Frage: Abstillen

Liebe Frau Welter, ich hoffe sehr, dass Sie mir ein wenig helfen können. Ich bin momentan total verunsichert und fühle mich ein wenig hilflos. Meine Kleine wird in wenigen Tagen sechs Monate alt. Ich habe voll gestillt. Ein-zwei Wochen nach Beginn des fünften Monats haben wir langsam mit Beikost begonnen. Zunächst habe ich nach und nach den Mittagsbrei eingeführt. Die restlichen Mahlzeiten habe ich ganz normal weiter gestillt. Mittlerweile isst sie davon so viel, dass ich sie mittags nicht mehr stillen „muss“. Da meine Tochter den Brei von Anfang an gut angenommen hat, haben wir ca. 1-2 Wochen nach Beginn des sechsten Monats den Abendbrei nach und nach eingeführt. Auch diesen Brei isst sie ohne Probleme und mittlerweile auch so viel, dass sie abends ebenfalls nicht mehr gestillt wird. Im Moment stille ich sie also noch morgens und vormittags, mittags (meist zwischen 14.00/15.00 Uhr - aber je nach Hunger halt) und abends bekommt sie dann den Brei. Meine Tochter wird wie gesagt nun in wenigen Tagen sechs Monate alt, so dass ich mit Beginn des siebten Monats den dritten Brei einführen werde. So würde ich sie dann vermutlich nur noch morgens stillen „müssen“. Zumindest hat sie bisher nicht mehr Bedarf als so, wie es jetzt läuft. Gerne hätte ich mit dem Beginn der Beikost noch ein wenig gewartet, obwohl meine Kleine die Beikostreife gezeigt hat. Es ist aber so, dass ich selbst gesundheitlich eingeschränkt bin und normalerweise Medikamente bzw. Salben anwenden müsste, die ich aber während der Stillzeit nicht nehmen darf. Alles andere, was ich während dieser Zeit nehmen darf, lindert nur minimal die Beschwerden, hilft aber ansonsten nicht. Man hat mir bereits vor einem Monat geraten, über das Abstillen nachzudenken. Da mir das Stillen aber so wichtig ist, habe ich mich weiter durchgebissen. Lange werde ich mich aber um die Medikamente aber nicht mehr winden können, so dass dann die baldige, vermutlich nur noch, morgendliche Stillmahlzeit, in geraumer Zeit durch Flaschennahrung ersetzt werden muss. Das bricht mir ehrlich gesagt das Herz! Ich möchte meine Kleine so gerne noch weiterstillen. Zudem habe ich ein furchtbar schlechtes Gewissen allein beim Gedanken daran, Sie u.a. mit fertiger Flaschenmilch ernähren zu müssen. Stillen ist ja nunmal die natürlichste Ernährung der Welt und ich tue mich mit dem Gedanken an die Flasche sehr schwer. Außerdem bin ich ehrlich gesagt mit dem Angebot der verschiedenen Marken völlig überfordert. Ich habe mich nämlich bereits etwas eingelesen und weiß einfach nicht, welche Milch die richtige für sie wäre. Zudem haben mich die Ergebnisse von ÖkoTest und Stiftung Warentest etwas durcheinander gebracht, als ich von diversen Schadstoffen gelesen habe. Abgesehen davon, dass ich das Thema Flaschennahrung am liebsten gänzlich umgehen würde, habe ich einfach Angst etwas falsch zu machen oder zur falschen Nahrung zu greifen, so dass ich meiner Tochter hinterher nicht die richtigen oder zu wenig Nährstoffe zufüge. Diesbezüglich bin ich sehr froh, dass es mit der Beikost bisher so gut klappt und ich meine Tochter nicht allzu oft mit der Flasche füttern müsste. Ich weiß, dass Flaschennahrung nichts Schlechtes ist, aber ich tue mich mit dem Gedanken daran trotzdem sehr schwer. Vielleicht können Sie mir ein wenig helfen? Liebe Grüße, Ella

