Frage im Expertenforum Milch & Fläschchen an Luise Thun:

Verhalten beim "selber essen" (1-jähriges Kind)

Luise Thun

 Luise Thun
Master der Ernährungswissenschaft
Frage: Verhalten beim "selber essen" (1-jähriges Kind)

AndreaZ

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Hallo, mein Sohn ist gerade ein Jahr alt geworden und war schon früh begeistert davon, selbst zu essen statt "nur" gefüttert zu werden. Gerade Fingerfood liebt er über alles. Ich gebe ihm trotzdem noch gerne ab und zu Brei (z.B. Abends ein Milchbrei oder morgens eine Art Müsli mit Joghurt und Obst). Mittlerweile ist er auch schon ziemlich gut mit dem Löffel und schafft es, festeren Brei selbst in seinen Mund zu befördern. Das er dabei Sauerei macht ist klar und nicht weiter schlimm. Nun zu unserem Problem: Zur Zeit isst er (wenn überhaupt) nur noch wenige Löffel "normal" und fängt ziemlich schnell an mit Löffel und Brei zu spielen statt zu essen. Er klatscht z.B. mit dem Löffel auf den Brei, was herrlich rumspritzt, oder er hebelt den vollen Löffel mit Schwung aus der Schüssel, so dass der Inhalt durch die Gegend fliegt. Auch wenn ich seinen Spaß gut verstehen kann, möchte ich diese Spiele eigentlich nicht mehr mitmachen. Die Sauerei ist nicht mehr vertretbar und ich muss dadurch sehr viel Essen wegwerfen was ich nicht mag. Deshalb meine Fragen an Sie: - Ist das Spielen ein Zeichen dafür, dass er eigentlich satt ist? Selbst nach wenigen Löffeln? - Oder ist sein Verhalten ein Zeichen dafür, dass er grundsätzlich nichtmehr so gerne Brei isst? - In letzter Zeit habe ich ihm schon ab und zu abends noch ein Fläschchen Premilch nach dem Brei gegeben, das er gerne trinkt und auch jedes Mal geleert hat. Also kann er nicht sooo satt gewesen sein, oder? Ist das als Zwischenlösung okay? - Wie kann ich im akuten Moment auf sein Spiel reagieren, um es zu unterbinden, ohne ihm dabei den Spaß am Essen zu verderben? - Haben Sie gute Ideen für Alternativen zu Milchbrei und Müsli, die ich ihm als Fingerfood anbieten könnte? Da er sehr leicht Verstopfung kriegt, möchte ich ihm nicht ständig nur Brot füttern und gerade die Milchprodukte sind nun mal in der Regel nicht "fest"... Danke für Ihre Hilfe und beste Grüße, Andrea


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Liebe Andrea, Ihr Sohn hat Freude an neuen Geschmäckern und der festen Nahrung – das ist doch wirklich toll! Das Spielen, Matschen und Runterwerfen von Essen ist für das Alter gar nicht so ungewöhnlich. Ihr Kleiner macht gerade eine schlichte aber für ihn superinteressante Erfahrung. Er hat das Spritzen des Breies und die Schwerkraft entdeckt. Ihr Kleiner merkt, dass er bei Mama damit auch ein paar „Empfindungen“ auslöst. Das sind für Ihren Kleinen tolle, neue Entdeckungen. Machen Sie am besten keine große „Geschichte“ draus. Sonst lernt Ihr Kind weiter nur, dass es mit dieser Verhaltensweise viel Aufmerksamkeit bekommt. Und das gefällt den Kleinen besonders: „Das ist so toll, dass sich mir alle so intensiv zuwenden. Da matsche ich doch morgen gleich wieder rum.“ Eines Tages macht es „klick“ und Ihr Sohn hat kapiert, dass er diese Sachen viel lieber isst/trinkt als runter zu schmeißen oder zu zermatschen. Nehmen Sie es bis dahin gelassen. Sie schreiben, dass Ihr Sohn viel Freude an Fingerfood hat. Dann stellen Sie doch auch gerne komplett auf Familienkost um. Hier mal ein allgemeiner Plan fürs Kleinkindalter: Morgens: Milch + Brot oder Müesli Vormittags: Obst + Knabberei, nur Knabberei, nur Obst oder Getreide-Obst-Brei, hin und wieder ein kleiner Joghurt Mittags: Gemüse, Beilage und 2-3 mal Fleisch und einmal Fisch Nachmittags: nach Bedarf etwas Obst + Knabberei oder Getreide-Obst-Brei, hin und wieder ein kleiner Joghurt Abends: Milchbrei mit Obst, Brot + Käse plus Gemüsesticks, Milch, Müesli Zwischendurch Getränke wie Wasser oder Tee ganz nach Bedarf. Ich würde das Fläschchen Milch am Abend nicht wieder einführen. Bieten Sie Ihrem Sohn lieber ein paar Brothäppchen mit weichem Gemüse und einen Becher Milch an. Dies wäre auch eine Alternative zum Müesli am Morgen. Als Getreidekomponente können auch gerne mal ein paar kindgerechte Knabberprodukte hergenommen werden. ( https://shop.hipp.de/beikost/produkte/zum-knabbern.html; https://shop.hipp.de/kinder/produkte/zum-knabbern.html ) Nach dem ersten Geburtstag reichen etwa 300 ml Milch - am besten auf zwei-drei Mahlzeiten am Tag verteilt. In diese Empfehlung werden einberechnet: Die Trinkmilch (Säuglingsnahrung oder Kuhmilch) alleinig oder zum Brot, das Müesli, der Milchbrei, der Käse auf dem Brot, ein Joghurt zwischendurch. Auch andere milchhaltige Mahlzeiten wie Milchreis, Pudding, Pürees mit Milch, Milchshakes, mit Käse überbackene Aufläufe etc. sind geeignet und zählen dazu. Am besten ist immer ein Mix an verschiedenen Milchprodukten. Zum Mittag können Sie anstatt des Breies auch von der Familienkost etwas anbieten. Diese ist dann nicht ganz so breiig und „spritzfreudig“.  Ziehen Sie die Mahlzeiten auch nicht in die Länge. Vielleicht ist Ihrem Kleinen langweilig und er spielt daher mit dem Essen. Nach etwa 30 Minuten sollte das Essen beendet sein, egal ob aufgegessen oder nicht. Dann ist wieder Spielzeit etc. Auch wenn es schwer fällt. Ich weiß, es ist nicht so leicht, aber versuchen Sie es aus: bieten Sie Ihrem Sohn eine Auswahl an Speisen an, die Portion auf seinem Teller dabei eher klein halten. Und dann lassen Sie ihn einfach mal in Ruhe! Schauen Sie nicht auf seinen Teller hin. Maßregeln Sie ihn nicht, motivieren Sie ihn nicht, interessieren Sie sich nicht für sein Essverhalten. Essen Sie und die Familie selbst mit Genuss, unterhalten Sie sich am Tisch über angenehme Dinge. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Kleinen alles Gute. Sie sind ein gutes Team und meistern auch diese Phase. Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende! Luise Thun


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