Danke und ein paar Fragen (leider etwas lang)

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Danke und ein paar Fragen (leider etwas lang)

Hallo Biggi! Ich muss dir erst einmal sagen, wie froh ich bin, dass es diese Stillberatung hier gibt. Ich glaube, wenn ich hier nicht schon öfters nachgelesen hätte, würde ich heute nicht mehr stillen, da mich in meinem Bekanntenkreis eigentlich niemand unterstützt und alle nur immer Mitleid mit meiner Tochter Claudia haben, die doch schon alt genug ist um etwas "richtiges" zu essen. Jetzt meine Frage. Claudia ist 22 Wochen alt und wir hatten bisher eine sehr harmonische Stillbeziehung. Sie kommt alle 3-4 Stunden und schlief bis vor 2 Wochen in der Nacht 12 Stunden durch. Sie war immer eine schnelle Trinkerin und hatte nach 10min genug. Leider ist es jetzt nicht mehr so. Sie trinkt seit 2 Wochen nur noch ca. 2-3Minuten pro Mahlzeit und da macht sie meistens nur 2Trinkzüge, dann lässt sie die Brust los und schreit kurz, dann macht sie wieder 2 Züge, lässt los und schreit wieder 1mal kurz, wieder 2 Züge... Durch gutes Zureden kann ich die Schreiphase jedoch kurz halten. Jetzt fängt sie auch noch an an den Kopf während des Trinkens auf die Seite zu drehen, was leider ziemlich Schmerzhaft für mich ist. Nach dem Stillen ist sie jetzt immer ganz aufgebracht und lässt sich (leider) nur noch mit dem Schnuller beruhigen. In der Nacht wacht sie inzwischen auch mehrmals auf und verlangt nach der Brust. Meist darf ich nach dem Stillen noch 2-3mal aufstehen und ihr den Schnuller wieder in den Mund stecken. Langsam bin ich mit meinem Latein am Ende, meine Nerven liegen ziemlich blank. Hat sie einen Wachstumsschub, oder sind es vielleicht die Zähne (sie sabbert etwas, ich sehe aber noch keine Zähnchen durchschimmern), leidet sie an einer Saugverwirrung (sie bekommt ganz selten etwas Tee aus dem Fläschen) oder signalisiert sie mir so, dass ich anfangen soll Beikost zu geben (Sie kann noch nicht sitzen)??? Ich hoffe, dass du uns einen Tipp geben kannst, damit unsere Stillbeziehung wieder harmonischer wird. Liebe Grüße Karin

Mitglied inaktiv - 19.02.2002, 22:02



Antwort auf: Danke und ein paar Fragen (leider etwas lang)

? Liebe Karin, es freut mich, dass dir das Forum hilft. So wie Du dein Kind beschreibst, verhält es sich typisch für einen junge Dame in diesem Alter. Babys in diesem Alter sind oft sehr leicht ablenkbar. Alles ist interessanter als das Stillen. Jedes Geräusch, jeder vorbeihuschende Schatten muss erforscht werden. Versuch doch einmal, ob es euch besser geht beim Stillen, wenn Du dich mit deinem Kind zum Stillen in eine ruhige, „langweilige" vielleicht auch abgedunkelte Umgebung zurückziehst. Allerdings ist eine zusätzliche Saugverwirrung nicht komplett auszuschließen, vor allem dann nicht, wenn ihr den Schnuller sehr häufig einsetzt. Versuche doch einmal zum einen wirklich bewusst eine einigermaßen ruhige Umgebung zu schaffen und die Tage einigermaßen gleichmäßig ablaufen zu lassen und zum anderen bei Beruhigen deiner Tochter auf den Schnuller zu verzichten. Der Schnuller ist nicht die einzige Möglichkeit, ein aufgebrachtes oder sonstwie unruhiges Kind zu beruhigen, es gibt auch Alternativen. Du (bzw. dein Mann) kannst dein Kind tragen. Durch das Tragen wird das Bedürfnis des Kindes nach Körperkontakt, Geborgenheit, Wärme und Nähe gestillt und mit einem gut gebundenen Tragetuch hast Du mindestens eine Hand frei, um andere Dinge zu tun. Das Kind kann gebündelt werden. Das Bündeln gibt dem Baby das Gefühl von Geborgenheit und lässt es seinen Körper und seine Grenzen spüren. Das Gefühl von Begrenzung hilft dem Kind sich sicher zu fühlen. Ihr könnt ein Nest bauen. Auch hier ist die Begrenzung der springende Punkt, der dem Kind Geborgenheit vermittelt. Massage, eine warmes Bad oder auch ein warmes Körnerkissen können beruhigend wirken. Schaukelbewegungen (Wiege, Hängematte, Schaukelstuhl, mit Tragetuch spazieren gehen, Kinderwagen), monotone Geräusche (Staubsaugen, Auto fahren), beruhigende Musik, Singen und Tanzen mit dem Baby und auch der Schutz vor Überreizung (viele Besucher, Fernseher) helfen einem Kind sich zu beruhigen. Als Saugersatz bietet sich ein Finger (von Kind oder Vater oder Mutter) oder eventuell auch ein Lutschetuch an. Sicher ist es nicht immer der leichteste Weg, wenn die üblichen „ausgetretenen" Pfade verlassen werden, aber ich denke, es lohnt sich, andere Alternativen zu versuchen. Vorsichtshalber solltest Du dein Kind noch von der Kinderärztin/arzt anschauen lassen. Nicht dass wir hier alle möglichen Strategien überlegen und gleichzeitig fehlt deinem Kind etwas. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 20.02.2002