventuell durch abpumpen und füttern mit Flasche helfen? Oder ist es vielleicht doch nur eine Phase, wenngleich eine relativ lange? Was kann ich tun? Lange halte ich es so nicht mehr aus! Vielen Dank im Voraus.


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe cisidae, ein so kleines Baby will durchschnittlich zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an die Brust. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und Abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster Phasen. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Ob Ihr Kind ausreichend Milch bekommt, können Sie bei einem vollgestillten Baby an den folgenden Anzeichen erkennen: • mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass „nass" ist, können Sie sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). • in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) • eine Gewichtszunahme entsprechende den Angaben der WHO Child Growth Standards WHO Multicentre Growth Referencs Study Group, 2006, d.h. im Durchschnitt: • 1. bis 3. Monat: 200 400 g/Woche, mind. 150 g/Woche • 4. Monat: 110 160 g/Woche • 5. Monat. 400 500 g/Monat • 6. Monat: 350 500 g/Monat • eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, • Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs • ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Solange diese Kriterien erfüllt sind, dürfte alles in Ordnung sein. Sollte das Baby nicht ausreichend zunehmen wäre das ein sehr deutlicher Hinweis auf ein Saug und/oder Anlegeproblem. Deshalb ist es dann dringend angesagt, dass das Saugverhalten des Kindes kontrolliert und gegebenenfalls korrigiert wird. Wo schläft Ihr Baby denn? Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Als stillende Mutter haben Sie den ungeheuren Vorteil, dass Sie Ihr Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten können, ohne dass Sie richtig wach werden und aufstehen müssen. Genießen Sie dieses Privileg, sich einfach nur umdrehen zu müssen und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen können. Spannen Sie auch Ihren Partner (wenn Sie einen haben) ein. Väter können sehr wohl auch einen Teil der Kinderbetreuung übernehmen. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. Haben Sie ein wenig Geduld mit sich und Ihrem Kind und versuchen Sie sich den Alltag so einfach wie möglich zu machen, damit Sie genügend Ruhe für sich bekommen. Es kommen auch wieder einfachere Zeiten. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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