Frage: Essprobleme

Hallo, unsere Emma ist nun 13 Monate alt wiegt nur 7650g und ißt sehr wenig, sie wird vorwiegend noch gestillt. Sie ißt nur selbst, hat sich noch nie füttern lassen und möchte nach jeder Mahlzeit noch an die Brust, was mich langsam etwas nervt und mich auch völlig auslaugt. Gibt es irgendwelche Tipps, diese Situation zu ändern? Gruß Tanja mit Emma

Mitglied inaktiv - 18.02.2002, 21:04



Antwort auf: Essprobleme

? Liebe Tanja, wohl jede Frau, die etwas länger stillt, kennt das Gefühl stillmüde zu sein. Bei manchen Frauen führt dies zum Abstillen, andere hingegen überwinden diese „Krise" und stillen dann noch lange mit erneuter Freude weiter. Was Sie müde macht und auslaugt ist jedoch nicht das Stillen, sondern die Tatsache, dass Sie Mutter sind. Mutter sein ist ein 24 Stunden Job, sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr, ohne Urlaubsanspruch. Diese Arbeit ist anstrengend, auch wenn nicht gestillt wird. Im Gegenteil, durch das Stillen bekommt die Frau oft die Gelegenheit, sich auch am Tage einmal hinzulegen oder zumindest sich hinzusetzen, die Füße hoch zu legen und ein paar ruhige Minuten mit dem Kind zu verbringen. Es gibt kein Patentrezept in dieser Situation. Vielleicht ist für Sie das vollständige Abstillen eine Lösung, vielleicht das punktuelle Abstillen und möglicherweise ist ein ganz anderer Weg, der keine Einschränkung des Stillens mit einschließt für Sie das Richtige. Versuchen Sie einmal einen ruhigen Moment zu finden (vielleicht bei einem Spaziergang ohne Kind) und überlegen Sie sich, was IHNEN jetzt wichtig ist und was IHRER Meinung nach jetzt helfen würde, damit Sie sich nicht mehr benutzt und genervt fühlen. Ihre Gefühle sind wichtig und deshalb müssen Sie zuerst einmal Ihre Gefühle sortieren. Als nächsten Schritt denken Sie dann darüber nach, was Sie ändern möchten und wie Sie dabei vorgehen wollen. Wenn Sie zu dem Schluss kommen, dass Sie abstillen wollen, dann helfen Ihnen möglicherweise die folgenden Tipps weiter: Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat heißt „biete nicht an, lehne nicht ab". Das bedeutet, dass Sie Ihrem Kind die Brust nicht von sich aus anbieten, aber auch nicht ablehnen, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt. Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, Ihre Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Sie müssen die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass Sie viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmen, die Ihrem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern. Es kann auch ablenkend wirken, wenn Sie Ihr übliches Verhalten in bestimmten Situationen verändern. Wenn Sie zum Beispiel sitzen bleiben anstatt sich hinzulegen, wenn Sie Ihr Kind zum einschlafen bringen. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug. Manchmal ist es sinnvoll, wenn der Vater das abendliche Zubettbringen übernimmt. Manchmal bringt es das Abstillen auch weiter, wenn Sie das Stillen immer dann, wenn Ihr Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschieben. Das können Sie flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen. Sie können auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Sie können Ihr Kind eine kleine Weile anlegen und ihn dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten. Außerdem möchte ich Ihnen das Buch „Wir stillen noch - über das Leben mit gestillten Kleinkindern" von Norma J. Bumgarner empfehlen. Das Buch ist im Buchhandel, bei der La Leche Liga und bei jeder LLL-Stillberaterin (auch bei uns) erhältlich. Ihre Tochter muss ihren Milchbedarf nicht zwingend mit Milch aus dem Becher decken und mit einem Jahr auch nicht mehr unbedingt an die Flasche gewöhnt werden. Sie können Ihrem Kind auch Käse, Milchbrei, Joghurt usw. anbieten, es muss keine flüssige Milch sein. Viele Kinder hassen es gefüttert zu werden und wollen selbst essen. Dagegen ist ja auch nichts einzuwenden, denn schließlich lässt sich sehr viel an fingergerechter Nahrung anbieten und außerdem hat es den Vorteil, dass diese Kinder in aller Regel sehr bald sehr gut selbst mit Besteck umgehen können und so problemlos am Familientisch mitessen können. Zum Schluss noch etwas, was unter Umständen paradox klingt: einige Kinder stillen sich von alleine ab, sobald ihre Mutter die Abstillbemühungen aufgibt. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 19.02.2002