15 Monate will nachts stündlich lange nuckeln

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: 15 Monate will nachts stündlich lange nuckeln

Hallo Biggi, ich habe gesehen, dass es viele Fragen zum Thema nachts stillen gibt, aber so richtig bin ich nicht fündig geworden:-) Unser Sohn ist jetzt 15 Monate alt, wurde die ersten 9 Monate voll gestillt, schläft im Familienbett und wir achten sehr darauf, bedürfnisorientiert zu handeln. Er hat einen sehr starken Willen, was sich auch in seinem Wunsch, gestillt zu werden, zeigt. Durch Kita-Start vor 2,5 Monaten haben wir es nun geschafft, dass er tagsüber gar nicht mehr gestillt wird (außer als er krank war) und erstaunlicherweise (man hört es ja immer wieder, ich hätte es trotzdem nicht gedacht) macht er in der Kita seinen Mittagsschlaf. Seit ca. 3 Monaten isst er tagsüber auch richtig gut und nimmt an der gesunden Familienkost teil, sodass für unser nächtliches Problem Hunger eigentlich ausgeschlossen werden kann. Der Kleine war schon immer ein "schlechter" Schläfer, hat sehr schwer und mit viel Gegenwehr in den Schlaf gefunden, im ersten Lebensjahr vor allem auch tagsüber und so sind wir auch tagsüber irgendwann dahin übergegangen, dass ich ihn in den Schlaf stille. Heute schafft er es wie gesagt mittags in der Kita, aber auch mal bei mir oder -leichter noch- bei meinem Mann in der Karre und wacht auch relativ zufrieden auf. Am Wochenende tagsüber und auch abends habe ich mehrfach versucht, ihn ohne Brust zum Einschlafen zu bekommen, aber er ist mittlerweile schon drauf konditioniert und schläft dann auch relativ schnell ein (10min). Wir haben kein langes Abendritual - irgendwie hat es nie so recht von den Zeiten geklappt, sodass er entweder statt Vorlesen doch lieber Laufen üben wollte oder aber schon so müde war, dass er geschrien hat. Das Stadium "schläfrig, aber wach", von dem ich immer wieder lese, haben wir bei ihm noch nie erlebt. Wir können mittlerweile die sehr feinen Signale der Müdigkeit bei ihm erkennen, auch wenn er meist trotzdem so viel Energie hat, dass er darüber hinweg weiter toben könnte. In der Regel isst er abends mit uns, dann wird je nach Signalen noch kurz ruhig gespielt oder es geht direkt ins Badezimmer zum Waschen, Zähneputzen, umziehen und wenn ich ihn ins Bett lege, ist er schon direkt bereit, an die Brust zu gehen und beim Nuckeln einzuschlafen (in den meisten Fällen). Damit habe ih mich generell arrangiert, aber leider kommt hinzu, dass er nachts nun wieder seit zwei Wochen im 40-80-minütigen Takt die Brust einfordert und dann auch nicht nur kurz nuckelt und weiterschlummert, sondern lange nuckeln möchte, manchmal kurz absetzt als ob er versucht dann allein weiterzuschlafen, dann aber wieder nuckelt. Das kann 30-60 Minuten dauern und da kann man sich ausrechnen, dass für mich nicht mehr viel Schlaf bleibt. Auch davor hat er mehrfach die Brust nachts eingefordert, aber meist reichte ein kurzes Nuckeln (5-10 min) und manchmal hat er 3 Stunden Schlaf am Stück geschafft und hat erst in den letzten 2 Stunden am Morgen häufiger nuckeln wollen. Nun ist es aber mittlerweile so anstrengend und durch meine Berufstätigkeit auch bald nicht mehr handelbar, dass ich keinen richtigen Schlaf bekomme. Ich habe in den letzten 3 Nächten mehrfach versucht, ihn anderweitig zu beruhigen (Singen, Kuscheln, sogar Tragen, Musik, Ruhe...) - er fand alles blöd, hat laut geschrien und geweint, um sich geschlagen, sich nach hinten gebogen, getreten usw. , sodass ich ihn am Ende nur mit der Brust wieder beruhigt hat. Ich weiß, vermutlich nicht besonders klug, da er jetzt weiß, er muss nur laut genug Theater machen, dann darf er wieder ran... Mein Mann hat es auch versucht, das war leider ebenso erfolglos. Hinzu kommt, dass er momentan morgens und auch nach dem Mittagsschlaf im Bett (am Wochenende) häufig schreiend/weinend aufwacht, sich auch nach hinten biegt und sehr unzufrieden ist. Auch hier lässt er sich kaum beruhigen und da möchte ich aber nicht damit anfangen, ihm in den Momenten die Brust anzubieten (zumal er es dann auch nicht einfordert / aber helfen würde es bestimmt). Ich bin dann bei ihm, versuche beruhigend auf ihn einzuwirken und ihn dann abzulenken und sobald er seinen Fokus auf etwas anderes aufnimmt, ist es wie vergessen... Aufgrund der nächtlichen Schlafsituation überlege ich nun, abzustillen. Eigentlich wollte ich gern warten, bis er von alleine nicht mehr mag, aber da wir irgendwann ein zweites Kind möchten und hier auf Kinderwunschbehandlung angewiesen sind, ist das Abstillen dafür auch Voraussetzung. Es wäre für mich auch in Ordnung, ihn noch ca. 3 Monate weiter zu stillen, aber nicht in der aktuellen nächtlichen Frequenz. Entschuldige den langen Text und nun die Frage: Hast Du einen Tip, wie ich entweder die Frequenz reduzieren kann oder würdest Du eher bei einem so willensstarken kleinen Kerlchen zum harten "Cut" raten und komplett abstillen? Ich habe von der Gordon.-Methode gelesen, aber das hinauszögern / früher lösen und ihn weiterschlafen lassen usw. hat bislang nie geklappt - oder müssen wir es einfach weiter probieren? Ich freue mich auf jeden Fall auf Deine Tips und Anregungen :-) LeibeN Dank im Voraus!

