Kiwi-Mum
Liebes Team, langsam aber sicher bin ich wirklich etwas verzweifelt und vor allem ratlos. Unser Baby kam seit einem Alter von vier Monaten tags wie nachts alle zwei Stunden, um gestillt zu werden. Das war kräftemäßig durchaus eine Herausforderung, aber ich habe mich immer wieder - auch durch dieses Forum - bestärkt gesehen, dass es Teil der "normalen" Entwicklung ist und sich alles mit der Zeit einpendeln wird. Über die letzten paar Wochen hat sich tagsüber nun auch einiges verändert und neu eingespielt: gegen 7 Uhr stille ich sie, gegen 9 isst sie etwas Getreidebrei, mittags gibt es einen Gemüsebrei (nach ca. einem halben Gläschen ist sie satt), nachmittags eine Obstmahlzeit und abends und nachts stille ich wieder. Von selbst hatte sich kurzzeitig ein Vier-Stunden-Rhythmus zwischen allen Still- und Essmahlzeiten eingestellt. Abends übt sie fleißig, alleine (in meinem Beisein) einzuschlafen. Nachts kam sie trotzdem nach wie vor alle zwei Stunden. Seit ein paar Tagen verändert es sich nun wieder: zu den genannten Mahlzeiten möchte sie nun tagsüber noch ein- bis zweimal zusätzlich gestillt werden und nachts wird sie alle eineinhalb Stunden wach. Manchmal trinkt sie dann viel und schläft sofort wieder ein, manchmal komme ich aber überhaupt nicht dahinter, was sie möchte. Sie trinkt kurz, wälzt sich zur Seite, kommt zehn Sekunden später wieder, wälzt sich nach wenigen Schlucken wieder zur Seite. Alternativ angebotener Nucki oder Wasser werden abgelehnt, sie fordert vehement die Brust...und trinkt nach zehn Anläufen entweder plötzlich richtig viel an beiden Seiten oder nuckelt eher, zwickt mich mit ihren zwei Zähnchen in die Brust (was ich natürlich unterbinde), findet aber auch nicht wieder in den Schlaf. Wenn ich sie dann in den Arm nehme, kuschelt sie sich erst ein, schimpft dann aber nach kurzer Zeit, will abgelegt werden (sie will ja alleine einschlafen) und wühlt weiter, weil sie es nicht schafft, verlangt nach der Brust...nach dem dritten Anlauf (entweder trinkt sie dann doch oder lässt sich ein wenig beim Einschlafen helfen) schläft sie dann wieder friedlich ein und alles ist gut. Bis dahin ist aber auch eine halbe Stunde oder länger vergangen und die Zeit bis zum nächsten Erwachen überschaubar. Habt Ihr irgendwelche Tipps? Ich finde es wirklich schwierig, herauszufinden, was sie braucht, weil das Verhalten quasi immer ähnlich ist, die Lösung aber immer eine andere. Sie trinkt tagsüber im Moment tendenziell etwas zu wenig (ca. 80ml). Kann es sein, dass sie das nachts nachholt? Oft habe ich auch schon gehört, dass ich sie nachts konsequenter in einen Vier-Stunden-Rhythmus bringen und dazwischen die Brust "verweigern" müsste. Das fühlt sich aber nicht richtig und gut an, wil ich in den letzten Monaten immer das Gefühl hatte, dass sie das braucht und es ihr emotional gut tut, diese Sicherheit und Nähe nachts zu bekommen. So, wie es jetzt ist, sind die Nächte aber weder für sie, noch für mich wirklich erholsam. Sie wacht morgens schon müde auf und reibt sich auch nach einem ausgiebigen Mittagsschlaf bald wieder die Augen. Langsam mache ich mir echt Gedanken, wann und wie es mal dazu kommt, dass die Kleine mal länger am Stück schlafen wird...vom Durchschlafen wage ich ja noch nicht mal zu träumen. Was fehlt? Ist das wirklich alles immer noch eine Frage der Zeit? (Eine Freundin hat ein sechs Wochen älteres Baby und hat das ähnlich gehändelt wie ich. Auch ihre Tochter hatte Phasen, in denen sie sehr oft nachts wach wurde, aber mit den Wochen und Monaten wurde es zunehmend entspannter. Das war eine schöne stufenweise Entwicklung und seit einer Woche schläft sie zehn Stunden am Stück. Ich weiß, dass Kinder alle unterschiedlich und nicht vergleichbar sind...nur langsam lässt esmich echtverzweifeln, dass sich bei uns so überhaupt keine Beruhigung abzeichnet.) Vielen Dank für Euren Rat!