von danitee am 08.11.2018, 23:21



Antwort auf: Abstillen

Liebe Ella, im ganzen ersten Jahr sollte Milch die Hauptnahrungsquelle sein und Dein Baby ist zu jung für noch mehr Beikost. Leider wird Medikamentenrisiko häufig überbewertet und die Konsequenzen, die ein plötzliches Abstillen für das Kind mit sich bringen, werden häufig unterschätzt. Tatsächlich kommt es selten zu Symptomen einer gesundheitsschädigenden Wirkung von Medikamenten über die Muttermilch. Die Risikoinformationen in Beipackzetteln und Einschätzungen in Arzneibüchern sind irreführend und geben keine Hilfestellung bei der Wahl einer adäquaten Therapie. Für die meisten Erkrankungen stehen Medikamente zur Verfügung, die mit dem Stillen zu vereinbaren sind. Nicht jedem Arzt ist bewusst, dass im Beipackzettel oder in der "Roten Liste" in der Regel steht, dass ein Medikament in der Stillzeit nicht gegeben werden darf, obwohl es doch möglich ist. Darum kann und sollte sich dein behandelnder Arzt bei der Embryotox in Berlin gezielt beraten lassen!! Es ist dein gutes Recht, das auch von ihm abzufordern... Das Berliner Pharmakovigilanz und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie ("Embryotox") berät Ärzte und andere Fachleute bei Fragen zur Vereinbarkeit von Medikamenten und Stillzeit (und natürlich auch Schwangerschaft). Es ist unter der Telefonnr. 030 450-525700 erreichbar, per mail unter mail@embryotox.de, oder online unter www.embryotox.de bzw. http://www.bbges.de/content/index024a.html. Vielleicht kannst Du so wenigstens in Ruhe abstillen, was für Dein Baby und auch für die Brust sicherlich besser ist. Wenn Du doch lieber abstillen möchtest, solltest Du noch zur Flasche hin abstillen. Muttermilch ist der Goldstandard und von allen künstlichen Säuglingsnahrungen ist diesem Goldstandard die Pre Nahrung noch am ähnlichsten. Alle weiteren Nahrungen entfernen sich immer weiter von Goldstandard, was keinerlei Vorteile für die Gesundheit des Kindes bringt. Deshalb ist es nicht sinnvoll und vom ernährungsphysiologischen Standpunkt her auch nicht notwendig, andere Nahrung als Muttermilchersatz zu geben, als eine Pre Nahrung. Pre-MIlch kann wie Muttermilch nach Bedarf gegeben werden. Wie sie zubereitet wird, steht auf der Packung. Wenn Du Dir die Zusammensetzung der künstlichen Säuglingsnahrungen anschaust, dann kannst Du sehen, dass Pre Nahrung eindeutig zu bevorzugen ist. Spätestens bei der sogenannten Folgemilch 2 ist es dann sogar so, dass diese kaum noch an die Muttermilch angepasst ist, oft sehr süß ist und von der Zusammensetzung her so, dass sie nicht mehr als ausschließliche Nahrung für das Kind ausreicht. Sie darf deshalb auch nur in Zusammenhang mit Beikost gegeben werden. Es gibt Länder, in denen Folgenahrungen gar nicht erhältlich sind. Eltern erhoffen sich, was die Werbung ja auch deutlich suggeriert, dass ihre Kinder mit einer Folgenahrung seltener gefüttert werden müssen und länger schlafen. Das ist der Hauptgrund, warum diese Nahrungen verkauft werden. LLLiebe Grüße Biggi Welter Pre, 1 oder 2 – was bedeuten die Kürzel der Säuglingsnahrung von Denise Both, IBCLC Die EU Norm unterscheidet zwischen drei verschiedenen Nahrungsarten: • Säuglingsanfangsnahrung • Folgenahrung • Antigen Reduzierte Nahrung Säuglingsanfangsnahrungen sind künstliche Säuglingsnahrungen, die den Nährstoffbedarf eines Babys in den ersten vier bis sechs Monaten als Alleinnahrung decken und zusammen mit geeigneter Beikost das gesamte erste Lebensjahr gegeben werden können. Sie tragen die Silbe "Pre" oder die Zahl "1" im Namen. Unter einer Pre Nahrung wird eine adaptierte Säuglingsnahrung verstanden, die der Muttermilch weitestgehend angeglichen ist, was ihre Zusammensetzung an Mineralstoffen, Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß betrifft. Pre Nahrungen können, wie Muttermilch, nach Bedarf (ad libitum) gegeben werden. "1" steht für teiladaptierte Nahrung. Diese Säuglingsnahrung ist zum Teil der Muttermilch angeglichen, enthält mehr Eiweiß und außer Milchzucker noch weitere Zucker sowie Stärke. 1er Nahrung ist nicht so dünnflüssig wie Pre Nahrung und hält länger vor. Teiladaptierte Nahrung sollte nicht nach Bedarf gegeben werden. Folgenahrung wird durch eine "2" gekennzeichnet. Sie ist nicht mehr als alleinige Nahrung für den Säugling gedacht, sondern sollte frühestens ab dem fünften Monat zusammen mit Beikost gegeben werden. Ihre Zusammensetzung unterscheidet sich grundlegend von der der Muttermilch. Für allergiegefährdete Babys, zu denen zur Zeit etwa ein Drittel aller Neugeborenen zählen, gibt es antigen reduzierte Nahrungen, die durch die Abkürzung "HA" erkennbar sind. "HA" steht für hypoallergen und es bedeutet, dass in diesen Nahrungen das Kuhmilcheiweiß in kleinere Bestandteile aufgespalten wurde. Durch die Zerlegung des Eiweißes kann das Allergierisiko verringert werden. Außer den oben aufgezählten Nahrungen gibt es noch Spezialnahrungen (zum Beispiel laktosefreie Säuglingsnahrung oder Nahrungen mit sehr geringem Phenylalaningehalt), die besonderen Situationen vorbehalten sind. So kommt es zwar sehr selten vor, aber es gibt tatsächlich Fälle, in denen ein Baby keine Muttermilch erhalten darf (bei Galaktosämie, einer sehr seltenen Stoffwechselstörung) oder nicht ausschließlich gestillt werden darf (z.B. bei Phenylketonurie (PKU), ebenfalls eine Stoffwechselstörung).

von Biggi Welter am 09.11.2018



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