Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Abends zusätzlich Flasche, Brust vom abendlichen Einschlafen entkoppeln

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Abends zusätzlich Flasche, Brust vom abendlichen Einschlafen entkoppeln

Anouka

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Liebes Stillberaterteam, unsere Tochter ist jetzt 6 Monate alt. Sie wurde bis vor einer Woche voll gestillt, jetzt bekommt sie Abends ein Fläschchen Pre Milch zusätzlich. Ab dem neuen Jahr möchte ich mit den Breimahlzeiten anfangen. Auslöser für das abendliche Zufüttern war ihre Unruhe, besonders in den Schlafstunden bevor wir ins Bett kommen. (Sie schläft bei mir im Bett). Zuletzt wurde sie alle 30-45 wach und wollte jedes Mal wieder trinken (trank auch richtig und nuckelte nicht nur). Unabhängig davon, dass für sie das Einschlafen mitlerweile stark an das Trinken an der Brust gekoppelt ist und sie bei jedem Aufwachen die Brust zu vermissen scheint, schien sie einfach nicht richtig satt zu werden und sich deshalb viele kleine Mahlzeiten zu holen. Seit sie nach dem abendlichen Stillen noch die Pre Milch bekommt schläft sie zumindest bis Mitternacht, ein par mal auch schon bis in die frühen Morgenstunden durch. Soweit so gut, nun zu meiner Frage: Da wir die Koppelung Brust/Einschlafen gerne etwas auflockern wollen (u.a. um ihr zu helfen beim kurzen Aufwachen auch wieder selbst einzuschlafen) gibt mein Freund ihr jetzt Abends die Flasche und bringt sie danach zum Einschlafen (nicht mit Flasche im Mund...) Die beiden haben eine sehr gute Beziehung und er hat eine Engelsgeduld, aber sie wehrt sich natürlich und vermisst ihr bekanntes Ritual. In den ersten Nächten brauchte sie ca. 1h zum Einschlafen, es ist jetzt schon etwas besser geworden aber sie weint und mault natürlich immer noch sehr. Tagsüber schläft sie beim Vormittagsstilen noch an der Brust ein, Mittags (und Nachmittags) im Tuch oder Kinderwagen. Einen Schnuller nimmt sie überhaupt nicht an und ohne Hilfen wie Brust, Tragen oder Schieben ist sie bisher auch nicht eingeschlafen (wir haben es ehrlich gesagt auch nicht wirklich probiert). D.h. in der neuen Abendsituation bleibt ihr jetzt neben dem Körperkontakt zu meinem Freund höchsten noch sein Finger zum nuckeln, den sie manchmal nimmt. Mein Gefühl ist eigentlich kein schlechtes, ich traue ihr und meinem Freund zu, dass sie das Einschlafen gemeinsam schaffen werden. Ich frage mich allerdings, ob ich ihr einen Gefallen damit tu, sie Vormittags noch an der Brust einschlafen zu lassen und auch Mittags nicht versuche eine ähnliche wie die Abendsituation (d.h. im Bett, ohne Brust) herzustellen um mit ihr zu "üben". Allerdings bin ich davon überzeugt dass sie noch viel weniger Verständnis dafür haben wird, wenn ich zwar mit im Bett liege, sie aber nicht mehr stille. Nochmal auf den Punkt gebracht: Würde ich meiner Tochter eher helfen sich an neue Schlafgewohnheiten zu gewöhnen wenn ich sie auch tagsüber ins Bett lege oder ist unser Ansatz "Mit Mama so - mit Papa eben anders" nachvollziehbar? Ich freu mich über eine Antwort, beste Grüße, Anouka


Biggi Welter

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Liebe Anouka, ehrlich gesagt: Mit 6 Monaten ist es meist noch zu früh und die Frage ist, woher die von dir geschriebenen "musts" kommen: Warum sollte sie tagsüber nicht mehr stillen? Warum sollte sie abends ins eigene Bett gehen können (gehen kann sie ja sowieso noch nicht) WIeso sollte sie ohne deine Brust einschlafen können? Du sprichst von einem 6 Monate alten Baby, nicht von einer Sechsjährigen, korrekt? Hast du gewusst dass ein junger Elefant eingeht, wenn er in den ersten 2 Lebensjahren nicht die PERMANENTE Anwesenheit seines Hauptbezugs"tieres" hat (kann auch ein Mensch sein...). Wenn ein Elefantenbaby zum Waisenkind wird bekommt es im Zoo selbstverständlich einen Pfleger zur Seite gestellt, der Tag und Nacht Hautkontakt bietet. Kein Mensch würde die Notwendigkeit dafür in Frage stellen. Und viele Erwachsene sind ihren Haustieren gegenüber toleranter als den Bedürfnissen unserer Babys. Wieso eigentlich? Von unseren eigenen Babys, die total unreif geboren werden, erwarten wir so viel mehr. Das ist ein Punkt, der viele Diskussionen auslöst und bei Mutter und Kind zu vielen Tränen führen kann: Das Kind soll "wach" ins Bett gelegt werden und alleine einschlafen können (was eine enorme neurologische Leistung darstellt). Wenn es aber nur an der Brust oder im Körperkontakt mit der Mutter einschlafen kann, dann verurteilen wir dies als schlechte oder gar schädliche Angewohnheit... Aber das ist es gar nicht! Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Ich kann dir dazu ein ganz interessantes Buch empfehlen, dass leider den gruseligen Titel "die neue Elternschule" trägt, von Margot Sunderland. Im Buch wird der Aufbau und die Entwicklung des menschlichen Gehirns vorgestellt und der Einfluss der Erziehung bzw. des Umgangs der Eltern mit dem Kind auf das kindliche Gehirn erklärt. Besonders schön sind die ersten Kapitel über Nähe. Dieses Buch hilft sogar bei genervten Phasen, weil es einem bewußt macht, wie sehr das Kind noch unfähig ist, seine Gefühle zu kontrollieren (geschweige denn seine Eltern zu manipulieren, wie man so oft hört!) und man kann sich dem Kind wieder besser zuwenden, ohne Angst, es zu "verwöhnen" oder andere katastrophale Fehler zu machen! Dein Kind verhält sich absolut normal, und wirklich, das Beste was du machen kannst (langfristig ist das für JEDEN von euch tatsächlich das Beste) ist, auf seine Bedürfnisse einzugehen!! Lass dir und dem Baby Zeit! LLLiebe Grüße, Biggi


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