Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Einschlafen in anderem Zimmer -ein Problem?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Einschlafen in anderem Zimmer -ein Problem?

Mitglied inaktiv

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Hallo! Mein Sohn ist jetzt fast 5 Monate alt, seit ein paar Tagen probiert er mittags ein paar Löfferl Karottenbrei, ansonsten wird er voll gestillt, auch am Abend schläft er nur an der Brust ein. Im Schnitt meldet er sich alle 2-3 Stunden wieder und möchte trinken. Mittlerweile weiß ich, dass das normal ist. Nur: Kann der unruhige Schlaf auch damit zusammenhängen, dass er nicht in demselben Umfeld einschläft, wo er dann wieder aufwacht? Mir ist es allerdings zu fad, mich ca. 1 Std. im Schlafzimmer zu verschanzen, bis er schläft. da bleib ich lieber im Wohnzimmer bei meinem Mann und schau in den Fernseher. Hab ich die falsche Einstellung?


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Liebe Monika, das ist ein Punkt, der viele Diskussionen auslöst und bei Mutter und Kind zu vielen Tränen führen kann: Das Kind soll "wach" ins Bett gelegt werden und wenn es an der Brust oder im Körperkontakt mit der Mutter einschläft, dann ist dies eine (schlechte) Angewohnheit.. Wenn wir uns die Geschichte der Menschheit anschauen, dann wissen wir, dass es sich ein Urmensch und auch heute noch Menschen, die nicht so komfortabel wie wir in einem fest gemauerten Haus in "zivilisierter" Umgebung wohnen, nie leisten konnten und könnten, ihr Kind einfach "wach" irgendwo hinzulegen, damit es alleine schläft. Das Risiko, dann innerhalb von kürzester Zeit den Verlust eines Kindes betrauern zu müssen ist da viel zu groß. Der Punkt ist der, dass Babys und Kleinkinder ganz gleich was alle diesen Bücher und Hochglanzbroschüren sagen nicht dazu gedacht sind, alleine (ein)zuschlafen. Für ein Baby ist es absolut normal, dass es in den Armen und an der Brust der Mutter einschläft. "Emanzipierte" Babys sind in der Evolution noch nicht vorgesehen und da unsere Kinder mit der gleichen genetischen Ausstattung auf die Welt kommen, wie in grauer Vorzeit, funktioniert nicht alles sofort so, wie es in unsere moderne Welt passen würde. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist das Stillen und gemeinsame Schlafen eine bewährte Methode Kinder glücklich, gesund und zufrieden aufwachsen zu lassen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses "natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit "Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Alleine sein bedeutet für ein Baby oder Kleinkind aus seiner Sicht Lebensgefahr. Sie wissen nicht, dass es heute und in unserer Gesellschaft unwahrscheinlich ist, dass sie von einem wilden Tier gefressen werden, wenn sie alleine sind. Wir können einfach nicht erwarten, dass unsere Babys "begreifen" dass ihnen doch alleine nichts passieren kann und wir können sie auch nicht dazu bringen, dass sie in diesem jungen Alter ein Gefühl dafür entwickeln, dass es doch "nur fünf Minuten" oder welche Zeitspanne auch immer ist, die sie warten müssen bis wieder jemand kommt. Dein Kind braucht deine Nähe und wahrscheinlich auch das geborgene Gefühl an der Brust. Das ist sicher nicht immer einfach für die Mutter, die auch mal gerne was anderes tun würde, aber letztlich kostet es nicht mehr Nerven und Zeit, als sich ständig neue Methoden auszudenken und das Baby weinen zu lassen. Sobald das Kind die nötige Reife hat, wird es von selbst alleine (ein)schlafen. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin erhältlich ist. Dr. Sears ist nicht nur Kinderarzt, sondern auch achtfacher Vater und aus seinen Büchern spricht nicht die graue Theorie, sondern auch eine ganze Menge Lebenserfahrung im Zusammenleben mit Kindern. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Wäre es sinnvoll, dem Baby ein anderes Einschlafritual anzugewöhnen? Könnte auch sein mehrmaliges Aufwachen in der Nacht damit zusammenhängen, dass er nicht in seinem Bett einschläft? Ich bin nämlich momentan ratlos, wie ich meinem Sohn und mir die Nächte angenehmer (und mit mehr Schlaf!) gestalten könnte. lg Monika


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Liebe Monika, nein, dein Kind ist einfach noch nicht rfeif, dass es durchschläft. Die Fähigkeit längere Zeit am Stück schlafen zu können, hängt von der Reife des Kindes ab. Einige Kinder sind dazu früher in der Lage, andere später (genau wie beim Krabbeln, Laufen, Sprechen usw.auch). Mit den zur Zeit sehr verbreiteten Schlaftrainingsprogrammen ist es in manchen Fällen zwar möglich ein bestimmtes Schlafverhalten anzudressieren, aber es ist nicht wirklich geklärt, ob diese Programme langfristig unschädlich sind. Ohnehin wird von dem ursprünglichen "Erfinder" Prof. Ferber davon abgeraten, sein Schlaftrainingsprogramm vor dem ersten Geburtstag anzuwenden, weil, wie er selbst in einem Interview gesagt hat "gemäß seinem Verständnis der medizinischen und wissenschaftlichen Forschung eine Anwendung seiner Methode bei Kindern, die jünger als 12 Monate sind, mit allen möglichen Problemen verbunden ist". Bei vielen Kindern funktionieren diese Schlaftrainingsprogramme auch nicht oder nur vorübergehend und anschließend sind die Schlafprobleme noch größer. Jedes Kind ist eine eigene Persönlichkeit und braucht daher seine eigene Form, wie die Eltern/Mutter mit ihm umgehen, Patentrezepte nach dem Motto "jedes Kind kann" gibt es nicht. Tatsache ist, dass Babys etwa in der Mitte des ersten Lebensjahres sehr häufig beginnen (wieder) häufiger in der Nacht aufzuwachen und die Ursachen dafür sehr vielfältig sein können und sehr viel seltener auf Hunger zurückzuführen sind als meist angenommen. Babys beginnen ihre Umwelt bewusst wahrzunehmen und müssen ihre aufregenden Erlebnisse des Tages (die uns vielleicht gar nicht aufregend vorkommen) verarbeiten, Babys zahnen und das ist nachts schlimmer als tagsüber, wenn es Ablenkung gibt, Babys haben häufig mit etwa einem halben Jahr zum ersten Mal eine Erkältung .... die Liste lässt sich noch lange fortführen. So schwer es auch ist einen "Rückschritt" zu akzeptieren und wieder auf den ununterbrochenen Schlaf verzichten zu müssen: es gibt kein Patentrezept, um das Schlafverhalten von Babys und Kleinkindern entsprechend den Vorstellungen von uns Erwachsenen zu optimieren. Wo schläft dein Baby denn? Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten können, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Vielen Dank für deine Tipps! Ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass man nicht als einzige einen schlechten Schläfer hat. Wir haben schon so ziemlich alles ausprobiert, damit er besser (länger) schläft. Wir haben ihn anfangs in sein Zimmer alleine umquartiert, weil wir glaubten, er wird durch uns aufgeweckt, aber das machte mich verrückt, ca. 4-5x in der NAcht in sein Zimmer zumarschieren um ihn zu stillen. Momentan hat mein Mann das Gitterbett so umgebaut, dass es direkt neben meinem Bett steht, damit ich nicht aufstehen muss. Ist momentan eine halbwegs praktische Alternative, da ich es nicht aushalte, wenn er neben mir im Bett liegt, da er teilweise sehr unruhig schläft. lg Monika


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