Frage im Expertenforum Milch und Beikost - Ernährung von Babys und Kleinkindern an Veronika Klinkenberg:

Soll man sein kind absichtlich "hungern" lassen?

Veronika Klinkenberg

 Veronika Klinkenberg
Ernährungsberaterin
Frage: Soll man sein kind absichtlich "hungern" lassen?

LieschenHH

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Hallo, meine Tochter (fast 4) geht seit vier Wochen in den Kindergarten. Sie ist seit jeher ein eher schwieriger Esser, und so wundert es mich nicht, dass sie das Mittagessen in der Kita bisher auch nicht anrührt. Wenn ich sie gegen 14 Uhr abhole, ist sie völlig ausgehungert, meist hat sie auch den ganzen Tag nichts getrunken, also bringe ich ihr beim Abholen ein belegtes Brot mit und sehe zu, dass sie zuhause auch ordentlich trinkt. Mit der Erzieherin habe ich heute darüber gesprochen, und sie empfahl mir, meiner Tochter nichts zu essen zu geben, bis das Abendessen (bei uns gegen 18 Uhr) stattfindet, damit sie lernt, dass sie in der Kita essen muss, wenn sie keinen Hunger haben will. Sie nennt diese Herangehensweise "pädagogisch". Ich bin da aber sehr im Zweifel. Erstens empfinde ich es als Strafe, ein Kind absichtlich hungern zu lassen, nur weil es in der Kita nicht gegessen hat. Zweitens bezweifle ich, dass es gesund sein soll. Überdies hat es für mich auch irgendwas damit zu tun, dass ich den Willen meiner Tochter mit solchen Maßnahmen brechen soll, das ist m. E. in keiner Phase der Menschwerdung besonders wünschenswert und hat ja schon was von Folter an sich. Ich würde lieber darauf setzen, dass sie mit der Zeit ihren Widerstand von selbst aufgibt - weil SIE es will, nicht weil man sie zwingt. Wie stehen denn Sie zu diesem Thema? Viele Grüße Lieschen


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Liebes „Lieschen“ Es freut mich, dass Sie sich vertrauensvoll an mich wenden. Ich kann Ihre Gedanken gut nachvollziehen und gebe gerne meine Meinung dazu. Ihr Töchterchen geht seit vier Wochen in den Kindergarten. Das ist sicher etwas ganz Neues, Aufregendes für sie, an das sie sich erst einmal gewöhnen muss. Die vielen Altersgenossen, die Unruhe, ungewohntes Essen, alles ist erst einmal fremd. Es ist ganz normal, dass es einige Zeit in Anspruch nimmt, bis Ihre Maus damit vertraut ist, sich auf dieses Abenteuer einlässt. Bis abends hungern zu lassen, da stimme ich Ihnen zu, das ist auch aus meiner Sicht nicht der richtige Weg. Sicher können Sie Ihr Kind aber behutsam in die richtige Richtung steuern. Eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Kinder ein gesundes Essverhalten lernen, sind feste Mahlzeiten in ruhiger Atmosphäre gemeinsam am Tisch. Deshalb würde ich der Kleinen kein belegtes Brot beim Abholen mitbringen. Das wird schnell zur Gewohnheit und die Kleine behält in Ihrem Köpfchen „wenn ich nichts esse kommt ja eh Mama und versorgt mich“. Besser wäre meiner Meinung nach sich zu Hause an den gemeinsamen Tisch zu setzen und miteinander eine gesunde kleine Mahlzeit zu verspeisen. Ich schätze Ihr Töchterchen als ein sehr quirliges aktives Mädchen ein, dass sich nicht gerne die Zeit zum Essen nimmt. Da sind immer wieder kleine Snacks zwischendurch oder aber eine Brotzeit, die man unterwegs verzehren kann, gerade richtig. Das trainiert aber auf lange Sicht ein falsches Essverhalten. Sicher wird sich Ihr Spatz bald mit den Gegebenheiten im Kindergarten arrangieren, mit Interesse verfolgen, dass alle mit Freude am Tisch sitzen und mit Genuss essen. Das weckt ihr Interesse es den anderen Kindern gleich zu tun. Als Ernährungsexpertin bin ich hier nicht so die Fachfrau. Vielleicht stellen Sie die Frage noch im Nachbarforum bei Frau Gaby Ochel-Mascher. Sie hat bestimmt zusätzliche Tipps für Sie. Sonnige Grüße Veronika Klinkenberg


waschbaer

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Bei uns müssen alle Kinder Brotzweit machen wieviel sie da essen ist ihre Sache . Und die Kinder werden auch angehalten zutrinken Wenn sie dort kein Mittagessen isst ,warum hast du sie angemeldet


LieschenHH

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Warum ich sie angemeldet habe ist ja wohl rhetorisch gemeint, oder? Warum gehen Kinder in die Kita??? Das ist doch gar nicht der Punkt. Sie frühstückt zuhause (das ist in dieser Kita so geregelt), allerdings isst sie morgens auch nicht viel, und um 12 gibt es Mittag in der Kita. Und das isst sie eben nicht. Die Alternative wäre also, sie gar nicht in die Kita zu schicken, dann kann ich aber auch nicht arbeiten. Mir geht es darum, dass ich wissen will, wie ich diesen "pädagogischen Ansatz" des Hungern-Lassens werten soll. Ich finde das nicht richtig, möchte aber mal eine Einschätzung von fachkundiger Seite dazu.


waschbaer

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Gibt es im Kiga nicht die Möglichkeit vormittags eine Kleinigkeit zuessen (ausser mittag) Hungern lassen würd ich sie auch nicht , Die erzieherinnen könnten sie ja wenigstens zum Probieren animieren . Bei uns wird einem dann nahe gelgt das Mittag essen abzumelden wenn die Kinder da nicht essen ,weil es ja extra kostet. Sie müssen vormittags eine Brotzeit machen das wird sogar im plan abgehackt damit auch alle etwas essen zwischen 9 und 11 U Meine ist im Kiga und ich arbeite nicht ,Kigabesuch hat ja nichts mit Arbeiten der Eltern zutun .


