TineZ
Hallo! Vor den eigentlichen Fragen kurz zur Situation: Mein Sohn ist 7 Wochen alt und ich stille ohne große Probleme voll. Die Milch reicht (eher zu viel), er trinkt meistens brav. Nur ab und zu hampelt er extrem rum... Er hat alle 2-4 Stunden Hunger und trinkt dann zwischen 15 und 30 Minuten lang. Anfangs mussten wir zeitweise Stillhütchen verwenden, weil meine Brüste so prall waren, dass er fast nichts zu fassen bekam. Außerdem habe ich sehr empfindliche Brustwarzen. Aber inzwischen stillen wir wieder ohne Hütchen. Damit ich nun gelegentlich mal etwas unabhängiger sein kann und z.B. problemlos zur Rückbildung gehen kann, habe ich mir eine Handmilchpumpe gekauft und pumpe nun gelegentlich etwas ab und friere die Milch in Mutternilchbeuteln ein. Dazu nun folgende Frage: wenn ich weiß dass ich abends 1 1/2 Stunden weg bin und es sehr wahrscheinlich ist, dass er in dieser Zeit Hunger bekommt, würde ich einen Beutel Milch auftauen (im Wasserbad?), damit dann schnell etwas zur Hand ist. Wenn sie dann aber nicht benötigt wird, darf ich die Milch ja nicht wieder einfrieren. Wie lange kann ich sie bei Zimmertemperatur oder im Kühlschrank noch ohne Probleme aufbewahren? Es wäre ja echt schade, sie weg zu schütten oder immer nur als Badezusatz zu verwenden. Außerdem noch die Frage: wie ist Ihre Meinung dazu, kurze Abwesenheiten evtl mit Tee oder Wasser zu überbrücken, falls er wider Erwarten doch Hunger bekommt oder die abgepumpte Portion nicht ganz reicht? Und noch die letzte kurze Frage: ich habe gelesen dass die Milch je nach Uhrzeit anders zusammengesetzt ist und man darauf achten soll, dass die Milch ungefähr zur gleichen Zeit gefüttert werden soll, zu der sie abgepumpt wurde. Ist da etwas dran? Tut mir leid dass es so viel Text geworden ist. Aber Danke schon mal im voraus!
Liebe TineZ, bei einem reif geborenen und gesunden Baby gelten die folgenden Zeitangaben zur Aufbewahrung von Muttermilch: Bei Raumtemperatur Reife Muttermilch • 24 Stunden bei 15 ° C (Hamosh 1996) • 10 Stunden bei 19 bis 22 ° C (Barger und Bull 1987) • 4 bis 6 Stunden bei 25 ° C (Hamosh 1996, Pittard 1985) Im Kühlschrank Reife Muttermilch • 8 Tage bei 0 bis 4 ° C (Pardou 1994) Im Tiefkühlgerät • 2 Wochen in einem Tiefkühlabteil in einem Kühlschrank • 3 bis 4 Monate in einem Tiefkühlabteil eines Kühlschranks mit eigenständiger Kühlung (unterschiedliche Temperatur, weil die Tür häufig geöffnet und geschlossen wird) • 6 Monate und länger in einem separaten Tiefkühlgerät bei konstant 19 ° C. (Quelle: The Breastfeeding Answer Book Ausgabe 1997) Gefrorene Muttermilch ist schonend aufzutauen (keine Mikrowelle!!!). Entweder sehr langsam über 24 Stunden im Kühlschrank bei +4°C oder bei Raumtemperatur. Im Notfall kann die Milch auch schnell unter fließendem kaltem oder lauwarmen Wasser (max. 37°C) aufgetaut werden. Flaschenwärmer ist auch möglich, aber bitte das Wasser immer wechseln. Beim Füttern sollte die Milch etwa Körpertemperatur haben. Ist die Milch aufgetaut, muss sie sofort bis zum Verbrauch wieder in den Kühlschrank. Aufgetaute Muttermilch kann für 24 Stunden ungeöffnet bei +4°C aufbewahrt werden. Nach dem Öffnen des Gefäßes muss aufgetaute Muttermilch bei +4°C aufbewahrt und innerhalb von 12 Stunden verbraucht werden. Reste einer erwärmten Muttermilchmahlzeit müssen weggeworfen werden. Ein gesundes, voll gestilltes Kind braucht keinen Tee (und wenn es welchen bekommt, dann ist es nicht mehr voll gestillt). Tee ist ein Arzneimittel und ein gesundes Kind braucht keine Medikamente. Tee kann nicht nur unerwartete Nebenwirkungen mit sich bringen (da Tees nun einmal eine Arzneiwirkung haben, haben sie auch Nebenwirkungen), sondern auch zu Problemen wie Gedeihstörungen (das Baby erhält eine kalorienarme oder kalorienfreie Flüssigkeit, die den Magen füllt und so verhindern kann, dass es oft genug an der Brust trinkt) oder auch Saugverwirrung (wenn der Tee mit der Flasche gegeben wird) führen und sogar das Abstillen einleiten. Alle Flüssigkeit, die ein voll gestilltes Baby braucht, bekommt es an der Brust (auch bei heißem Wetter, Beduinenfrauen geben auch weder Tee noch Wasser). Eine Studie in den Tropen ergab sogar, dass vollgestillte Kinder mehr Flüssigkeit aufnahmen als die Kinder, die zusätzliche Flüssigkeit bekamen (Sachdev, Krishna, Puri et al., 1991). Zur eingehenderen Information hänge ich Ihnen