Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Brust als einschlafhilfe/ Abstillen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Brust als einschlafhilfe/ Abstillen

jess1710

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Mein Sohn Lucas ist 14 Monate alt. Seit er drei Monate alt ist verweigert er sämtliche schnuller. Ich habe damals angefangen ihm zum Schlafen die Brust zu geben. Seit ca. 2 Monaten versuche ich ihn jetzt allerdings abzustillen weil er die Brust nur noch als Einschlafhilfe braucht. Er wacht Nachts etwa alle zwei bis drei Stunden auf und lässt sich nur an der Brust wieder zum einschlafen bewegen. Das ist allerdings immer wieder ein Problem. Ich kann nicht aus dem Haus wenn er Nachts schläft weil er sich von meinem Freund nicht wieder beruhigen lässt und dann schreit bis ich wieder da bin. Jetzt steht z.B. wieder ein Elternabend in der Schule meines größeren Sohnes an. Ich werde ihn wohl wieder vorzeitig verlassen müssen. Auch bin ich vor der Schwangerschaft einmal die Woche ins Aerobic gegangen. Das würde ich gerne auch wieder anfangen. Allerdings muss dazu eine andere Einschlafsituation her. Alle versuche sind bisher allerdings gescheitert. Das Buch " Einschlafen statt schreien" von Elizabeth Pantley habe ich mir auf anraten von meiner ehemaligen Hebamme gekauft und es über mehrere Wochen umgesetzt. Leider bin ich kein stück weiter gekommen. Für mich ist die Situation so wie sie ist allerdings nicht mehr tragbar. Ich fühl mich immer unwohler. Ich habe keine Ansätze mehr und brauche Hilfe von jemandem der sich damit auskennt. Deswegen wollte ich fragen ob ihr vielleicht eine Idee habt wie ich ihn dazu bekomme ohne mich aber vor allem ohne Brust einzuschlafen. Viele liebe Grüße Jess


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Liebe Jess, dein Kind ist gerade erst 14 Monate alt und wenn all die Tipps von Pantley nicht helfen, denke ich, dass dein Kind einfach noch nicht reif genug ist, um ohne die Brust einschlafen zu können. Hast du gewusst dass ein junger Elefant eingeht, wenn er in den ersten 2 Lebensjahren nicht die PERMANENTE Anwesenheit seines Hauptbezugs"tieres" hat (kann auch ein Mensch sein...). Wenn ein Elefantenbaby zum Waisenkind wird bekommt es im Zoo selbstverständlich einen Pfleger zur Seite gestellt, der Tag und Nacht Hautkontakt bietet. Kein Mensch würde die Notwendigkeit dafür in Frage stellen. Nur mit unseren eigenen Babys, die viel unreifer geboren werden, erwarten wir so viel mehr. Das ist ein Punkt, der viele Diskussionen auslöst und bei Mutter und Kind zu vielen Tränen führen kann: Das Kind soll "wach" ins Bett gelegt werden und alleine einschlafen können (was eine enorme neurologische Leistung darstellt). Wenn es aber nur an der Brust oder im Körperkontakt mit der Mutter einschlafen kann, dann verurteilen wir dies als schlechte oder gar schädliche Angewohnheit... Wenn wir uns die Geschichte der Menschheit anschauen, dann wissen wir, dass es sich ein Urmensch und auch heute noch Menschen, die nicht so komfortabel wie wir in einem fest gemauerten Haus in "zivilisierter" Umgebung wohnen, nie leisten konnten und könnten, ihr Kind einfach "wach" irgendwo hinzulegen, damit es alleine schläft. Das Risiko, dann innerhalb von kürzester Zeit den Verlust eines Kindes betrauern zu müssen ist da viel zu groß. Der Punkt ist der, dass Babys und Kleinkinder ganz gleich was alle diesen Bücher und Hochglanzbroschüren sagen nicht dazu gedacht sind, alleine (ein)zuschlafen. Für ein Baby ist es absolut normal, dass es in den Armen und an der Brust der Mutter einschläft. "Emanzipierte" Babys sind in der Evolution noch nicht vorgesehen und da unsere Kinder mit der gleichen genetischen Ausstattung auf die Welt kommen, wie in grauer Vorzeit, funktioniert nicht alles sofort so, wie es in unsere moderne Welt passen würde. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist das Stillen und gemeinsame Schlafen eine bewährte Methode Kinder glücklich, gesund und zufrieden aufwachsen zu lassen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses "natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit "Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Alleine sein bedeutet für ein Baby oder Kleinkind aus seiner Sicht Lebensgefahr. Sie wissen nicht, dass es heute und in unserer Gesellschaft unwahrscheinlich ist, dass sie von einem wilden Tier gefressen werden, wenn sie alleine sind. Wir können einfach nicht erwarten, dass unsere Babys "begreifen" dass ihnen doch alleine nichts passieren kann und wir können sie auch nicht dazu bringen, dass sie in diesem jungen Alter ein Gefühl dafür entwickeln, dass es doch "nur fünf Minuten" oder welche Zeitspanne auch immer ist, die sie warten müssen bis wieder jemand kommt. Also: Das Einschlafen an der Brust ist nicht wirklich ein Problem, denn es entspricht der Natur der Kinder, die genau dort die Ruhe, Geborgenheit und Zuversicht finden (mal ganz abgesehen von der wertvollen Muttermilch), die es ihnen ermöglicht, sich dem Schlaf hinzugeben. Kleine Kinder haben es sehr schwer, einzuschlafen, das hängt mit ihrem unreifen Nervensystem zusammen und wird ganz von allein, sobald sie reif genug dafür sind, sich auflösen! Sollte es nun für dich trotzdem wichtig sein, dass dein Kind ohne dich in den Schlaf finden kann, dann ist es selbstverständlich akzeptabel, nach Alternativen zu schauen. Papa kann eine solche Alternative sein, denn vermutlich ist er nach dir die Hauptbindungsperson für dein Kind und somit gut geeignet, es zu beruhigen. Wenn Du nicht oft weg bist, könnte er evtl. mit dem Kind spazieren gehen, bis es eingeschlafen ist oder aber er trägt es, bis es schlafen kann. Es tut mir leid, dass ich dir keine anderen Tipps geben kann. LLLiebe Grüße, Biggi


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