Frage im Expertenforum Milch und Beikost - Ernährung von Babys und Kleinkindern an Anke Claus:

Was tun bei schlechtem Esser?

Anke Claus

 Anke Claus
Master der Ernährungsmedizin
Frage: Was tun bei schlechtem Esser?

"Annalena"

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Hallo, ich hoffe meine Frage fällt noch in das Forum, da meine Tochter schon 3 Jahre alt ist. Ich wende mich heute an Sie da ich nicht mehr weiter weiß und gerne eine Meinung von einem Experten hätte. Meine Tochter war noch nie ein guter Esser. Aber ich habe das Gefühl es wird immer schlimmer anstatt besser. Früher hat sie auch mal von Neuen Sachen probiert und hat eigentlich immer alles gegessen (nur in geringen Mengen). Nun ist es so das sie nichts Neues probiert. Es muss immer das gleiche geben. So kann ich natürlich sie nicht abwechslungsreich ernähren. Sie ernährt sich von: Nudeln, Kartoffeln, Reis, Möhren, Erbsen und Wurst. Alles andere wird vehement abgelehnt. Was ist Ihre Meinung dazu? Sollte ich mir Sorgen machen und es doch mit unseren Kinderarzt besprechen oder ist es in diesem Alter noch im Rahmen? Über eine Auskunft wäre ich Ihnen wirklich dankbar. Viele Grüße Ziara


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Liebe Ziara, Ihre Kleine ist ein Kleinkind und zeigt, wie viele Kinder in diesem Alter, recht deutlich, welche Vorlieben sie hat und was gerade nicht so der Hit ist. Das ist eine ganz übliche Entwicklungsphase. Kinder in diesem Alter haben ihren eigenen Kopf und entwickeln spezielle Vorlieben. Die Kinder sind wählerischer, haben keine Zeit zum Essen und schaffen oftmals nur Spatzenportionen. Und Neues probieren wollen sie auch nicht. Das kann ganz schön an Mamas Nerven zerren. Dieses ablehnende und wählerische Essverhalten kommt sehr häufig vor, Sie sind also nicht allein, und bringt viele Eltern zum Verzweifeln. Ich gebe Ihnen mal ein paar Hilfestellungen an die Hand, die oft viel bewirken. * Einfach immer wieder geduldig das Essen anbieten, aber nicht aufzwingen. Nehmen Sie sich viel Zeit für die gemeinsamen Mahlzeiten, setzen Sie sich gemeinsam mit dem Kind an den Tisch, ohne Fernseher oder andere Ablenkungen. Begrenzen Sie Mahlzeiten auf drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten. * Bieten Sie Ihrer Kleinen eine begrenzte Auswahl an Speisen an, und halten Sie die Portion auf ihrem Teller dabei eher klein. Fragen Sie nicht Ihre Tochter, was sie haben will. Versuchen Sie nicht angestrengt Mahlzeiten zu „finden“, die ihr schmecken könnten. Das ist überhaupt nicht angebracht und notwendig. Nein, Sie als Mama geben vor was es zu Essen gibt. Es kann eine gewisse Auswahl geben, bei der Ihre Kleine wählen kann. Ist nichts dabei, gibt es auch ansonsten nichts. Wenn die Kleine wenig oder gar nichts isst, bekommt sie auch nichts Beliebteres, sondern bis zur nächsten Mahlzeit nichts. Das ist nicht so schlimm. Also ruhig mal den Hunger zum Gehilfen machen. Und haben Sie keine Angst, dass Sie was falsch machen oder dass Ihre Kleine gar verhungern könnte. Das wird nicht passieren! Ihre Tochter ist da viel zu schlau, sie wird das nehmen was sie braucht. Das ist ganz wichtig, dass Sie das verinnerlichen! * Und dann lassen Sie sie einfach mal in Ruhe!!! Schauen Sie nicht auf ihren Teller, reden Sie nicht gut zu, maßregeln Sie sie nicht, motivieren Sie sie nicht,... Sie möchten doch auch nicht, dass Ihr Essen dauernd kommentiert wird, oder? Essen Sie selbst mit Genuss, unterhalten Sie sich am Tisch über angenehme Dinge. Auch wenn es schwerfällt. Ich weiß, es ist nicht so leicht, aber versuchen Sie es mal eine Zeit lang aus. * Ziehen Sie Mahlzeiten nicht in die Länge. Nach etwa 30 Minuten sollte das Essen beendet sein, egal ob aufgegessen oder nicht. Dann ist wieder Spielzeit etc. Mehr gibt’s nicht. Dann geht er halt mal hungrig ins Bett. * Ihre Kleine ist in einem Alter, in dem man sie schon sehr gut ins Einkaufen, Zubereiten, Tisch decken…einbeziehen kann. Das „Selbstgekochte“ schmeckt immer am besten und erfüllt die Kleinen mit Stolz. * Stellen Sie das Essen nicht zu sehr in den Mittelpunkt. Je weniger Sie dem Verhalten des Kindes Bedeutung beimessen und je weniger Sie erzwingen, umso mehr wird sich Ihre Kleine am Essen interessieren. Ein ganz wichtiger Punkt: Leben Sie Ihrer Tochter als Vorbild abwechslungsreiches Essen vor. Zeigen Sie ihr wie viel Freude das Essen macht. Besetzen Sie das Essen positiv. Vermeiden Sie Tadel, Zwang und zu große Aufmerksamkeit gegenüber ihrem Verhalten. Wenn sie sieht wie viel Spaß Sie selbst am Essen haben, motiviert sie das mit am besten. Sehen Sie das Essen weniger als Schwierigkeit, sondern mehr als Freude und Genuss. Gehen Sie mit Freude und positiven Gedanken ans Essen heran, dann bin ich mir sicher löst sich vieles von ganz allein. Das hört sich alles so einfach und plausibel an. Und im Grunde ist es das doch auch. Auch wenn das nicht gleich von heute auf morgen klappen wird. Hören Sie aber auf Ihr mütterliches Bauchgefühl, Sie kennen Ihr Mädchen am besten. Haben Sie das Gefühl etwas „stimmt“ nicht, sprechen Sie den Kinderarzt darauf an. Es ist ganz entscheidend, dass Sie sich sicher sind, dass alles in Ordnung ist und keinen Zweifel haben. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Tochter alles Liebe! Herzliche Grüße Anke Claus


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