Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Baby trinkt fast pausenlos und schläft wenig

Frage: Baby trinkt fast pausenlos und schläft wenig

evh

Beitrag melden

Liebe Stillberaterinnen, meine Tochter ist vier Wochen alt und war bei ihrer Geburt recht zierlich (2700 g), sie hat inzwischen fast ein Kilo zugelegt und wird ausschließlich gestillt (ich benutze Contact Brusthütchen). Ich hatte bisher auch genug Milch. Nun ist es so, dass sie fast den ganzen Tag an die Brust will und tagsüber meist gar nicht mehr schläft. Stillpausen gibt es kaum noch. Manchmal schläft sie kurz an der Brust ein, wacht dann auf, weint, möchte sofort wieder an die Brust. Heute ist mir das erste Mal fast die Milch "ausgegangen", worauf sie nat. etwas ungeduldig wurde. Auch abends ist es manchmal schwierig, sie zum Schlafen zu bekommen. Die Brust ist immer das Mittel der Wahl, wenn es darum geht sie zu beruhigen oder schlafen zu legen. Ich muss hinzufügen, dass wir in Südamerika leben und es im hiesigen Sommer gerade sehr heiss ist (um die 30 Grad, hohe Luftfeuchtigkeit), was sicherlich auch eine Rolle spielt. Der Kinderarzt hat uns zusätzlich Tee empfohlen (Kümmel, Anis, Fenchel), von dem sie jedoch kaum trinkt. Zum Teil leidet sie auch ziemlich unter Koliken. Vielleicht lege ich sie auch zu oft an, dies ist jedoch meist das einzige, was sie beruhigen kann. In ihrem Bettchen ablegen lässt sie sich fast gar nicht mehr. Ich bin ein wenig ratlos und geschafft ob des fast pausenlosen Trinkens und der wenigen Ruhe-/Schlafphasen meiner Tochter. Haben Sie vielleicht einen Rat für mich? Herzlichen Dank im Voraus für Ihre Mühe!


