Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Baby trinkt 3 Stunden am Stueck

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Baby trinkt 3 Stunden am Stueck

Asia15

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Liebes Expertenteam, mein Baby ist nun 17 Tage alt und sie ist extrem hungrig. Sie trinkt manchmal mehr als 3 Stunden am Stueck (mit mehrfachem Brustwechsel) und wird und wird nicht satt. Zugenommen hat sie aber gut (250 g innerhalb der letzten 7 Tage). Fuer mich ist dieses stundenlange Stillen sehr anstrengend, sogar wenn wir im Liegen stillen. Das Baby musste nach eingeleiteter Geburt wegen Komplikationen per Kaiserschnitt geholt werden und ich bin noch nicht ganz fit. Nach solch einer langen Stillzeit fuehle ich mich jedes Mal ausgezehrt. Ich muss dazu sagen, ich lebe als Deutsche in Suedasien und es ist auch sehr heiss hier, vielleicht macht es das nochmal mehr anstrengend. Ist es normal, dass sie so sehr lange trinkt? Sie saugt gut und das Stillen an sich klappt auch nach anfaenglichen Schwierigkeiten. Viele Gruesse Asia15


Biggi Welter

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Liebe Asia15, ein so kleines Baby will durchschnittlich zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an die Brust. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und Abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster Phasen. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Die Abstände zwischen den Stillzeiten können mit zunehmendem Alter des Kindes durchaus länger werden, doch in der Regel will ein Baby in diesem Alter im Durchschnitt mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Das Verhalten deines Babys entspricht also schon fast „lehrbuchmäßig" dem eines wenige Tage oder Wochen alten Babys, das eben nicht zehn bis 15 Minuten an der Brust trinkt und danach zufrieden einschläft (Baby, die sich so verhalten, sind so schwierig zu finden, wie eine Nadel im Heuhaufen). Babys haben ein über das reine Ernährungssaugen hinausgehendes Saugbedürfnis und diesem „non nutritiven" Saugen kommt eine sehr große Bedeutung zu. Nun werden viele Menschen sagen: „Dafür gibt es ja einen Schnuller". Doch das ist eine sehr zweifelhafte Antwort. Der Schnuller ist eine Brustattrappe und von der Natur ist vorgesehen, dass das non nutritive Saugen an der Brust stattfindet. Wird der Schnuller eingesetzt, kann es nicht nur zu Saugproblemen kommen, er kann auch dazu führen, dass das Kind zu wenig Zeit an der Brust verbringt, so dass die Brust nicht ausreichend stimuliert wird und das Kind nicht die Milch bekommt, die es braucht. Der Gebrauch des Schnullers ist sehr kritisch zu sehen. Die anderen Nebeneffekte, wie häufiges Aufstehen der Mutter, weil das Kind den Schnuller verliert, sind natürlich auch nicht gerade angenehm. Du kannst dir und deinem Baby das Leben sehr viel einfacher machen, wenn Du dich auf dein Kind einlässt. Die oben erklärten Zusammenhänge machen es dir möglicherweise einfacher, dem Bedürfnis des Kindes entgegenzukommen, zumal es erwiesen ist, dass es sich langfristig auszahlt, diese Bedürfnisse jetzt zu stillen. Statt nun zu versuchen, Euer Kind zum Schlafen zu bringen, kannst Du es ja vielleicht mit einem anderen Ansatz versuchen: • nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ... • Vielleicht findest einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. • Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menus kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. • Eine Möglichkeit für die Nacht ist es, dass statt dir dein Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Du wendest dich jedes Mal dem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Das Verändern von Ritualen kann helfen. • Schau nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch dein Kind wird älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen. Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese „gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken und auch zu einem ruhigen Gespräch und Nähe mit deinem Mann. Vergiss dich selbst nicht: Gönne dir etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen. LLLiebe Grüße Biggi


bee79

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Hi Ich kenn das. Mein Sohn (6 Monate) fordert diese Zeit auch immer mal wieder ein. Vor allem in den ersten Wochen. Ich habs für mich als Auszeit genommen. Essen und Trinken neben mich gestellt und gelesen. Abends stillen wir immer noch 1/2 - 2 Std. Ich hab so ein ausgeglichenes und entspanntes Kind. Ich denke das ist gut investierte Zeit. Lg. Bee


Asia15

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Liebe Frau Welter, vielen Dank fuer die schnelle Antwort. Es ist so, dass sie auch nicht schlafen will, zumindest nicht in ihrem Bettchen. Sie schlaeft dann bei mir im grossen Bett, denn sobald wir sie in ihr Bett legen, ist sie wieder wach und will da nicht bleiben. Genauso beim Stillen im Liegen. Sie scheint eingeschlafen zu sein, dann fordert sie weiter die Brust. Da kann mein Mann leider nicht viel helfen. Sie ist auch sehr viel am Zappeln beim Stillen im Liegen, was das Ganze etwas schwierig macht. Egal wie oft ich sie wieder in die Position Bauch an Bauch mit mir lege, sie wehrt sich viel und will immer mit verdrehtem Kopf und Koerper in Rueckenlage trinken. Tagsueber zum Putzen und Waesche waschen haben wir jemanden eingestellt fuer die erste Zeit nach der Entbindung (wie gesagt lebe ich nicht in Deutschland, sondern in Suedasien und kann da auch vom Staat bzw. Krankenkasse etc. niemanden anfordern), da mein Mann beruflich sehr stark eingespannt ist. Einen Schnuller haben wir gar nicht erst angeschafft. Der Kinderarzt hier hat dazu geraten, wenn ich zu erschoepft bin, Babynahrung zuzufuettern, damit ich mich ausruhen kann. Das mache ich aber nur sehr ungern, das Zufuettern. Viele Gruesse Asia15


Asia15

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Hallo Bee79, danke fuer das Teilen deiner Erfahrungen. Hast du dann immer im Sitzen gestillt? Wenn ich sie im Liegen stille, habe ich gar keine Hand zum Essen oder Lesen, weil eine Hand die Brust haelt und die andere das Baby schient, damit sie in Position bleibt, weil sie soviel zappelt. Beim Stillen im Sitzen tut sie das nicht. Viele Gruesse Asia15


PN1981

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Also denn das baby so Lange am Stück trinkt finde ich ungewöhnlich und ja auch für dich super anstrengend. Hast du es mal mit dem Schnuller versucht? oder was Tee? Vielleicht extremes Saugbedürfnis. hatte meiner auch allerdings nur abends. meine Hebamme gab mir dann halt den tipp das ich schnuller geben soll. und weil mich das abends auch extrem angestrengt hat habe ich ihm dann einfach noch nen pre gegeben. auch auf Rat der hebi. und das behilten wir dann auch bis zum 5. Monat bei. und dann hörte es von alleine auf das er noch nennt pre wollte. Ab dem 6. Monat fing dann auch der brei an. Also wenn du es als unangenehm empfindet oder dich extrem Stresst dann lass es und mach es dir leichter und du wirst Sehen auch dem baby wird es dann einfacher und gelassen sein. Wegen Schlafen habe ich ihn auch immer neben uns zum stillen hab ich ihn dann einfach genommen und bin dann auch einfach mit ihm zusammen wieder eingeschlafen. würde nirgendwo da keinen Stress machen sondern so wie es für euch alle am bequemen ist. tagsüber ist unserer dann im Wohnzimmer im Stuben bettchen oder jetzt auch in seinem bettchen.


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