LieschenHH

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Was die Kosten angeht, macht es in Hamburg keinen Unterschied, ob ich sie mit oder ohne Mittag anmelde. Was so oder so bleibt, ist eine sehr lange Zeit ohne Essen. Eine Brotzeit ist nicht vorgesehen, es sei denn, irgendein Kind hat Geburtstag und bringt was mit. Trinken läuft über eine ominöse Wasserspende-Anlage, die ich in den vier Wochen, die wir jetzt da sind, meist defekt erlebt habe. Und als ich einmal davon getrunken habe, um mir einen Eindruck zu verschaffen, wie das Wasser so ist, hatte ich den Eindruck, jemand hat da seinen Fensterreiniger untergerührt. Kann also verstehen, dass meine Tochter das nicht trinken mag. Hab ihr jetzt ne Trinkflasche gekauft, allerdings werden solche "Extrawürste" dort nicht gern gesehen, irgendwie geht es wohl um die völlige Anpassung ans System - aus Erziehersicht bestimmt auch vorteilhaft, wenn es klappt. Vielleicht bin ich ja auch zu pingelig? Aber da macht man sich nun jahrelang einen Kopf, was das Kind zu essen und zu trinken bekommt, wie viel und ob aus nem Plastikbecher oder Glas oder oder oder - und dann kommen da so halbseidene Sparsysteme, in die man sich klaglos fügen soll? Und was ist denn nun tatsächlich die Konsequenz? Keine Kita? Andere Kita? Sie fühlt sich da ansonsten wohl - und aus sozialen Gründen, weil sie sehr schüchtern ist, würde ich sie gern da lassen. Einen gescheiterten Versuch haben wir nämlich schon hinter uns.


LieschenHH

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Vielen Dank für Ihre Antwort. Ich habe die Frage jetzt noch mal im Forum von Frau Schuster gepostet, weil Frau Gaby Ochel-Mascher Kindergartenfragen nicht beantwortet. Viele Grüße LieschenHH


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Hallo, vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Das ist eine wichtige Info für mich. Auch die Anwort von Frau Schuster würde mich sehr interessieren. Einen schönen Tag Veronika Klinkenberg


LieschenHH

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Hallo Frau Klinkenberg, da es Sie interessiert, hier die Antwort von Frau Schuster. Leider wird deren praktikabler Vorschlag so nicht umsetzbar sein, weil Eltern beim Kita-Essen nicht erwünscht sind (das hatte ich nämlich schon selbst vorgeschlagen). Nun, ich werde das weiter mit Frau Schuster diskutieren. Danke noch mal - und hier die Antwort von Frau Schuster: "Damit Ihre Tochter erfährt, dass das Essen im Kiga und in der Gemeinschaft auch Spaß machen kann schlage ich Ihnen vor einen Kompromiss zu schließen, den Sie mit der Erzieherin absprechen und natürlich auch mit Ihrer Tochter: Bis zu einem bestimmten Datum, wie z.B. bis zu ErnteDank oder St. Martin darf Ihre Tochter während der gemeinsamen Kiga-Mahlzeit zum Gewöhnen ihr eigenes, mitgebrachtes Butterbrot, Müsli, Obst usw. essen, wenn sie dafür das angebotene Getränk trinkt, da sich Tee o.Ä. schlecht in der Kiga-Tasche mitnehmen lässt. Dass das Getränk auch genießbar ist :-) beweisen Sie ihr, indem Sie selbst einmal davon mit Genuss trinken. Wichtig ist, dass Sie betonen, dass dieses Entgegenkommen nur zur Eingewöhnung gilt, damit die Erzieherinnen nicht argumentieren, dass dann ja jedes Kind die gleichen Ansprüche (außerhalb einer Gewöhnungs-Phase) geltend machen kann. Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?"


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Liebes "Lieschen", vielen Dank, dass Sie an mich gedacht haben und mir die Antwort von Frau Schuster mitteilen. So wie ich Frau Schuster verstehe, schlägt Sie vor, dass Ihr Töchterchen ihr eigenes Essen mitbringen und das für eine abgemachte Zeit dann im Kindergarten essen darf. Dabei müssen Sie als Mutter nicht anwesend sein. Manche Kinder essen das Kindergartenessen nicht, weil es ihnen fremd ist. Sie bleiben lieber bei dem was sie von zuhause kennen und was ihnen Sicherheit gibt. Vielleicht klappt das ja und Ihr Mädchen schafft es sich nach einer gewissen Gewöhnungszeit auf das neue Essen einzulassen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg Veronika Klinkenberg


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