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe evh, das von Ihnen beschriebene Verhalten entspricht schon fast "lehrbuchmäßig" dem eines wenige Tage oder Wochen alten Babys, das eben nicht zehn bis 15 Minuten an der Brust trinkt und danach zufrieden einschläft (Baby, die sich so verhalten, sind so schwierig zu finden, wie eine Nadel im Heuhaufen). Babys haben ein über das reine Ernährungssaugen hinausgehendes Saugbedürfnis und diesem "non nutritiven" Saugen kommt eine sehr große Bedeutung zu. Nun werden viele Menschen sagen: "Dafür gibt es ja einen Schnuller". Doch das ist eine sehr zweifelhafte Antwort. Der Schnuller ist eine Brustattrappe und von der Natur ist vorgesehen, dass das non nutritive Saugen an der Brust stattfindet. Wird der Schnuller eingesetzt, kann es nicht nur zu Saugproblemen kommen, er kann auch dazu führen, dass das Kind zu wenig Zeit an der Brust verbringt, so dass die Brust nicht ausreichend stimuliert wird und das Kind nicht die Milch bekommt, die es braucht. Der Gebrauch des Schnullers ist sehr kritisch zu sehen. Die anderen Nebeneffekte, wie häufiges Aufstehen der Mutter, weil das Kind den Schnuller verliert, sind natürlich auch nicht gerade angenehm. Sie können sich und Ihrem Baby das Leben sehr viel einfacher machen, wenn Sie sich auf Ihr Kind einlassen. Die oben erklärten Zusammenhänge machen es Ihnen möglicherweise einfacher, dem Bedürfnis des Kindes entgegenzukommen, zumal es erwiesen ist, dass es sich langfristig auszahlt, diese Bedürfnisse jetzt zu stillen. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Ein Wachstumsschub ist mit etwa vier Wochen zu erwarten. Dazu kommt: Menschenbabys sind Traglinge, die den Kontakt zur Mutter brauchen. Es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass sie alleine sind und auch nicht, dass sie alleine schlafen. Das widerspricht dem Bild vom süß in der Wiege schlummernden Baby, das fast alle Frauen (zumindest beim ersten Baby) haben. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn Ihr Kind nicht pausenlos schlafen will und ständigen Körperkontakt sucht. Außerdem schlafen die meisten Babys sehr viel weniger als es von den Eltern angenommen wird. Babys sind soziale Wesen, die die Welt, in die sie hineingeboren wurden erkunden und kennenlernen wollen und das geht nicht im Schlaf. Lassen Sie Ihr Kind an Ihrem Leben teilnehmen. Es gibt auch noch weitere Gründe, warum Ihr Kind aufwacht, sobald Sie es hinlegen. Es wird einfach deshalb wach, weil es durch die Lageveränderung von senkrecht zu waagerecht geweckt wird. Eine solche Lageveränderung reizt das Gleichgewichtsorgan im Ohr und kann dazu führen, dass das Baby aufwacht. Wenn ein Baby liegend (an der Brust) einschläft und liegen bleiben kann, die Lageveränderung also wegfällt, sind die Chancen, dass es weiterschläft erheblich besser. Das gemeinsame Schlafen hat eine ganze Reihe von Vorteilen und verhilft der Mutter zu mehr Schlaf. Möglicherweise wird Ihr Kind auch wach, weil das Bett kälter ist als der Körper von Mutter oder Vater. Diese Temperaturunterschiede können ebenfalls zum Aufwachen führen. Hier hilft es, das Baby in eine Decke zu wickeln und in die Decke eingewickelt hinzulegen. Auch der Kopf sollte in der Decke liegen. Der Alltag mit einem Baby kann manchmal sehr anstrengend sein und wohl jede Mutter kennt das Gefühl, dass alles zuviel ist und sie am liebsten weglaufen würde. Ein gesundes, voll gestilltes Kind braucht keinen Tee (und wenn es welchen bekommt, dann ist es nicht mehr voll gestillt). Tee ist ein Arzneimittel und ein gesundes Kind braucht keine Medikamente. Tee kann nicht nur unerwartete Nebenwirkungen mit sich bringen (da Tees nun einmal eine Arzneiwirkung haben, haben sie auch Nebenwirkungen), sondern auch zu Problemen wie Gedeihstörungen (das Baby erhält eine kalorienarme oder kalorienfreie Flüssigkeit, die den Magen füllt und so verhindern kann, dass es oft genug an der