Liebe Kiwi-Mum, es steht absolut außer Frage, dass unruhige Nächte und zu wenig Schlaf ein Wahnsinnsproblem sind und vermutlich wissen die meisten Mütter nur zu gut, wie es ist, wenn man sich nach mehr Schlaf, bitte nur ein bisschen mehr Schlaf, sehnt. Aber es gibt nun mal keine Patentrezepte, die das Kind dazu bringen, länger zu schlafen, auch nicht die Schlaftrainingsprogramme à la "jedes Kind kann". Wären diese Programme übrigens wirklich so wirkungsvoll, dann müssten sie nicht immer wieder wiederholt werden. Ehe Du aber jetzt zusammenklappst, weil Du nicht mehr genug Schlaf bekommst, muss eine Lösung gefunden werden, die Dich entlastet. Das kann durchaus eine vermehrte Einbeziehung des Vaters sein, wenn es nachts nicht geht, dann eben mal am Tag, damit Du eine Möglichkeit hast, dich auszuruhen und neue Energie zu sammeln. Auch wenn Dein Baby sich beschwert und protestiert, ist das völlig okay, denn Ihr lasst es ja nicht alleine, sondern steht ihm bei. Und wie ist es, wenn Dein Mann das Baby ins Tragetuch nimmt, damit Du einfach mal etwas Luft bekommst? Überlege dir evtl. auch einmal zu einem Stillgruppentreffen zu gehen und tausch dich dort mit den anderen Müttern aus. Vielleicht hast Du sogar das Glück so wie ich vor Jahren dass Du dort Mütter oder eine Stillberaterin kennen lernst, die bereits ältere Kinder haben und Du kannst miterleben, dass es sich lohnt noch etwas durchzuhalten. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Ich hänge dir auch noch einen Artikel an, der dich sicherlich trösten wird. Ich hoffe, diese lange Antwort hilft euch ein wenig weiter, und drück die Daumen, dass die Nächte bald wieder ruhiger werden. LLLiebe Grüße Biggi Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen Prim. Dr. Franz Paky, Leiter der Schreiambulanz (Ambulanz für Schreien und Schlafstörungen) der Kinderabteilung des LKH Mödling Schlafen, Alleinsein, Finsternis Für ein Kind gibt es nichts Schlimmeres, als den Schutz und die elterliche Geborgenheit zu verlieren. Mit der Finsternis der Nacht reißt die Gewißheit ab, dass der elterliche Schutz gegeben ist. Nichts ist leichter verständlich, als dass sowohl das Einschlafen als auch das nächtliche Aufwachen für ein Kind mit Angst verbunden ist. Es ist ebensowenig verwunderlich, dass viele Methoden entwickelt wurden, den Übergang vom Wachzustand in den Schlaf für das Kind zu erleichtern. All diesen Riten ist gemeinsam, dass sie die elterliche Gegenwart in den Schlaf hinein zu erhalten suchen (Wiegenlied, Gute Nacht Geschichte, Gute Nacht Kuß, Kuscheltier als Übergangsobjekt usw.). Schlafen Loslassen Nicht nur für das Kind ist mit dem Einschlafen eine Trennung von den Eltern verbunden. In ähnlicher Weise erleben die Eltern das Einschlafen des Kindes als Trennung. Insgeheim stellt sich die Frage: Wird das Kind ohne unsere Hilfe einschlafen? Wird sich das Kind ohne weiteres (?) von mir trennen? Wird es auch wieder von selbst wach? Zwei Arten von guten Schläfern die echten und die resignativen Nicht alle Kinder, die unkompliziert einschlafen und durchschlafen, sind zu beneiden. Wenn Babys spüren, dass ihr Schreien in der Nacht die Eltern unter keinen Umständen auf den Plan rufen kann, geben sie auf und schlafen den Schlaf der Resignation. Auf diesem Mechanismus beruht der scheinbare Erfolg der älteren Generation, ein Kind beim Einschlafen unbegrenzt schreien zu lassen. Die Entwicklung des Babys und das Schlafproblem Um das sechste Lebensmonat erweitern Babys ihren sozialen Horizont beträchtlich. Sie lernen zwischen ihren vertrauten Eltern und fremden Menschen zu unterscheiden ("Fremdeln"). Die Angst, die damit einhergeht ("Achtmonatsangst"), führt nicht selten zu einer Störung des Schlafes. Kinder, die in den ersten Lebensmonaten zur Freude ihrer Eltern bereits durchgeschlafen haben, beginnen dann nachts mehrmals wach zu werden. Oft brauchen sie nicht mehr als die Versicherung, dass alles in Ordnung ist. Ein kurzes Nuckeln an der Brust oder allein der Zuspruch einer vertrauten Stimme genügen, dass das Kind weiterschläft. Häufig führt aber die Schlafstörung zur Sorge der Mutter, dass das schon größer gewordene Kind mit ihrer Milch nicht mehr genug hat. Dann