von jof am 31.05.2022, 12:10



Antwort auf: 15 Monate will nachts stündlich lange nuckeln

Liebe jof, kann es sein, dass dein Kind einfach noch nicht reif genug ist, um ohne die Brust zurecht zu kommen, dass die Umstellung doch nicht so einfach war? Dass er vielleicht einfach ein noch sehr hohes Saugbedürfnis hat? Ich bin überzeugt, dass bis auf die wenigen Ausnahmen, die extrem „pflegeleichte" Kinder haben jede Mutter diesen Punkt kennt, an dem Du jetzt bist. Die Zweifel nagen und die Frage stellt sich „Will mein Kind mich nicht doch manipulieren?" Da es nicht nur jede Menge Menschen gibt, die der Meinung sind, dass ein Kind möglichst früh lernen muss „was Sache ist", sondern auch Bücher, die ein Kind vom ersten Lebenstag an als Wesen hinstellen, das nur darauf aus ist, mit den Eltern und ihren Bedürfnissen in Konflikt zu treten, ist es nur zu verständlich, dass sich alle Eltern, die nicht diesem Strom folgen, sondern einen anderen Weg im Umgang mit ihren Kindern suchen, in Zeiten besonderer Erschöpfung oder einfach dann, wenn auch noch andere Dinge das Nervenkostüm sehr dünn werden lassen, nachdenklich werden: ist unser Weg wirklich gut oder ziehe ich mir einen Tyrannen heran? Als dreifache Mutter von ebenfalls keineswegs immer „pflegeleichten" Kindern, kenne ich diese Gedanken nur zu gut. Doch inzwischen, wo mein ältester Sohn bereits ein Erwachsener ist, bin ich froh, nie auf die „andere Seite" übergelaufen zu sein. Ich bin überzeugt, dass der Weg, das Kind zu achten und auf seine Bedürfnisse einzugehen, richtig ist und das nicht nur, wenn ich mir meinen Großen anschaue (und mal wieder froh bin, dass er ungefragt dafür sorgt, dass die Blumen, die ich vergessen habe, gegossen werden, er für mich zum Tanken geht oder plötzlich mit einer Tasse Kaffee neben mir steht, weil „Du ihn jetzt sicher brauchen kannst"), sondern auch wenn ich andere Kinder und inzwischen Erwachsene erlebe, die in ähnlicher Weise erzogen wurden und ebenfalls fröhliche und in sich ruhende Menschen sind. Ich schreibe das jetzt deshalb so detailliert, weil es mir ungemein geholfen hat, die älteren Kinder und Jugendlichen in den Familien von anderen LLL Stillberaterinnen zu erleben, als ich das Gefühl hatte, dass meine Kinder mich zuviel fordern und ich jetzt endlich auch mal wieder jede Nacht oder zumindest jede zweite schlafen will. Kannst Du deinem Kind noch etwas Zeit schenken und noch ein paar Wochen abwarten? Es kann gut sein, dass dein Baby die Milch einfach noch braucht, doch oft ist es der Hunger nach körperlicher Nähe und Geborgenheit, den die Kleinen stillen, und das ist völlig natürlich und normal. In drei Monaten kann das ganz anders aussehen, darum mach dich bitte jetzt nicht verrückt deshalb. Erinnere dich daran, wie viel bisher in 3-Monatsschritten passiert ist. Du kannst jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht. Die unruhigen Tage und Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst. In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiter entwickelt! Überlege dir auch einmal zu einem Stillgruppentreffen zu gehen und tausch dich dort mit den anderen Müttern aus. Vielleicht hast Du sogar das Glück so wie ich vor Jahren, dass Du dort Mütter oder eine Stillberaterin kennen lernst, die bereits ältere Kinder haben und Du kannst miterleben, dass es sich lohnt noch etwas durchzuhalten. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC). Wenn du nun aber wirklich abstillen möchtest - was dein gutes Recht ist -, dann musst du absolut konsequent sein und bleiben. Ganz herzliche Grüße Biggi

von Biggi Welter am 31.05.2022



Antwort auf: 15 Monate will nachts stündlich lange nuckeln

DANKE, liebe Biggi, bislang waren das auch genau meine Argumente und ich möchte auch nicht "die Seite wechseln", sondern dabei bleiben, ihm das zu geben, was er braucht. Mit Schlafmangel und einer gewissen Frustration, dass die Nächte für uns Erwachsene nicht "besser" werden, fängt man nur doch manchmal an zu überlegen, die Veränderung voranzutreiben, Jedoch babe ich auch gemerkt, dass meine Entscheidung dazu einfach noch nicht klar genug ist und ich es damit weder konsequent durchziehen könnte noch möchte. Ich gebe ihm noch Zeit und schau mich auch mal nach einem Stilltreffen in der Nähe um, da werde ich in der Großstadt hoffentlich fündig :-)

von jof am 31.05.2022, 13:28



Antwort auf: 15 Monate will nachts stündlich lange nuckeln

Liebe jof, ich danke DIR für die goldige Rückmeldung :-) Biggi

von Biggi Welter am 31.05.2022



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