Brust trinkt) oder auch Saugverwirrung (wenn der Tee mit der Flasche gegeben wird) führen und sogar das Abstillen einleiten. Alle Flüssigkeit, die ein voll gestilltes Baby braucht, bekommt es an der Brust (auch bei heißem Wetter, Beduinenfrauen geben auch weder Tee noch Wasser). Eine Studie in den Tropen ergab sogar, dass vollgestillte Kinder mehr Flüssigkeit aufnahmen als die Kinder, die zusätzliche Flüssigkeit bekamen (Sachdev, Krishna, Puri et al., 1991). Zur eingehenderen Information hänge ich Ihnen den Artikel einer Kollegin an. Nur Mut, Babys bleiben nicht immer so klein und anstrengend, es wird mit zunehmendem Alter immer leichter und auch Sie bekommen mehr Routine im Alltag mit Kind. LLLiebe Grüße Biggi Welter Ist zusätzliche Flüssigkeit für gesunde, voll gestillte Babys notwendig? Von Denise Both, IBCLC Immer wieder wird stillenden Müttern gesagt, dass Muttermilch alleine für ihr Kind nicht ausreichend sei und sie unbedingt Tee oder Wasser zugeben müssten. Die für diese Empfehlung angeführten Gründe sind vielfältig, stehen jedoch im Widerspruch zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Empfehlungen zur Stillförderung, die UNICEF und WHO im Rahmen ihrer Initiative "Stillfreundliches Krankenhaus" veröffentlicht haben. Zusätzliche Gaben von Tee, Glukoselösung oder Wasser sind bei einem voll ausgetragenen, gesunden Baby, das ausschliesslich mit Muttermilch ernährt wird, nicht notwendig und können den Stillerfolg erheblich gefährden. Auch wenn unter unseren westlichen Verhältnissen nicht zu erwarten ist, dass das Kind durch verunreinigtes Wasser Schaden nimmt, so können sich zusätzliche Flüssigkeitsgaben bei einen Neugeborenen auf andere Weise auswirken. Zusätzlich gegebene Flüssigkeit füllt den Magen des Babys und verringert so sein Interesse am Gestilltwerden. Ein Baby, dessen Magen mit Tee gefüllt ist, erhält nicht genügend Kalorien. Tee und Glukoselösungen wirken sich störend auf das Stillen aus. Babys, die derartige Flüssigkeiten erhalten, neigen dazu, mehr an Gewicht zu verlieren als Babys, die ausschliesslich gestillt werden. Zusätzlich verabreichter Tee (oder Glukoselösung) trägt zur physiologischen Neugeborenengelbsucht bei. Untersuchungen haben ergeben, dass die Bilirubinwerte eines Babys um so höher liegen, je mehr Tee es in den ersten Lebenstagen erhalten hat. Das Mekonium (erster Stuhlgang) ist sehr bilirubinreich. Kolostrum hat eine abführende Wirkung und hilft dem Baby bei einer beschleunigten Ausscheidung des Mekoniums. Dadurch wird der Bilirubinwert niedrig gehalten. Zusätzlich gegebener Tee hingegen regt nicht zu Darmbewegungen an, verursacht eine Rückabsorption des Bilirubins in den Körper des Babys und trägt somit zur physiologischen Neugeborenengelbsucht bei. Auch während einer Phototherapie bei verstärkter Neugeborenengelbsucht sollte das Kind bevorzugt häufig Muttermilch statt Tee erhalten Wird Flüssigkeit mit einer Flasche gegeben, kann dies zu Stillproblemen, einer Schwächung der Saugfähigkeit oder Ablehnung der Brust führen. Ein Neugeborenes kann auf den Wechsel zwischen Brust und Flasche während der ersten Lebenswochen mit Verwirrung reagieren. Eine Saugverwirrung kann zu gravierenden Stillproblemen führen. Auch bei heissem Wetter ist es nicht notwendig zusätzliche Flüssigkeit zu geben. Muttermilch genügt auch in dieser Situation als vollwertiges Nahrungsmittel und enthält genau das richtige Verhältnis von Flüssigkeit und Nahrung, um Hunger und Durst des Babys zu befriedigen. Wichtig ist jedoch, dass die Mutter das Baby nach Bedarf stillt, was bei heissem Wetter häufiger der Fall sein kann. Quellen: Mohrbacher und Stock: The Breastfeeding Answer Book, 1997 Lauwers und Shinskie: Counseling the Nursing Mother, 1999 Goldberg und Adams: Studie veröffentl. im Arch. Dis. Child, 1983 Sachdev, Krishna, Puri et al.: Zusätzliche Flüssigkeit für voll gestillte Kinder im Sommer in den Tropen, Lancet 1991