erhält das Kind an Stelle des Trostes, den es braucht, mehrere Mahlzeiten, die eigentlich überflüssig sind. Welcher Erwachsene, der gut schlafen will, würde sich absichtlich zu diesem Zweck den Bauch voll schlagen? Das Schlafparadoxon Wenn wir den Schlaf dringend herbeisehnen, stellt er sich am zögerndsten ein. Eine ganz ähnliche Erfahrung machen wir mit unseren Kindern. Wenn wir am wenigsten darauf angewiesen sind, schläft unser Kind am leichtesten ein. Brauchen wir dagegen unseren eigenen Schlaf dringend, weil wir am nächsten Tag früh aufstehen müssen oder einen schwierigen Termin haben, dann spielt das Kind nicht mit. Es will und will nicht einschlafen. Und noch weniger gönnt es uns einen ununterbrochenen Schlaf. Man gewinnt fast den Eindruck, als würden wir das Kind mit unserer Aura des Schlafzwanges am Schlaf hindern. Wenn sich ein Vater, der sein Kind mit allergrößten Mühen zum Einschlafen gebracht hat, auf leisesten Sohlen vom Bett fortschleicht, weckt er das Kind mit seiner Angst, dass es wieder wach werden könnte, tatsächlich auf. Dieses Phänomen zwingt uns dazu, über den eigenen Schatten zu springen. Wir müssen uns nach dem Rhythmus des Kindes richten und aufhören, ihm unsere Bedürfnisse aufzuzwingen. Individueller Schlafbedarf Jedes Kind braucht wie übrigens erwachsene Menschen auch eine individuelle Zahl von Schlafstunden. Die Spannbreite liegt bei Kindern im zweiten Lebenshalbjahr bei 9 bis 14 Stunden (Largo Kinderjahre 1999, S. 27). Behinderung der Selbstregulation Groß ist die Gefahr, dass sich Eltern in guter Absicht in Vorgänge einmischen, über deren Ablauf das Kind selbst bestimmen soll. Als Beispiele seien das Essen und das Trinken, die Kleidung und die Kontrolle von Stuhl und Harnausscheidung genannt. Die Selbstregulation über diese Vorgänge wird vom Kind im Lauf seiner normalen Entwicklung übernommen. Greifen die Eltern allerdings in diese Entwicklung ein, wird die Selbständigkeit nicht erreicht. Den Eltern bleibt damit die Bürde der Kontrolle erhalten, und das Kind bleibt in Abhängigkeit. In typischer Weise tritt dieser Mechanismus beim Schlaf auf. In der Meinung, dass die Eltern die volle Verantwortung für die Tiefe und die Dauer des Schlafes ihres Kindes tragen, wird dem Kind seine Selbständigkeit verwehrt und die Eltern zerbrechen an der Bürde der Kontrolle, die sie selbst nicht abgeben können. Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen Auf übermüdete und erschöpfte Eltern wirkt es vermutlich zynisch, wenn ich davon spreche, dass es bei der Kunst, sein Kind schlafen zu lassen, um die eigene Gelassenheit und das Loslassen des Kindes geht. Nach allem, was man schon versucht hat, sollte es gerade mit dem Loslassen funktionieren, wo man doch weiß, dass nichts schwerer ist im Leben als das Loslassen. Vertrauen in die Selbstregulation des Kindes ist der Schlüssel zum Loslassen und damit auch zum Schlafenlassen des Kindes. Wenn man dieses Vertrauen erwirbt, wird man sich vom Kind für die Zeit des Schlafes trennen können, ohne den Kontakt ganz zu verlieren. Das Kind wird auch in einer unruhigen Umgebung und ohne großes Geschrei einschlafen können. Vor allem wird es möglich sein, das Kind im Elternbett schlafen zu lassen und auf diese Weise das Stillen nach dem natürlichen Bedarf von Mutter und Kind beizubehalten. Jedes Kind kann schlafen lernen Weil es schwierig ist, diese Zusammenhänge bewußt zu machen, erfreuen sich Bücher, die sich auf ein Training bzw. auf eine Dressur des kindlichen Verhaltens beschränken, großer Beliebtheit. Am populärsten sind zur Zeit wohl Methoden der dosierten Frustration. Anstatt bei sich selber anzufangen, läßt man das Kind etwas länger schreien, so lange, bis es davon überzeugt ist, dass man als Nachtwächter oder Tröster nicht in Frage kommt. Der Erfolg stellt sich scheinbar ein, indem das Kind den Schlaf der Resignation schläft. Die Chance, dass sowohl die Eltern als auch das Kind aus dem Problem des gestörten Schlafes etwas lernen und auch für sich gewinnen, wird damit aber vertan. Wir sollten die Chance wahrnehmen, die darin liegt, die Kunst zu erwerben, sein Kind schlafen zu lassen.
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