Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Ernährung + Stillabstände

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Ernährung + Stillabstände

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Hallo Biggi! Ich komme gleich mit zwei Fragen! Ich stille voll und da ich im Moment eigentlich gar nicht zum kochen komme, habe ich Angst mich schlecht zu ernähren (des öfteren Pommes, Pizza und co). Außerdem esse ich kein Fleisch und keinen Fisch. Ich nehme zwar einige Präparate, die ich schon in der SS vom Arzt aus nehmen sollte (Centrum materna, L-carnitin, Omega-3-fettsäuren), frage mich aber, ob ich meinem Baby (7 Wochen) vielleicht schaden könnte. Meine Verwandten sagen mir immer, meine Milch sei nicht nahrhaft genug für meinen Sohn, deshalb meine Sorge. Nun die zweite Frage. Das stillen hat bei mir bis letzte Woche sehr schlecht geklappt, weil mein Sohn sich ständig verschluckt hat. Seit ich aber im liegen stille, klappt es jetzt wunderbar. Allerdings meldet er sich sehr oft. Ich haben gelesen, das Abstände von 3-4 Stunden normal sind. Er will aber alle 1 1/2 - 2 1/2 Stunden (von Beginn zu Beginn gerechnet). Manchmal trinkt er dann 20 Minuten, manchmal aber auch nur 5-7 minuten. Zunehmen tut er eigentlich ganz gut. Ist das dann in Ordnung, auch wenn die Abstände so kurz sind? Jetzt bei dem heißen Wetter ist es manchmal sogar nur eine Stunde! Ich sage schon mal vielen (!) Dank für die Antwort!!! Liebe Grüße, Nina


Biggi Welter

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? Liebe Nina, das ist ein ganz normales Stillverhalten für ein Baby und hat überhaupt nichts damit zu tun, dass die Milch nicht ausreichen würde oder gar „nicht mehr nahrhaft genug“ sei. Es gibt ohnehin keine „zu dünne“ oder „nicht nahrhafte“ Muttermilch. Stillabstände von drei bis vier Stunden sind in diesem Alter absolut NICHT zu erwarten. So kleine Babys wollen durchschnittlich zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an die Brust. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster-Phasen. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das Beste ist, die Uhr überhaupt zu vergessen und das Baby immer dann anzulegen, wenn es nach der Brust verlangt und es solange trinken zu lassen, wie es selbst möchte. Dieses „Stillen nach Bedarf" wird von allen Stillexperten einhellig empfohlen und hat sich eindeutig bewährt. Stillen nach der Uhr kann in manchen Fällen funktionieren, doch es kann genau so gut auch zu einem Rückgang der Milchmenge und allen daraus resultierenden Stillproblemen führen. Obwohl sich Frauen in verschiedenen Ländern und unterschiedlichen Kulturen sehr unterschiedlich ernähren gibt es so gut wie keine Unterschiede in der Zusammensetzung der Muttermilch. Es ist sehr schwierig bis unmöglich, die Milchzusammensetzung deutlich über die Ernährung zu beeinflussen. Dies mag ein Schachzug der Natur sein, um das Überleben des Babys zu sichern. Ernährt sich eine Mutter nicht gut, so geht dies zunächst nicht zu Lasten der Qualität der Muttermilch, sondern zu Lasten der Mutter. Erst wenn die Reserven der Mutter erschöpft sind (zum Beispiel bei schwer unterernährten Frauen in Hungergebieten), kommt es zu Veränderungen der Muttermilch, die jedoch weniger die Qualität als die Quantität betreffen. Eine Ausnahme von dieser Regel sind allerdings Frauen, die sich streng vegan oder makrobiotisch ernähren. Hier kann es zu einem Vitamin-B-Mangel kommen und deshalb müssen Frauen, die einer solchen Ernährungsweise anhängen, unbedingt mit ihrer Ärztin/Arzt darüber sprechen, wie die Vitamins-B-Versorgung des Kindes sichergestellt werden kann. Das Verschlucken könnte an einen starken Milchspendereflex liegen, mit dem das Kind nicht zurecht kommt. Falls es an einem starken Milchspendereflex liegt, kannst Du die folgenden Tipps ausprobieren: Nimm das Baby von der Brust sobald die Milch zu fließen beginnt (leg Dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin und vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und stille erst nach ein bis zwei Minuten weiter, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das `Berg-auf-StillenA. Dazu hältst Du Dein Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Deine Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnst Du Dich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützt Du Dein Baby von unten mit zwei Kissen in Deinem Schoß und lehnst Dich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind: - erhöhe die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch in den Milchseen und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Du die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößerst , verschlimmert sich das Problem noch weiter. - biete nur eine Brust pro Mahlzeit an. Diese Vorgehensweise kann durchaus hilfreich sein, obwohl es nicht zu dem passt, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn dein Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Du ihm mehrere Male diesselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbietest, bevor Du die Seite wechselst. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, solltest Du gerade soviel Milch ausstreichen, dass Du dich wohlfühlst, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. - stille dein Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. - versuche verschiedene Stillpositionen (auch das oben beschriebene Berg-auf-Stillen) Eventuell kann dein Baby auch schon an deiner Brust trinken während es auf deinem Bauch liegt. So könntest Du dann im Liegen stillen und das Baby anschließend auf deinem Bauch einschlafen lassen.) - lass das Baby oft aufstoßen. - vermeide den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird. In jedem Fall ist es günstig, dass Du dich einmal direkt an eine Kollegin vor Ort wendest, die dich und dein Kind sehen kann. Ich suche dir gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus, wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst. LLLiebe Grüße Biggi


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