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Liebe Biggi, mein Kind 7,5 Monate wird seit der Geburt voll gestillt und hat sich bis dato ganz normal entwickelt (immer 50. Perz.) Seit 1,5 Monaten haben wir mit diversem Gemüsebrei begonnen. Dieser wird leider relativ schlecht angenommen. An guten Tagen rund 40-60g - diese werden brav gegessen, dann fängt das Würgen an. Leider wird seit rund ...

Hallo Mein Sohn ist 20 Wochen alt und zahnt wie verrückt. Seit einigen Tagen trinkt er relativ wenig. Pro Mahlzeit hat er an der Flasche immer 150-180 ml getrunken. Mittlerweile pro Flasche nur noch 100 ml. Osanit, Dentinox oder Beißring helfen leider wenig. Fencheltee trinkt er zwischendurch. Beim trinken, trinkt er 100 ml, wir bäuern und wenn ic ...

Hallo, mein Baby ist 3 Monate alt und bei mir wurde Soor diagnostiziert. Ich habe die Symptome nur auf der rechten Seite und mein Baby zeigt keine Symptome. Wir haben Clotrimazol für meine Brust und ein Mundgel für meinen Kleinen verschrieben bekommen. Es bessert sich jedoch nichts. Nun ist es so, dass mein Kleiner, der ohnehin immer nur von ei ...

Liebes Stillberatungsteam, ich hatte vor kurzem schonmal Fragen gestellt bzgl. unruhigem Trinken und langer nächtlicher Schlafphasen bei meiner Tochter (11 Wochen). Nun ist es seit ein paar Tagen so, dasssie nach der längeren Schlafphase (ca. 8h) aufwacht, aber nur 2 Züge trinkt und wieder einschläft (ich wickele sie vorher und versuche sie ...

Liebe Frau Welter, ich weiß nicht, ob Sie meine Antwort unter Ihrer Antwort sehen, daher nochmal als neue Frage. ich lege die kleine insgesamt über 24 h ca. 8 Mal an, immer wenn sie Hungeranzeichen zeigt. Problem ist, dass sie dann meist nur kurz (max. 5 Min.) trinkt. Die Windel wechsele ich auch ca. 7-8 Mal am Tag. Sie ist immer nass bis auf ...

Hallo liebe Biggi Welter, ich bin so langsam verzweifeln. Mein 2 Monate altes Baby trinkt sehr schlecht und schläft sehr sehr viel seid der 1 Impfung (die am Freitag war). Er ist ein Still/Faschenkind (weil ich leider zu wenig Milch produziere) und bisher hat das auch suuuper geklappt mit beides aber seid Freitag klappt irgendwie garnichts mehr. ...

Hallo, Mein Baby ist 5 wochen alt trinkt in der Nacht alle 4-5 stunden nur für max 5 minuten und spuckt dann innerhalb paar minuten mit dem Bäuerchen zusammen alles raus. Sie fängt dann an zu weinen und möchte wieder an die Brust und fängt dann an extrem hastig und schnell zu trinken und verschluckt sich und hustet. Meistens ist das tagsüber ...

Hallo, mein Sohn ist jetzt 5 Monate alt und seit einiger zeit haben wir Probleme mit dem Stillen. Abends vor dem schlafen gehen und nachts trinkt er super. Meist 10 Minuten und das ca. 4-5 Mal in dee Zeit von 18-8 Uhr. Tagsüber trinkt er wahrscheinlich insgesamt nur noch 15 Minuten. Sobald ich ihn anlege funktioniert es eine Minute und danach reißt ...

Hallo, mein Sohn ist 6 Monate alt und in der letzter Zeit isst er ganz schlecht an der Brust. Aber nur tagsüber, nachts trinkt er sehr gut. Wenn ich die Zeit zwischen den Stillmahlzeiten verlänger, also von alle 2 Stunden auf alle 3 Stunden, trinkt er etwas besser. Wenn ich ihn anlege trinkt er paar Schlücke dann reißt er den Kopf weg und sc ...

Liebe Biggi, unser Kleiner (7 Monate) hat glaube ich mit dem 1. Zahn zu kämpfen. Wenn ich ihn anlegen will, öffnet er auch weit den Mund, aber wendet sich dann wieder ab und trinkt nicht so häufig und auch nicht soviel wie sonst. Das geht jetzt seit 2 Tagen so. Wir haben jetzt ein Zahnöl von außen auf die Wangen geschmiert und etwas Zahngel inne ...