Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Abpumpen-Stillen-Studium

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Abpumpen-Stillen-Studium

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Hallo Fr. Welter, schön, daß es hier die Möglichkeit gibt, Ihnen Fragen zu stellen. Ich werde voraussichtlich Ende März entbinden. In 2 Wochen fängt mein Fernstudium an mit Präsenszeiten ca. alle 1-2 Monate 3 Tage. Meinen ersten Sohn habe ich ohne wesentliche Probleme ein halbes Jahr voll gestillt. Nun möchte ich gern wieder stillen. Wegen der Präsenszeiten gerate ich aber in Schwierigkeiten. Ich müßte für knapp 4 Tage im voraus abpumpen, solange ich stille, damit mein Mann hier zu Hause den Zwerg versorgen kann. Halten Sie das für möglich? Die Präsenzzeiten sind ab März jeden Monat, ich müßte also ziemlich bald nach der Geburt damit anfangen. Bei meinem ersten Sohn hatte ich das Problem, daß er niemals aus einer Flasche getrunken hat, weder Tee noch Milch. Nach dem Abstillen mußten wir improvisieren bis er aus Bechern trinken konnte. Könnte nicht das "neue Baby" etwas irritiert sein, wenn es einmal im Monat für 3 1/2 Tage aus der Flasche trinken soll und dann wieder bis zum nächsten Mal aus der Brust? Was mache ich, wenn es sich auch weigert, aus einer Flasche zu trinken (besonders wenn ich zu dem Zeitpunkt in einer anderen Stadt bin?)? Sollte man das Baby z.B. nachts schon mal an die Flasche gewöhnen? Oder ist das ganze so kompliziert, daß Sie von vornherein kapitulieren würden? Wenn nicht: Was sollte ich beim Kauf einer Milchpumpe beachten? Ich danke Ihnen ganz herzlich für Ihre Antwort, Anja


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Liebe Anja, ich würde die Flasche überhaupt nicht anbieten, da Ihr Baby sonst schnell saugverwirrt werden kann und sich ganz zur Flasche hin abstillt. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kindbekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Deshalb wäre es sinnvoll, wenn Ihr Baby mit einem Becher gefüttert wird, wenn Sie unterwegs sind. Das Bechern sollten Sie sich von einer Kollegin vor Ort zeigen lassen. Alles Saugen des Babys sollte möglichst an Ihrer Brust erfolgen. Bereits frühgeborene Babys können mit dem Becher gefüttert werden. Spezielle Babyfütterbecher gibt es von den Firmen Ameda und Medela und können in der Apotheke bestellt werden. Nach Möglichkeit sollten Sie anfsngs keine zu großen Mengen auf einmal abpumpen, um nicht zu sehr in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage einzugreifen. Mengen zwischen 30 und 50 ml zwei oder drei Mal täglich ergeben recht rasch einen stattlichen Vorrat. Muttermilch, die über einen Zeitraum von 24 Stunden abgepumpt wird, kann gesammelt und dann zusammen eingefroren werden, vorausgesetzt die einzelnen Portionen wurden bei Temperaturen zwischen 0 und 15 °C aufbewahrt. Welche Pumpe empfehlenswert ist, hängt davon ab, wie oft und zu welchem Zweck die Pumpe benötigt wird. Für ein gelegentliches Abpumpen, weil die Frau zum Beispiel ein oder zwei Mal die Woche ein paar Stunden von ihrem Kind getrennt ist, kann eine Handpumpe absolut ausreichen (hier empfehlen sich die Modelle von Ameda und Medela, die zwischen 25,00 € und 50 € kosten oder auch die Avent Isis, (um die 50,00 €). Bitte NIEMALS die Modelle mit Gummiball verwenden! Es gibt auch Frauen, die Vollzeit arbeiten, ihr Baby ausschließlich mit Muttermilch ernähren und immer nur eine Handpumpe verwenden. Will die Frau häufiger und regelmäßig abpumpen, ist eine elektrische Pumpe anzuraten. Da gibt es unterschiedliche Modelle. Bei den Pumpen, die sowohl am Netz als auch mit Batterie betrieben werden können, habe ich gute Erfahrungen mit der MiniElectricPlus von Medela und der Lactaline, das ist die Pumpe in dem "Stilset mobil" von Ameda (jeweils um die 130,00 €) gemacht. Mit diesen beiden Pumpen ist es auch möglich ein Doppelpumpset zu verwenden. Von Medela gibt es dann noch die PumpInStyle, das ist eine größere Pumpe für den Privatgebrauch, die allerdings schon etwa 300,00 € kostet. Die großen, vollautomatischen Kolbenpumpen, die vor allem in den Kliniken verwendet werden und auch im Verleih erhältlich sind kosten zwischen 500 und 1500 € (im Verleih um die 1,50 €/Tag) und sind vor allem dann angesagt, wenn eine Frau die Milchproduktion mit der Pumpe aufbauen und über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten muss (z.B. nach einer Frühgeburt). Das Zubehör muss bei einer Mietpumpe immer gekauft werden, dabei ist es sinnvoll sich gleich das Zubehör zum Doppelpumpen anzuschaffen. Bei einer medizinischen Indikation kann der Frauenarzt oder Kinderarzt in Deutschland ein Rezept für eine Pumpe + Zubehör ausstellen, dann übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Miete und das Zubehör. Berufstätigkeit zählt nicht als Indikation. Generell habe ich bei den elektrischen Pumpen die besten Erfahrungen mit den Firmen Ameda und Medela gemacht. Die Avent Isis wird von den meisten Frauen auch als sehr angenehm empfunden, ist aber relativ teuer für eine Handpumpe, eventuell gibt es sie aber auch gebraucht. In jedem Fall sollten Sie sich von einer Stillberaterin in Bezug auf die Verwendung und Anwendung der Pumpe beraten lassen, denn Abpumpen ist nicht einfach "Pumpe dran und los". Es sollte eigentlich keine Frau eine Milchpumpe in die Hand bekommen ohne ausführliche Abpumpberatung. Ich hoffe, ich konnte Ihnen erst einmal weiterhelfen, solltenSie noch Fragen haben, bin ich gerne für Sie da. LLLiebe Grüße Biggi


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