den Artikel einer Kollegin an. Sie können abpumpen, wann Sie möchten, die Uhrzeit ist wirklich nicht wichtig. Wie so oft bei solchen (angeblich) bahnbrechenden Erkenntnissen, hat sich die Meldung von den schlaffördernden Inhaltsstoffen in der Muttermilch ziemlich schnell in vielen Zeitungen wiedergefunden. Und wie so oft ist es mal wieder so eine naja-Geschichte. Es handelt sich um eine sehr kleine Stichprobe und die Forscher vermuten einen Zusammenhang zwischen den Konzentrationsschwankungen von bestimmten Substanzen und dem Schlaf der Kinder, belegt ist dies aber keineswegs - aber Millionen Eltern wissen, dass ihre Kinder ein vom Stillen sehr unabhängiges Schlafverhalten zeigen und auch Mütter, die ihre Kinder häufig oder sogar ausschließlich mit abgepumpter Milch ernähren, wissen, dass es ganz unabhängig von der Ernährung deutliche Schwankungen im Schlafverhalten ihrer Kinder gibt. Langer Rede kurzer Sinn: Es mag von akademischem Interesse sein, dass es diese Schwankungen gibt, aber das ist eher Elfenbeinturmwissenschaft und hat wenig bis keine Relevanz für den Alltag. LLLiebe Grüße Biggi Welter Ist zusätzliche Flüssigkeit für gesunde, voll gestillte Babys notwendig? Von Denise Both, IBCLC Immer wieder wird stillenden Müttern gesagt, dass Muttermilch alleine für ihr Kind nicht ausreichend sei und sie unbedingt Tee oder Wasser zugeben müssten. Die für diese Empfehlung angeführten Gründe sind vielfältig, stehen jedoch im Widerspruch zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Empfehlungen zur Stillförderung, die UNICEF und WHO im Rahmen ihrer Initiative „Stillfreundliches Krankenhaus" veröffentlicht haben. Zusätzliche Gaben von Tee, Glukoselösung oder Wasser sind bei einem voll ausgetragenen, gesunden Baby, das ausschliesslich mit Muttermilch ernährt wird, nicht notwendig und können den Stillerfolg erheblich gefährden. Auch wenn unter unseren westlichen Verhältnissen nicht zu erwarten ist, dass das Kind durch verunreinigtes Wasser Schaden nimmt, so können sich zusätzliche Flüssigkeitsgaben bei einen Neugeborenen auf andere Weise auswirken. Zusätzlich gegebene Flüssigkeit füllt den Magen des Babys und verringert so sein Interesse am Gestilltwerden. Ein Baby, dessen Magen mit Tee gefüllt ist, erhält nicht genügend Kalorien. Tee und Glukoselösungen wirken sich störend auf das Stillen aus. Babys, die derartige Flüssigkeiten erhalten, neigen dazu, mehr an Gewicht zu verlieren als Babys, die ausschliesslich gestillt werden. Zusätzlich verabreichter Tee (oder Glukoselösung) trägt zur physiologischen Neugeborenengelbsucht bei. Untersuchungen haben ergeben, dass die Bilirubinwerte eines Babys um so höher liegen, je mehr Tee es in den ersten Lebenstagen erhalten hat. Das Mekonium (erster Stuhlgang) ist sehr bilirubinreich. Kolostrum hat eine abführende Wirkung und hilft dem Baby bei einer beschleunigten Ausscheidung des Mekoniums. Dadurch wird der Bilirubinwert niedrig gehalten. Zusätzlich gegebener Tee hingegen regt nicht zu Darmbewegungen an, verursacht eine Rückabsorption des Bilirubins in den Körper des Babys und trägt somit zur physiologischen Neugeborenengelbsucht bei. Auch während einer Phototherapie bei verstärkter Neugeborenengelbsucht sollte das Kind bevorzugt häufig Muttermilch statt Tee erhalten Wird Flüssigkeit mit einer Flasche gegeben, kann dies zu Stillproblemen, einer Schwächung der Saugfähigkeit oder Ablehnung der Brust führen. Ein Neugeborenes kann auf den Wechsel zwischen Brust und Flasche während der ersten Lebenswochen mit Verwirrung reagieren. Eine Saugverwirrung kann zu gravierenden Stillproblemen führen. Auch bei heissem Wetter ist es nicht notwendig zusätzliche Flüssigkeit zu geben. Muttermilch genügt auch in dieser Situation als vollwertiges Nahrungsmittel und enthält genau das richtige Verhältnis von Flüssigkeit und Nahrung, um Hunger und Durst des Babys zu befriedigen. Wichtig ist jedoch, dass die Mutter das Baby nach Bedarf stillt, was bei heissem Wetter häufiger der Fall sein kann. Quellen: Mohrbacher und Stock: The Breastfeeding Answer Book, 1997 Lauwers und Shinskie: Counseling the Nursing Mother, 1999 Goldberg und Adams: Studie veröffentl. im Arch. Dis. Child, 1983 Sachdev, Krishna, Puri et al.: Zusätzliche Flüssigkeit für voll gestillte Kinder im Sommer in den Tropen, Lancet 1991
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